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Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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Kommunikation ins Stocken geriet, fiel beiläufig das Wort Germany.
    »Germany? Hei, die Dame hat in Germany gearbeitet. Kimmo, warst du nicht einer dieser Streber, die in der Schule Deutsch gelernt haben?«, fragte Sundström.
    Joentaa nickte, und als er die junge Frau, die ihnen gegenübersaß, auf Deutsch ansprach, hellte sich ihre Miene auf.
    »Bisschen Deutsch sprechen«, sagte sie, und Joentaa erinnerte sich vage daran, dass er zuletzt vor Jahren Deutsch gesprochen hatte, in den Wochen nach Sannas Tod. Weil ihn der Mord an einer jungen Frau mit einem Deutschen zusammengeführt hatte, den er gemocht und von dem er lange nichts gehört hatte …
    »Haben Sie dort gearbeitet, in Deutschland?«, fragte er die Frau.
    »Ja, früher«, sagte sie. »Erst in … wie heißt das … Austria. Dann Schweiz. Dann nach Deutschland, Dortmund heißt das … dann andere Stadt in Deutschland … am Wasser …«
    »Am Meer? Norddeutschland?«
    »Ja … dann viele Probleme … so mit meinem Kind zu Hause in Rumänien und Schulden und zu wenig Arbeit. Dann Freundin sagen, Nordeuropa weniger Arbeit, weniger Puffs … aber auch weniger … wie sagt man … weniger Frauen, weniger Konkurrenz … wir denken, warum nicht … dann mit dem Schiff … und jetzt hier.«
    Joentaa nickte.
    »Können Sie uns denn etwas sagen … über Ihre Kollegin?«
    »Ich … weiß nicht«, sagte sie. »Sie war nett. Ziemlich … so … still. Aber auch viel lachen. Aber nicht … viel reden. Wir sitzen halt viel … so … sitzen und rauchen, aber nicht reden … warten … auf … Klienten …«
    »Hat sie denn nie … ihren Namen genannt?«
    »Nein. Ich hier nur Jasmin … nicht mein wirklicher Name … sie ist … Dragana? Ja … ich glaube … Namen sind … hier nicht interessant für uns …«
    »Ja«, sagte Joentaa. Larissa anrufen, dachte er. »Aber Sie denken, dass sie aus Ungarn kam?«
    »Ja … ich glaube, sie war so … ungarisch-rumänisch. So … beides. So … wie ich. Ich bin aus einer anderen Stadt in Rumänien … und sie konnte nur ein bisschen reden wie ich … aber hat in Rumänien gelebt … oder in Ungarn … an der, wie sagst du …«
    »An der …« Joentaa hielt inne, suchte selbst nach dem Wort. »An der … Grenze?«
    »Genau. Da. Und ihr Mann … der große … auch Rumänisch, so denke ich … spricht Rumänisch.«
    »Das ist gut. Danke.«
    »Und … eine Sache … ich weiß nicht, ob … wichtig für dich …«
    »Ja?«, frage Joentaa.
    »Manchmal hat sie … telefoniert.«
    »Telefoniert?«
    »Ja. Draußen, Zigarette rauchen, Pause machen … und dann telefoniert …«
    »Ja?«
    »Also … und so gelacht … nicht böses Lachen, liebes Lachen …«
    Joentaa wartete.
    »Also … sie hat … einen Freund gehabt, anderen Freund, nicht richtig, einen lieben Mann, anderen Mann …«, sagte sie.
    Schneebälle werfen, dachte Joentaa.
    »Der ihr irgendwie helfen gemacht hat.«
    »Kennen Sie den Mann? War er mal hier?«
    »Nein, nein. Andere Stadt. Große Stadt. Der Mann … der weiß nicht, dass sie hier die Arbeit macht. Wenn er das weiß, macht er nicht mehr helfen …«
    »Dieser Mann … war er von hier? Also, aus diesem Land? Finnland?«
    Sie nickte. »Ja, ja. Deshalb kommt sie ja her. Weil der Mann hilft. Dieser Mann … kauft eine Wohnung für sie, in dieser … anderen Stadt.«
    »Wissen Sie, wo? Wissen Sie … etwas über die Wohnung? Irgendetwas über den Mann?«
    »Nein. Sie sagt nur, dass er sehr lieb ist … und viel helfen macht. Er … so denken … wie … dass sie seine Freundin ist … er denkt, dass sie beide … zusammengehören … verstehst du?«
    Joentaa nickte.
    »Was sagt sie denn, Kimmo?«, fragte Sundström.
    »Sie spricht von dem Mann. Dem Finnen.«
    »Ja?!« Sundström richtete sich auf.
    »Und was?«, fragte Grönholm.
    »Er war nicht hier, sie kennt ihn nicht«, sagte Joentaa. »Sie sagt, dass er nicht gewusst hat, dass sie hier arbeitet. Und dass er ihr geholfen hat, dass er ihr eine Wohnung besorgt hat.«
    »Deshalb die räumliche Distanz. Sie arbeitet in Salo, um ganz sicherzugehen, dass er davon nichts mitbekommt«, sagte Sundström.
    »Und sie hat an Abenden häufig nicht gearbeitet, weil sie sie mit ihm verbringen wollte …«, sagte Grönholm.
    »Oder verbringen sollte«, sagte Sundström. »Weil Radu sein Geld mochte.«
    Nicht böses Lachen, dachte Joentaa.
    Liebeslachen. Schneeballschlachtenlachen.
    »Sie scheint diesen Finnen aber gemocht zu haben«, sagte er.
    Sundström und Grönholm

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