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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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deinen Rat angenommen, bin rausgegangen, habe mich in einem Kurs eingeschrieben, und da war sie. Sie heißt Lily, und sie ist vollkommen.« Noch nie hatte ich ihn so glücklich und entspannt gesehen. Ich lächelte ihn begeistert an.
    »Was für einen Kurs hast du belegt?« Ich war neugierig.
    »Kindererziehung«, sagte er, ohne aus dem Takt zu geraten. »Ich dachte mir, der müsste voll von ausgenutzten und lieblos behandelten Frauen sein. Und ich hatte Recht.« Seine Augen leuchteten angesichts seiner Findigkeit.
    »Du meinst, voll mit verheirateten Frauen.« Ich war entsetzt über das Monster, das ich erschaffen hatte.
    »Lily ist eine alleinstehende Mutter. Ich würde niemals mit einer verheirateten Frau ausgehen.« Ethan streckte sich zu seiner ganzen Größe auf und verschränkte energisch die Arme vor der Brust.
    »Nun, dann viel Glück damit. Lass mich wissen, wie sich die ganze Geschichte für dich weiterentwickelt.«

    »Freust du dich denn nicht für mich, Grace?« Ethan sah mich mit seinen großen, besorgten Augen an, und mein Herz schmolz dahin.
    »Natürlich tu ich das. Lily kann von Glück reden, dich getroffen zu haben. Und ihr Baby auch. Wie alt ist das Baby?«
    »Siebzehn, nächsten Monat.«
    »In diesem Alter sind sie so niedlich.«
    »Genau genommen ist er nicht so niedlich. Um ehrlich zu sein, sind Pubertierende das nur selten.«
    »Willst du damit sagen, dass er siebzehn JAHRE alt ist?«
    »Eigentlich sogar achtzehn, nächsten Monat. Ich nehme ihn mit zum Fischen.«
    Bevor ich an die Decke gehen konnte, bemerkte ich, dass Caroline auf uns zukam, und ich lief davon wie ein Greyhound beim Hunderennen. Ich weiß, ich weiß, aber ich konnte ihr einfach nicht gegenübertreten.
    Zurück im Ballsaal versteckte ich mich sin einer dunklen Ecke. Clare und Richard tanzten. Na ja, ich sage tanzen, aber tatsächlich standen sie einfach nur auf dem Tanzparkett, die Arme umeinandergeschlungen, und wogten sanft hin und her, während die Band ein schnelles, lautes Lied schmetterte. Scheinbar hatte ich den Tanz mit dem Trauzeugen verpasst, aber er wirkte nicht allzu verstimmt, so, wie er sich auf eine meiner Cousinen aus Offaly konzentrierte (nicht diejenige, die ihre Augen so seltsam verdrehen konnte). Es hatte allerdings den Anschein, als wäre sie etwas verstimmt.
    Meine Mutter und Mrs Ryan waren tief in eine Unterhaltung versunken, inklusive jeder Menge Kopfschütteln und Händeringen. Wahrscheinlich sprachen sie über Pearce. Ich sah mich nach Bernard um, entdeckte aber keine Spur von ihm. Shane war an der Bar und machte sich
an eine langbeinige Blondine mit herausfordernd schweren Brüsten und sehr kurzen, abstehenden Haaren heran. Solche Haare hätten an den meisten Frauen lächerlich ausgesehen, aber sie sah fantastisch damit aus. Ich wette, ihr Name war Mercedes. Oder Portia.
    Ich trat die Flucht auf die Damentoilette an und bespritzte mein Gesicht mit kaltem Wasser. Dann tat ich mein Bestes, um meine Haare in Ordnung zu bringen, und steckte die dicken Strähnen, die sich im Lauf des Tages gelöst hatten, wieder fest. Ich dachte über Bernard nach, voller Hass auf mich selbst. Eines wusste ich sicher: Ich wollte ihn. Ganz ernsthaft. So einfach war das.
    Wieder im Ballsaal. Die Band war zurückgekehrt (von ihrer dritten Pause) und entschädigte uns für ihre Abwesenheit mit einer Hommage an Queen. Der Leadsänger wirkte mit seinem durchtrainierten Körper und den akrobatischen Nummern mit dem Mikroständer wie ein Doppelgänger von Freddie Mercury.
    »Komm tanzen.« Laura zog mich an der Hand. Wenn sie sich von Peter abwendete, wirkte er wie ein Taucher ohne Sauerstoffflasche. Ethan tat so cool wie einst James Dean, und Norman versuchte zwei von Richards schwulen Cousins abzuschütteln. Immerhin forderte er es mit seiner rosafarbenen Röhrenhose und seinem Oberteil mit Fledermausärmeln wirklich heraus. Im Übrigen genoss er die Aufmerksamkeit.
    Ich schlich mich um die Gruppe herum, indem ich so tat, als würde ich tanzen gehen, und ließ meine Augen die Wände des Saals entlangwandern. Schließlich entdeckte ich sie.
    Sie stand mit Shane in einer dunklen Ecke, ihre Köpfe steckten zusammen, sein Arm lag um ihre Schultern, die sich zitternd hoben und senkten. Ich konnte sehen, dass sie
weinte, und das Messer in meinem Herzen drehte sich herum. Shane musste gespürt haben, das ich sie anstarrte. Er schaute hoch und fing meinen Blick auf. Die Kälte in seinem Gesicht ließ mich erschaudern. Links von mir

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