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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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Form war, hatte einen gemeinsamen Abend organisiert, und sie trafen sich alle zuvor im Pub auf ein
Bier. Ich ging wieder zur Toilette, um die Entwicklung in meinem Gesicht zu überprüfen. Eindeutig nicht mehr so terrakottafarben wie gestern. Ich drückte eine Cremetube in meiner Hand aus und kühlte meine Wangen damit. Mein Haar war noch immer offen, und ich beließ es dabei.
    »Gut, wir müssen ein ruhiges Fleckchen finden«, sagte Laura, als wir um Punkt 17 Uhr 02 im Pub ankamen. Sie hatte mich nicht wie versprochen an der Eingangstür getroffen, sondern war um 16 Uhr 57 neben meinem Schreibtisch aufgetaucht, hatte meinen PC ausgeschaltet und mich im Polizeigriff über die Straße geschleppt.
    »Ein ruhiges Fleckchen?«, erwiderte ich, doch meine Stimme ging, als wir das O’Reilly’s betraten, im allgemeinen Gegröle der Menge unter.
    »Oh Gott, da ist Peter.« Sie lenkte mich hektisch in die entgegengesetzte Richtung. Wir verschwanden ins Nebenzimmer und drängelten uns bis zu der kleinen Bar in der Ecke durch.
    »Warum gehst du Peter aus dem Weg?«, wollte ich wissen, während ich mit einem 20-Euro-Schein über die Theke hinweg einem stillen, uninteressierten Shay zuwinkte. »Ich dachte, ihr seid ein ›Wir‹? Was ist jetzt mit dem ›Peter und ich, ich und Peter‹-Szenarium? Mit dem ›wahnsinnig vor Glück‹ und alldem?«
    »Du warst diejenige, die gesagt hat, dass es Glück ist.« Sie warf wütende Blicke auf mich und auf die Tür.
    Ich schaffte es, die Bestellung aufzugeben, und wir nahmen erst einmal ein paar ordentliche Züge aus unseren Flaschen und leckten uns dann den Bierschaum von den Oberlippen.
    »Es ist nur -«, begann Laura und hielt sofort wieder inne, als wüsste sie nicht so ganz, was sie eigentlich sagen wollte. Ich sagte es an ihrer Stelle.

    »Du hast die letzten fünf Tage damit zugebracht, mit ihm zu schlafen, und jetzt bist du wieder in der wirklichen Welt angekommen, in seinen Kleidern sieht er seltsam aus, und du weißt nicht so recht, wie du weitermachen sollst. Stimmt’s?«
    Laura wirkte erleichtert. »Ja, genau das ist es. Kannst du hingehen und es ihm sagen?« Ich verschluckte mich an meinem Bier und hustete, mein Gesicht verfärbte sich dabei wieder orangerot. Peter war mit Bernard da, und ich wollte nicht in dessen Nähe kommen. Aus vielen Gründen. Zunächst einmal, weil ich ihm gesagt hatte, dass ich heute Nacht nicht ausgehen würde. Wegen Shane. Schon der Gedanke an ihn brachte mein Gesicht zum Glühen, und ein rotes Gesicht stand mir einfach nicht. Es biss sich mit meinen Haaren.
    »Äh, Laura, ich möchte das wirklich nicht machen. Was sollte ich denn sagen?«
    »Es ist wegen Bernard, nicht wahr?«
    »Himmel, nein. Nicht im Geringsten. Es ist nur, ich weiß nicht, warum du willst, dass ich mit ihm spreche. Du solltest mit ihm sprechen. Ich meine, Laura, komm schon, wir sind fast dreißig Jahre alt. Wir können inzwischen mit Jungs sprechen, oder nicht?« Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu, den ich ihr nicht wirklich übelnehmen konnte. Ich klammerte mich an einen Strohhalm.
    »Schau, fang einfach ein ganz beiläufiges Gespräch mit ihm an. Frag ihn, was er am Wochenende vorhat. Oder etwas in der Art. Irgendetwas halt.«
    Sie hatte mich bereits gepackt, drehte mich in Richtung Tür und schubste mich dann von sich weg in die Menschenmenge hinein.
    »Sag nichts von mir«, schrie sie mir hinterher, als ich durch die Tür ging. Ich konnte die anderen auf der gegenüberliegenden
Seite des Pubs ausmachen, sie saßen an der Theke, über ihre Gläser gebeugt, Peter mit dem Rücken zu mir, Bernard neben ihm, einen Ellbogen auf der Bar. Er hatte etwas Stilles an sich, selbst hier mitten in diesem Zirkus. Mein hastig entworfener Plan sah vor, einfach langsam an ihnen vorbeizugehen, in der Hoffnung, dass einer von beiden mich grüßen und in eine Unterhaltung verwickeln würde. Das war nicht der Fall. Bernard sah hoch, als ich gerade erst auf halbem Weg zu ihnen war, nickte mir zu und vertiefte sich wieder in seine Unterhaltung mit Peter. Mir wurde kalt, so als wäre ich eben entlassen worden. In Erinnerung an Lauras Gesicht kämpfte ich mich weiter durch. Ich kam bei ihnen an und warf mich, meinen Plan aufgebend, einfach zwischen sie.
    »Hallo, Jungs.« Peter schien überrascht, mich so unvermittelt vor sich zu sehen. Er zog seinen Stuhl zurück, um mir zwischen sich und Bernard Platz zu machen.
    »Ihr müsst sehr früh hergekommen sein, um euch diese Plätze zu

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