Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)
Park, in dem sich weiß gekleidete Kriminaltechniker bewegten, auf verschneiten Wegen, die zu weißen neuen Häusern führten. Mehrfamilienhäuser, die einladend aussahen, aber es schien kaum jemand darin zu wohnen, anders war es nicht zu erklären, dass sich die Zahl der Schaulustigen, die hinter den Absperrbändern ausharrten, in Grenzen hielt.
Die Toten lagen noch so, wie sie gelegen hatten, umgeben von kleinen schwarzen Schildern, die im Schnee steckten und Spuren bezeichneten oder bezeichnen sollten, Wunschdenken möglicherweise, denn die Spuren schienen in keine bestimmte Richtung zu führen. Die Kriminaltechniker waren nach der ersten Begehung des Tatorts zu der Überzeugung gekommen, dass die Toten post mortem in diesen Park gebracht worden waren, aber nichts schien einen Weg zu weisen zu dem Ort, an dem sie gestorben waren.
Westerberg betrachtete seinen jungen Kollegen, Seppo, der geduldig mit den Menschen hinter der Absperrung sprach und dabei auf das vermutlich moderne Gerät einhämmerte, das er im Arm hielt wie ein Baby, eine Art Scheibe, ein flacher Bildschirm, der den Ermittlern der Kerngruppen seit einiger Zeit zur Verfügung stehe und mehr als nützlich sei, wie Seppo am Morgen betont hatte.
Westerberg hatte keine schlüssige Gegenargumentation gefunden, und Seppo hatte ihm gezeigt, wie er in dieses Gerät nicht nur seine Notizen eintippen und selbige abspeichern, sondern auch die Fotos der Toten abrufen konnte. Und das schon Sekunden, nachdem sie von der Zentrale im Herzen Helsinkis in ein Netzwerk der an der Ermittlung beteiligten Abteilungen eingespeist worden waren. Seppo hielt diese Fotos jetzt in regelmäßigen Abständen den Anwohnern unter die Nase, die hinter der Absperrung standen, und Westerberg sah, dass die meisten entschuldigend den Kopf schüttelten, aber ab und zu nickte auch einer.
Westerberg ging langsam auf Seppo und die Menschen hinter der Absperrung zu, in der Hoffnung, Seppo möge ihm gleich auf dem Display seiner flachen Scheibe Namen und Adresse der Mordopfer präsentieren, aber als er ankam, sagte Seppo nur, dass die Frau gelegentlich gesehen worden sei, in dem Park, spazieren gehend, zuweilen mit dem Mann, dem zweiten Opfer.
»Und eine Dame glaubt, die beiden vor einigen Tagen in einem Auto gesehen zu haben, einem Mercedes, ein dreckiger weißer Mercedes, wie sie sagte.«
Weiß, dachte Westerberg. Weiß und dreckig.
»Es ist aber alles vage. Keiner hat die Frau in eines der Häuser reingehen sehen. Die Wohnungen stehen zu großen Teilen noch leer. Mervi hat mir schon die Unterlagen geschickt, das ist hier eine ganz neue Siedlung, insgesamt fünfzehn Häuser exakt gleicher Bauart, die um den Park herum gebaut sind, alle …«
»Wie das?«
»Äh, was?«
»Wieso hast du das alles schon, die Informationen von Mervi über diese Siedlung hier …«
»Ach so … ich habe hier E-Mail …« Seppo deutete auf den flachen Bildschirm in seinem Arm.
»Ah ja. Klar. Entschuldige«, sagte Westerberg.
»Ja … also … alle mit Meerblick. Die Häuser, nicht alle Wohnungen, manche gehen auch nur auf den Park raus, aber wie auch immer, wir haben noch niemanden, der weiß, ob die Frau hier in der Nähe gelebt hat. Sie wurde in diesem Park gesehen, und da liegt sie jetzt, das ist alles.«
Westerberg nickte.
»Sie könnte mit dem Mann in einem dieser fünfzehn Häuser gelebt haben, aber genauso gut in einem der hundert anderen Häuser, die fünf bis zehn Minuten entfernt sind. Oder in der Innenstadt, und sie sind hier nur ab und zu rausgekommen, weil sie den Park am Meer gemocht haben.«
Westerberg nickte.
»Das bringt uns nicht wirklich weiter«, sagte Seppo.
»Nein«, sagte Westerberg. Er drehte sich um und sah für eine Weile den Kriminaltechnikern bei der Arbeit zu. Direkt vor der Bank standen zwei uniformierte Polizisten und hielten ein breites Tuch in die Höhe, um den Umstehenden den Blick auf das zu verwehren, was sie unbedingt sehen wollten – die Toten.
»Ein großer Aufwand«, sagte er. »So viel ist sicher.«
»Was?«, fragte Seppo.
»Ein enormer Aufwand. Die beiden hier in den Park zu bringen. Sie auf dieser Bank abzulegen.«
»Ja«, sagte Seppo.
»Egal, wie genau das abgelaufen ist. Es muss sehr anstrengend gewesen sein. Wer immer das macht, ist verzweifelt darum bemüht, die Verbindung zu kappen … zwischen den Toten und dem Ort, an dem sie getötet wurden.«
Seppo nickte.
»Keine Ausweisdokumente. Keine Mobiltelefone. Kein Hinweis auf die Identität soll
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