Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
Vom Netzwerk:
vergewissern, dass er es sich nicht in letzter Minute anders überlegte. Er tat es nicht, und ich ging benommen hinaus. Ich weiß nicht, für wen er mich hielt, aber es fühlte sich gut an. Es fühlte sich fantastisch an.

13
    Weil heute der Lohn ausgezahlt wurde und ich gerade befördert worden war, war es das Naheliegendste, nach der Arbeit im O’Reilly’s zu feiern. Außer Laura und Peter, die seit dem vergangenen Freitag nicht mehr aufgetaucht waren, war jeder mit von der Partie. Beide hatten sich heute Morgen »krankgemeldet«. Laura hatte mir nicht einmal eine SMS mit Peters Maßen geschickt – was sie sonst immer bei ihren neuen Eroberungen machte -, sodass ich befürchtete, sie hätte ihre Goldene Regel hinsichtlich eines Verhältnisses mit einem Mann, mit dem sie vögelte, gebrochen … Aber das war lächerlich, oder?
    Ich sammelte das ein, was nach dem Wochenende von Ethan, Norman und Jennifer übrig war, und schleppte sie Punkt 17 Uhr über die Straße. Nicht einmal mein neuer Status als »EDV-Haftpflicht-Beraterin« (diesen Titel hatte ich mir ausgedacht) konnte mich dazu verleiten, eine Minute länger als erforderlich im Büro zu bleiben.
    »Eine Flasche, nein, ZWEI Flaschen von eurem besten Prosecco«, rief ich Shay, dem Kellner, zu, der sich schweigend an die Arbeit machte. »Und Kartoffelchips«, fügte ich großzügig hinzu, »jede Menge von diesen superleckeren Chips. Heute ist mir für meine Freunde nichts zu gut.« Ich wartete darauf, dass Shay nach dem Grund für meine Feierlaune fragte, und erklärte es ihm bereitwillig, als er das nicht tat.
    Seine Reaktion war enttäuschend.

    »Wenn nichts mehr hinzukommt, Grace, wären es dann 69,30 Euro.« In Gedanken an meine fette Gehaltserhöhung bezahlte ich mit nagelneuen Geldscheinen. »Nimm dir auch etwas zu trinken, Shay, du bist eingeladen.« Schließlich willigte er ein, ein Soda mit Limette zu nehmen, sagte aber nein zu einer Packung Chips mit Baconflavor, weil sie ihm angeblich Blähungen verursachten.
    Ethan machte sich Sorgen wegen des neuen Computersystems. Seit im Supermarkt unterhalb unseres Büros das computergestützte Kassensystem eingeführt worden war, war er von der Vorstellung besessen, dass Computer weltweit die Macht übernahmen.
    »Wie müssen sich die Kassierer und Kassiererinnen fühlen«, meinte er bekümmert, »wenn sie feststellen, dass ihre Arbeit viel effizienter von, na ja, Maschinen ausgeführt wird?« Ich nahm seine kalten, schmalen Hände in meine und rieb sie sanft.
    »Komm schon, Ethan, es ist doch nicht so, dass sie Computern beibringen können, wie man kreative Marketingpläne erstellt, oder?« Er schien nicht überzeugt zu sein und tröstete sich mit einem großen Schluck Prosecco – zu diesem Zeitpunkt waren wir bei unserer dritten Flasche.
    Norman hielt meine Beförderung für überzogen, aber andererseits war er der Meinung, dass alles mehr oder weniger überzogen war, vor allem nach ein paar Gläsern Prosecco.
    »Grace, Süße«, lallte er, »du bist eine außergewöhnliche Frau.«
    Jennifer wollte wissen, was Shane über die Beförderung dachte. »Ich habe ihm heute Nachmittag eine Nachricht hinterlassen«, sagte ich strahlend. »Er wird sich bei mir melden, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt.«
    Ich schickte ihm auch eine E-Mail und eine SMS, aber
das erzählte ich Jennifer, die mich mit ihrem üblichen, mir unerträglichen Blick voller Mitgefühl anschaute, natürlich nicht.
    »Er kommt übers Wochenende. Am Freitag.« Das erregte die Aufmerksamkeit von Ethan und Norman.
    »Bereitet alles zum Fest«, brüllte Norman.
    »Das sind tolle Nachrichten.« Ethan klopfte mir auf den Arm.
    »Ist es das erste Mal, dass er heimkommt, seit er weg ist?«, fragte Jennifer.
    »Ja«, antwortete ich. »Aber er war wirklich sehr ausgelastet mit der neuen Stelle und allem.« Ich verstummte.
    Glücklicherweise wurden sie abgelenkt von Caroline, die eben zur Tür hereinkam, nachdem sie von mir eine geradezu ekstatische SMS erhalten hatte. Bei dem Ansturm auf sie war Shane vergessen, worüber ich sehr froh war.
    Caroline reagierte ganz sachlich auf die Nachricht von meiner Beförderung.
    »Grace, es war Zeit, dass ihnen deine Anwesenheit im Unternehmen aufgefallen ist. Ich hoffe, du hast nicht die erstbeste Summe akzeptiert, die sie dir hingeworfen haben.« Ich schüttelte den Kopf. Dabei hatte ich das erste Angebot des Chefs angenommen, ohne auch nur an weitere Verhandlungen zu denken. »Das nächste Mal«, dachte ich

Weitere Kostenlose Bücher