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Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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sich ab und ging zu dem weißen Kleinwagen, stieg ein, schaltete das Gerät an und legte die CD in das Fach. Er wartete.
    »Was ist denn, Lasse?«, fragte Eevert.
    »Moment«, sagte er.
    Das Display zeigte eine Fehlermeldung an. Er nahm die CD heraus, legte sie wieder ein. Wartete. Nach einer Weile erschien dieselbe Fehlermeldung.
    »Lasse?«, fragte Eevert.
    Er startete den Wagen, fuhr los. Legte die CD ein, einmal, zweimal, dreimal, immer wieder. Sie fuhren. Immer geradeaus, dachte Ekholm. In einiger Entfernung lag die Eishalle unter dem blauen Himmel, als die Musik zu spielen begann. Er spürte einen Stich in der Brust, im Herzen, und suchte das Lied, dieses eine, das Anna gesummt hatte, und er hatte sie gebeten, lauter zu summen, lauter und lauter, aber dazu war sie nicht mehr gekommen. Harte Bässe, lang gezogene Instrumentallinien, durchbrochen von kurzen, schrillen Tönen.
    »Hört mal«, sagte er.
    Er suchte Hannes und Eeverts Augen im Rückspiegel. Hanne saß, wo Anna gesessen hatte.
    »Lasse, mach um Gottes willen diese Musik leiser!«, rief Eevert.
    »Gleich, hört euch das ganz kurz an, bitte«
    Er erhöhte die Lautstärke, schwieg, konzentrierte sich, versuchte, alle seine Sinne auf diesen einen Fokus zu lenken, auf diesen einen Punkt, diesen Moment.
    »Lasse!«, schrie Eevert.
    Er drehte sich um, so wie er sich zu Anna umgedreht hatte, Hanne weinte, Eevert hatte die Augen aufgerissen.
    »Was machst du da?!«, schrie er.
    »Entschuldigt bitte«, sagte Ekholm, er schaltete den Player aus, ein summender gleichbleibender Ton hing in seinen Ohren, jenseits der Stille.
    »Was … machst du denn, Lasse?«, flüsterte Hanne.
    »Entschuldigt bitte«, sagte er.
    Der Wagen glitt über die Straße.
    »Habt ihr … entschuldigt, dass ich das so laut gedreht habe, aber … konntet ihr … eine Melodie erkennen?«
44
    Aus dem Winter war ein Frühling geworden. Fast ein Sommer, und Bergenheim feierte seinen fünfundvierzigsten Geburtstag auf der Dachterrasse der Norda-Bank im Herzen von Helsinki.
    Markus Sedin trank Sekt mit etwas, das dem Getränk einen Hauch roter Farbe verlieh, Granatapfel oder Rhabarber, er war sich nicht sicher, die Flüssigkeit perlte auf seiner Zunge. Er ließ sich von einer netten Dame Eiswürfel reichen, um das ohnehin kalte Getränk weiter abzukühlen, und Bergenheim klopfte ihm auf die Schulter und sagte: »Du Weichei säufst hier Frauenpisse, oder was?«
    Sedin trank und sah Bergenheim an, der ihn anlachte.
    »Alles klar, mein Lieber?«, fragte Bergenheim.
    »Sicher«, sagte Sedin.
    »Na, dann ist ja gut«, sagte Bergenheim. »Schon gesehen, dass der OptiRent heute schön angezogen hat?«
    Sedin nickte.
    »Und die Deppen von Kesken OY können uns kreuzweise. Leno hat den Anteil inzwischen auf fünf Prozent reduziert. Ohne Verlust zu machen.«
    »Bestens«, sagte Sedin.
    »Dann freu dich doch mal, Markus. Mann. Ich habe Geburtstag.«
    Bergenheim stieß seine Bierflasche gegen Sedins Rhabarbersektglas und ging, und Sedin sah ihm nach und dachte an das, was Bergenheim gesagt hatte, in einer Nacht, die nicht lange zurück lag, am Telefon. Du wirst nicht glauben, was ich hier gerade erlebe … habe allen Ernstes die Discotussi gevögelt … offensichtlich hatte Bergenheim nicht mitbekommen, dass der Club in Salo, in dem er den Vertrag mit den Japanern zu einem guten Abschluss gebracht hatte, Gegenstand polizeilicher Ermittlungen geworden war.
    Das öffentliche Interesse an der toten Frau und dem toten Mann im Park war recht schnell abgeflaut, vielleicht weil es niemandem gelungen war, ausreichend erschütternde Bilder der Leichen im Schnee zu schießen, jedenfalls hatte Sedin weder im Internet noch in Zeitungen Fotos finden können, und selbst die große Boulevardzeitung Illansanomat hatte nur Polizisten bei der Arbeit, Absperrbänder vor der Kulisse eines schmelzenden Winters und eine leere Bank abbilden können, und ein Vorabend-Magazin im Fernsehen hatte die Dame ausfindig gemacht, die die Toten gefunden hatte.
    Die Dame hatte euphorisch vom größten Schock erzählt, den sie erlebt habe, und die Einschätzung der Polizei geteilt, es könne sich nur um Menschen fremder Herkunft handeln. Rehaugen habe die Frau gehabt, also … so weit auseinanderliegend, und pechschwarze Haare … und der Mann war riesig gewesen, unnatürlich groß.
    Fremde Herkunft, dachte Sedin. Unnatürlich. Eine fremde Spezies vermutlich, die in Raumschiffen reiste …
    Eine Verbindung zu Rotlicht, Orgien, Menschenhandel

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