Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
Vom Netzwerk:
sie.
    »Ok, ich komme gleich wieder runter. Rauch nicht so viel, während ich weg bin.«
    »Ja, Papa«, sagte sie.
    Er duschte, zog sich ein frisches Hemd und ein sauberes Jackett an, und als er wieder nach unten kam, saß Réka immer noch in derselben Haltung auf der Bank im Park, eine Zigarette in der Hand, und nur der Schnee, der inzwischen ihre Jacke bedeckte, verriet, dass einige Zeit vergangen war.
    »Bis später«, sagte er.
    »Bis später, Markus«, sagte sie.
    Während er fuhr, rief er Bergenheim an, der gut gelaunt und zuversichtlich zu sein schien und prognostizierte, dass die Sache mit den Japanern zeitnah zu einem guten Ende gebracht werden könne.
    »Die beißen an, Markus, da mache ich mir gar keine Sorgen.«
    Keine Sorgen, dachte Sedin, und Bergenheims Wagen stand schon, glänzend, frisch gewaschen vermutlich, auf dem großen, leeren Parkplatz, als er ankam. Der Schneefall war schwächer geworden, ganz leicht nur noch und pulverig. Bergenheim kam ihm entgegen, schwungvoll und wach, und begrüßte ihn im Geisterhaus.
    »Ist doch so, oder?«, sagte er. »Wenn kein Mensch hier ist, kommt man sich in diesem Glaskasten vor wie in einem Horrorfilm.«
    Sedin nickte.
    »Aber subtil«, sagte Bergenheim. »Subtiler Thrill, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Hm«, sagte Sedin und grüßte den Pförtner, der am Feiertag die Stellung hielt. Sie fuhren nach oben und setzten sich in die saubere, akkurate Leere des Konferenzraums, die Sedin an das Hotelzimmer in Ostende erinnerte. Eine Leere, die gefüllt worden war. Mit Réka. Ein Strich über dem e.
    Bergenheim nahm einen Keks und schenkte sich eine Diät-Cola ein, und dann kamen Markkanen und der Junge aus der Asienabteilung, gefolgt von vier lächelnden Japanern. Das Gespräch schien reibungslos zu verlaufen, wenigstens blieb das Lächeln der Gäste immer gleich, und Sedin nahm am Rande seiner stillstehenden Gedanken wahr, dass der Junge aus der Asienabteilung ein passables Japanisch zu sprechen schien, und er fragte sich, ob er träumte, denn er hatte in der Nacht wenig geschlafen, zu viele Schafe gezählt, bis in seine Träume hinein waren die Schafe den Gedanken hinterhergesprungen, und jetzt träumte er auch noch, dass der Junge aus der Asienabteilung Japanisch sprach.
    Er kniff die Augen zusammen und versuchte, sich auf die Realität zu konzentrieren, auf das, was wirklich passierte. Ja, doch, tatsächlich. Wenn die englische Kommunikation versagte, sprang der Junge aus der Asienabteilung ein und reihte Laute aneinander, die die Japaner zu verstehen schienen, und sie dankten es ihm, indem sie kurzzeitig noch heller lächelten, phasenweise sogar lachten.
    Am Ende herrschte ausgelassene, fast entfesselte Stimmung, und während Markkanen die Japaner auf deren ausdrücklichen Wunsch hin noch einmal auf die Dachterrasse führte, klopfte Bergenheim dem jungen Kollegen auf die Schulter.
    »Verborgene Talente, man glaubt’s ja nicht«, sagte er, und der Junge lief rot an und murmelte, dass das halb so wild gewesen sei und dass er sich freue, helfen zu können.
    »Das hast du, mein Lieber. Die waren gebauchpinselt ohne Ende. Und nach dem feinen Menü mit Rentiersteak heute Abend haben wir die in der Tasche.«
    Sedin nickte. »Aber … ich hatte dir ja gesagt, dass ich den Abend mal mit Taina und Ville verbringen möchte …«
    »Das geht klar, Markus. Die Sache ist jetzt ohnehin durch, da brennt gar nichts mehr an.«
    »Gut«, sagte Sedin.
    Als er durch das wieder einsetzende Schneetreiben zu seinem Wagen ging, rief er Réka an, aber sie ging nicht ran. Er versuchte es noch einmal, während er fuhr, und dann, wie immer in solchen Fällen, schrieb er eine SMS mit diesem einen Wort, von dem Réka behauptet hatte, es sei im Ungarischen ein ganzer Satz. Der eine Satz, den sie lesen konnte. Szeretlek. Ich liebe dich.
    Kurz vor sechs war er zu Hause, Taina hatte ein frühes Abendessen gekocht und eine Flasche Wein aufgemacht. Keinen Schaumwein, sondern roten. Das Klingen der Gläser, die gegeneinandergestoßen worden waren, hallte in seinen Ohren nach, während er den ersten Schluck nahm und sich der pelzige, samtweiche Geschmack langsam verlor.
    »Gut«, sagte er. »Sehr lecker.«
    Nach dem Essen kniete Ville auf dem Boden und konzentrierte sich auf seine kleinen Autos, die gegeneinanderprallten, ohne kaputtzugehen, und Taina sagte, dass es schön sei, mal wieder zusammen zu sein.
    »Ja«, sagte er. »Das stimmt. Ist ein bisschen viel los in letzter Zeit.«
    Er ging

Weitere Kostenlose Bücher