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Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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schienen nicht zuzuhören.
    »Ein Liebeskasper«, sagte Grönholm.
    Joentaa hob fragend den Blick.
    »Einer dieser Idioten, die sich verlieben und von den Nutten und ihren Zuhältern verarschen lassen«, präzisierte Sundström.
    »Ein Vollidiot«, sagte Grönholm.
    »Ein Trottel vor dem Herrn«, sagte Sundström.
    Ein … liebenswerter Mensch?, dachte Kimmo Joentaa.

IN EINER ANDEREN ZEIT, AN EINEM ANDEREN ORT
46
    Heute kam Kari vorbei. Der hat auf meinem Bett gesessen und sich aufgeregt über einen Artikel, weil da Black Ops kritisiert wurde. Black Ops 2, obwohl das doch ein uralter Schinken ist, keine Ahnung, was das jetzt soll.
    Wenn ich Karis Gefasel halbwegs verstanden habe, regt sich der Schreiber-Depp über das Gemetzel im Singleplayer auf, und Kari regt sich über den Schreiberling auf, weil der Schreiberling sich aufregt und nicht verstehen will, dass ein Ballerspiel wie Black Ops und COD eben ein Ballerspiel ist und dass es im Ego-Shooter nicht um MORAL geht, sondern um verdammte UNTERHALTUNG , und dass er verdammt noch mal Zivilisten erschießen will, wo und wann er will und wie und wann es ihm passt, und dass niemand ihm vorzuschreiben hat, wie und wann er das macht, weil das nämlich zufälligerweise Pixelmenschen sind, aber das raffen die Leute nicht.
    Jo.
    Destination: nowhere.
    Mission: shoot.
    Seiner Meinung nach ist nämlich das Beste an dem ganzen COD -und-World-of-Warcraft-Scheiß, dass man da in der UNCUT -Version Zivilisten erschießen kann und dass zum Beispiel im Falle von BO 2 das Szenario mit Geiselnahme auf dem Flughafen in Russland sowieso das Beste ist, was die jemals fucking rausgebracht haben, weil man da Zivilisten erschießen MUSS .
    Um zu gewinnen, verstehst du, sagt Kari, man MUSS , sagt Kari, man MUSS , und das ist realistisch, das ist wie im richtigen LEBEN .
    Sagt Kari, regt sich fürchterlich auf, ruckelt auf meinem Bett rum wie ein Irrer.
    Jo, sage ich.
    Stimmt doch, oder was!, sagt Kari.
    Stimmt, sage ich und denke, dass Kari ein ziemlicher IRRER ist, ein ziemliches Arschloch, mein bester Freund. Ich finde es eigentlich nett, dass er mal wieder da ist und dass wir so rumsitzen und reden, und ich mache Spiegelei mit Toastbrot, und er futtert Spiegelei und Toastbrot und redet über Black Ops und COD und WoW, als ob es kein MORGEN gebe, und ich möchte ihm sagen:
    Hei, Kari, es gibt kein Morgen.
    Weil morgen anders ist, und DU , Kari, Anwaltssöhnchen, der noch zur SCHULE geht und in absehbarer Zeit in die Kanzlei vom korrupten Anwaltspapa eintreten wird, weil das deine verdammte PFLICHT ist, wirst das nicht heute und auch nicht morgen und schon gar nicht gestern auch nur im Entferntesten jemals KAPIEREN .
    Wie denn die Sache mit dem Militär inzwischen laufe, ob da was gehe, ob die mich da wirklich NEHMEN würden. Als würde er nicht daran GLAUBEN , und ich sage: Jo, läuft. Haben mich genommen.
    Echt, zu dieser … Spezialeinheit?, fragt Kari, und ich sage:
    Jo, Kari, genau zu der, Unto geht zur schnellen Eingreiftruppe FRDF (Finnish Rapid Deployment Force, ha!).
    Mann, sagt Kari.
    Jo.
    Die Nähmaschine habe ich unters Bett geschoben, als Kari kam, man lernt aus Erfahrung, und wenn schon Mari, Schwesterherz, so komisch guckt, wird Kari wohl große Augen machen, wenn er diesen Kasten in meinem Zimmer stehen sieht. Unto Beck, Soldat der schnellen Eingreiftruppe, leidenschaftlicher Näher.
    Der Umhang ist fertig, habe heute schon mal anprobiert, die Maske fehlt noch. Die schwarze Katze. Aus meinen Träumen. Die Ninja-Katze. In New York haben sie einen Mann erschossen, mit zwölf Bauchschüssen oder so, weil er lange Haare hatte und ein Brotmesser in der Hand. Schade, Mann.
    »Hä?«, fragt Kari.
    In New York, sage ich, haben sie einen Mann erschossen, mit zwölf Bauchschüssen oder so, weil er lange Haare hatte und ein Brotmesser in der Hand. Die Cops, in ihren Scheiß-Uniformen, mit ihrer Scheiß-Selbstgerechtigkeit.
    »Hä?«, fragt Kari.
    Ich will Kinder killen, sage ich.
    Kari hat diesen Teller in der Hand, auf dem das Spiegelei lag, das er gegessen hat.
    Einfach so, sage ich. Weil das Leben kein Märchen ist.
    »Was redest du für eine Scheiße«, sagt Kari.
    Kleine Zivilisten, sage ich. Das willst du doch auch.
    »Hör mal auf damit«, sagt Kari.
    In MEINER Uniform. Denke ich. Brauche keine COP - UNIFORM . Keine verdammte SPEZIALEINHEIT .
    Hallo sagen und in die Kamera winken.
    Das ist der Plan.
    Auf kleine Pixel-Paxel-Puxel-Menschen schießen.
    Irgendwann, bald, wenn ich

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