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Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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zur selben Zeit dieselben Kleider präsentieren würde oder noch schönere … oder so ähnlich.
    »Ui«, sagte Réka.
    »Hm?«
    »Die Kleider. Schau doch mal.«
    »Ach so. Ja. Sehr schön«, sagte er, und sie lachte, und er dachte an die Hütte mit der Satellitenschüssel, an die kalte Sonne, an die Pritsche, auf der sie gelegen hatten, an den kleinen Jungen mit dem Tarnanzug, an das schiefe Dach, an die korpulente Frau mit den traurigen Augen, der es besser ging.
    »Hast du was von deiner Mutter gehört?«, fragte er.
    »Ja, heute Mittag. Gut. Sie ist ein bisschen … wie sagt man … langsam, aber sonst alles gut.«
    »Ich gebe dir noch mal was«, sagte er. »Für deine Mama … und alles … das kannst du diese Woche rüberschicken.«
    Sie schwieg, streichelte mit der Hand über seinen Arm, und die Seifenoper endete mit der Großaufnahme des traurigen Gesichts einer Frau, die in den Armen des falschen Mannes lag. Der Abspann wurde von Werbung überblendet. Réka seufzte.
    »Oh je«, sagte sie.
    »Morgen geht’s weiter, und dann wird alles gut«, sagte er.
    »Sicher?«, sagte sie.
    »Na ja, nicht alles vielleicht. Der Stieftochter geht’s an den Kragen.«
    »Was?«
    »Also … die Stieftochter … für die wird es böse enden.«
    Réka lachte. »Ach so. Na, das ist gut.«
    Als sie schlafen gingen, kreiste der Alkohol in seinem Hirn, und sobald er die Augen schloss, stellte sich ein Brechreiz ein, der erst verging, sobald er die Augen wieder öffnete.
    Er hörte Réka, die zu träumen schien und bei jedem Atemzug leise aufstöhnte, und er begann, die Schafe zu zählen. Er folgte ihrem lähmend langsamen, immer gleichen Tempo, bis er einschlief.

MAI
25
    Am Nachmittag, als Kimmo Joentaa nach Hause kam, war Larissa gegangen, und auf dem Abstelltisch neben dem Telefon im Flur lag die Giraffe.
    Daneben ein Zettel, beschrieben mit wenigen Worten, in Larissas weicher Handschrift, mit Bedacht gesetzte Buchstaben, von denen er immer dachte, dass sie nicht zu dem Menschen zu passen schienen, den er kannte. Er las.
    Leg die Giraffe unter den Apfelbaum, lieber Kimmo.
    Wie immer.
    Bis dann,
    L.
    Er betrachtete die Worte, das Muster. Ein Text, der sich zu verlieren schien, bis nur noch der Punkt hinter dem L übrig blieb. Und dieses L mit dem Punkt, das Einzige, was übrig blieb, stand für einen falschen Namen. Für nichts.
    Kannst mich Larissa nennen, hatte sie gesagt, an dem Tag, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte. So nennen mich die anderen auch. Wobei sie mit die anderen ihre Kunden gemeint hatte.
    Er nahm den Schlüssel mit dem merkwürdigen Anhänger, einer unförmigen Giraffe aus Holz, und ging ins Freie, zum Apfelbaum, der von schmelzendem Schnee bedeckt war. Die Erde unter dem Baum, in die er die Giraffe legte, war feucht und schien den Schlüssel an sich zu ziehen wie etwas, das nicht mehr losgelassen werden sollte.
    Er versuchte, sich den Moment vorzustellen, der in naher oder ferner Zukunft lag, den Moment, in dem Larissa den Schlüssel aufheben, zum Haus gehen und die Tür öffnen würde, und am Abend, wenn er nach Hause kam, würde sie mit angewinkelten Beinen im Dunkel sitzen. Irgendwann. Vielleicht.
    Er fuhr los und kam pünktlich an, aber er war sich nicht sicher, ob Lasse Ekholm überhaupt noch an die Vereinbarung dachte, die sie getroffen hatten. Joentaa erinnerte sich an das letzte Bild, das er gesehen hatte, Lasse Ekholm, der lautlos geweint hatte und irgendwann aufgestanden und nach oben gegangen war, um sich hinzulegen. Joentaa hatte angeboten, ihn am Nachmittag ins Krankenhaus zu fahren, und Ekholm hatte eine Zustimmung gemurmelt, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Das Haus stand unter der Sonne und schien mit dem hellen, weichen Blau des Himmels zu verschmelzen. Kirsti Ekholm öffnete die Tür und sagte, dass Lasse gleich fertig sei, und dann kam Lasse Ekholm, mit einem kleinen Koffer, und zog seinen Mantel über.
    »Ich hatte schon mal im Krankenhaus angerufen und einen Termin für halb fünf vereinbart«, sagte Joentaa.
    »Bestens. Noch mal danke, dass Sie das alles so … für uns machen …«, sagte Ekholm. Er lief wieder ein wenig gebückt, in der Schonhaltung, die er schon am Morgen eingenommen hatte.
    »Das mache ich gerne«, sagte Joentaa und winkte Kirsti Ekholm zu, die schweigend in der Tür stand. Während der Fahrt schloss Ekholm die Augen, und als sie ankamen, sagte er, dass er sich eigentlich recht gut fühle. Sie mussten nicht lange warten, der junge Arzt, der sie empfing,

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