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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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Spritzer Duschgel unters fließende Wasser gab. »Tut mir leid, ich habe kein Schaumbad«, entschuldigte er sich mit schiefem Grinsen.
Die Spitzen seiner Haare lockten sich im Dampf und ließen ihn jünger aussehen. Dann lächelte er mich an, lächelte mich richtig an. Dieses Lächeln ließ mich meine Nacktheit vergessen, meinen Körperumfang, meine Größe, meine Sommersprossen, die ganze Blässe meiner Haut. Ich vergaß mich selbst. Er kam, um mich in die Wanne zu holen, und ich brach vor Lachen zusammen. Ich schloss meine Augen und ballte meine Hände zu Fäusten, grub meine Nägel in meine Handflächen, bis es wehtat.
    »Ja, es war letzte Woche«, bestätigte ich nickend. Und ich lächelte. Gott, mein Gesicht schmerzte bei diesem Lächeln. Wann würde das ein Ende haben? »Wo geht Ihr beide heute Abend denn hin?« Ich sah zu Caroline und Bernard hoch. Caroline schaute zu Bernard. Er verlagerte sein Gewicht auf der Couch.
    »Vielleicht ins Kino?«, bot er an. Carolines Schultern sanken herab. Ich wusste, was sie dachte. Sie wollte in gedämpftem Licht Cocktails trinken. Immerhin trug sie bei der zweiten Verabredung das Outfit für eine vierte Verabredung. Sie hoffte eindeutig darauf, dass mehr passierte. Sie hatte diesen Mann gern. Hatte ihn mehr als nur gern. Sie hatte ihn richtig gern. Ich hatte sie noch nie zuvor so gesehen.
    »Vielleicht gehen wir erst einmal etwas trinken?« Sie blickte ihn vielsagend und verführerisch an.
    »Wenn wir die Sieben-Uhr-Vorstellung schaffen wollen, gehen wir besser direkt hin.« Bernard war nicht von der Idee abzubringen.
    Caroline trug es mit Fassung. »Sicher. Warum also nicht? Wir können genauso gut schon jetzt losgehen. Runter mit dem Pimm’s.« Sie stand auf und ging in die Diele, um ihren Mantel – genauer gesagt, meinen Mantel – zu holen. Wie auch immer, Bernard und ich standen gleichzeitig
auf. Meine Beine kribbelten. Ich war froh um den Schmerz. Er war Teil meiner Buße, Balsam für mein schlechtes Gewissen. Ich verdiente ihn. Begrüßte ihn. Der Schmerz ließ mich ein wenig schwanken. Bernard packte mich an den Schultern. Das Verlangen in mir überrollte mich wie eine Lawine. Ich machte einen Schritt zurück, sodass seine Hände ausgestreckt waren, ergriff eine davon und schüttelte sie, um mich ins Gleichgewicht zu bringen. »Einen schönen Abend. Wir sehen uns am Montag.«
    »Ja, wir sehen uns am Montag.« Bernard lächelte sein sanftes Lächeln. »Bis dann, Shane.« Sie schüttelten sich nicht die Hände. Bernard drehte sich schnell um und verließ das Zimmer. Caroline rief einen eiligen Abschiedsgruß von der Diele aus, sauste aber schnell noch einmal zurück, um uns ein leises »Wartet nicht auf mich« zuzurufen, bevor sie die Tür hinter sich zuschlug. Ohne Shane anzuschauen, sagte ich ihm, dass ich duschen würde, und verließ das Zimmer so schnell ich konnte, ohne mich noch einmal umzudrehen.

28
    Ich fuhr zum Haus meiner Mutter, Shane setzte ich unterwegs in der Stadt ab.
    »Sag deiner Familie schöne Grüße von mir.« Er löste den Sicherheitsgurt.
    »Ja, natürlich.« Ich konnte es nicht erwarten, dass er ausstieg, aber er ließ sich Zeit. »Was wirst du ihnen sagen?«, fragte er.
    »Ich sage einfach nur, dass du zu einer schon seit langem vereinbarten Verabredung musst, die du nicht absagen konntest. Sie werden es dir nicht übelnehmen.« Das stimmte, das würden sie nicht. Und sie würden auch nicht überrascht sein.
    Er hatte die Güte, betreten dreinzuschauen. »Ich könnte mitkommen. Wenn du es wirklich möchtest. Ich könnte Pauline anrufen …« Er verstummte, wartete auf meine Antwort. Ich kam ihm entgegen. Es war einfacher so.
    »Auf keinen Fall. Geh du ruhig und hab eine schöne Zeit. Soll ich dich später irgendwo auflesen?«
    »Nein, mach dir keine Sorgen. Ich nehme die öffentlichen Verkehrsmittel und treffe dich dann wieder in der Wohnung, okay, Baby?« Er gab mir einen Kuss und stieg aus, der Wind wehte ihm das Haar aus dem Gesicht. Dann warf er mir eine Kusshand zu, ordnete seine Haare und war weg. Fast augenblicklich zündete ich mir eine Zigarette an, meine Hände zitterten schlagartig. Ich fuhr langsam, nahm mir Zeit zum Nachdenken, bevor ich bei Mam ankam.
Caroline und Bernard. Diese Worte drehten und drehten sich in meinem Kopf, bis er davon schmerzte. Was empfand Bernard für Caroline? War er verrückt nach ihr? Wie hätte er es nicht sein sollen. Jeder war es. Und wo stand ich? Und was war mit Shane?
    Die Auffahrt zu Mams Hause

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