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Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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Merenkylänkatu 52.«
    Stille füllte den Raum.
    Jarkko Falk, ein Name, dachte Joentaa.
    »Also … wie bitte?«, fragte Markus Sedin.
    Joentaa drehte sich um, sah die Verwirrung in Sedins Gesicht.
    »Ja?«, fragte er.
    »Ich kenne Jarkko Falk«, sagte Sedin.
    »Sie kennen ihn?«, fragte Seppo, im Hintergrund.
    Larissa anrufen, dachte Joentaa. Und Sannas Grab gießen.
    »Ja, natürlich. Jarkko Falk arbeitet bei uns, in der Bank«, sagte Markus Sedin.
    »Ein … Kollege von Ihnen?«, fragte Westerberg.
    »Ja. Natürlich.«
    Natürlich, dachte Joentaa.
    Réka Nagy.
    Jarkko Falk.
    Namen. Jede Geschichte hatte einen Anfang. Und ein Ende.
    »Ein sehr …«, sagte Sedin. Er hielt inne, schien den nächsten Satz kurz abzuwägen, dann sagte er: »Jarkko Falk ist ein guter und lieber Kollege. Der Junge aus unserer Asienabteilung.«

ZUR SELBEN ZEIT, IN EINER GESCHICHTE, DIE NICHT ERZÄHLT WIRD
76
    Das hat es noch nie gegeben, noch nie.
    Würde dieser Angeber De Vries sagen. Vielleicht. Wenn der Winter kam, wenn wieder ein Regenbogen im Dunkellicht über dem Wasser hängen würde.
    Noch nie, noch nie.
    Der Kellner brachte den Kuchen und den Orangensaft. Jarkko Falk aß und trank. Der Kellner sah aus wie einem anderen Jahrhundert entlaufen, das Café am Ende der Strandpromenade war recht gut besucht, eine Touristengruppe hatte einen langen Tisch an den Fenstern belegt, Jarkko Falk sah ihnen dabei zu, wie sie redeten und tranken und wie langsam die Regeln entglitten und dem Rausch wichen, der sie zum Lachen brachte.
    Er erinnerte sich an den Abend, an die Nacht, in der sie gegessen und getrunken hatten, fünf Gänge hatte das Menü umfasst, und dann waren die Regeln entglitten, der Rausch hatte sich Bahn gebrochen, und sie waren tanzen gegangen, in den angesagtesten Club in ganz Ostende, wie De Vries, der Vorsitzende der belgischen Bank, betont hatte.
    Sie hatten Champagner getrunken und aneinander vorbeigesehen, jeder in eine andere Richtung, und Jarkko Falk hatte gespürt, wie seine Füße begonnen hatten, sich im Rhythmus der Musik zu bewegen, und Markus Sedin hatte an der Bar mit einer Frau gesessen, die Jarkko Falk sofort gemocht hatte. Das Lachen. Das schiefe, spöttische Grinsen. Oder den lauten Aufschrei, als sie einmal fast vom Stuhl gefallen wäre.
    Er wusste nicht genau, was er gemocht hatte, aber er hatte sie gemocht. Sofort.
    Als er am nächsten Tag im Zug nach Brüssel gesessen hatte, Kaffee trinkend, mit zwei Sekretärinnen aus der Asienabteilung, war ihm klar geworden, dass er diese Frau nicht würde vergessen können, und als er eine Woche später wieder nach Ostende gereist war, um Bergenheim in Gesprächen mit den Belgiern behilflich zu sein, vorwiegend als Übersetzer, war er abends wieder in diesen Club gegangen.
    Allein, und nüchtern.
    Die Frau hatte getanzt, halb nackt, halb angezogen, in einem Käfig, und später hatte sie wieder auf demselben Platz an der Bar gesessen, und als er sich neben sie gesetzt hatte, vermutlich etwas linkisch und unbeholfen, hatte sie gefragt, ob er nicht einer dieser lustigen Kerle sei, aus Finnland.
    Er hatte bejaht und gesagt, dass sie ein gutes Gedächtnis habe, und sie hatte gesagt: reine Übungssache. Viele Männer, gutes Gedächtnis, und sie hatte gelacht und gesagt, er solle den netten Kollegen grüßen, Markus.
    Klar, hatte er gesagt. Das werde er machen.
    Und?, hatte sie gefragt.
    Was?
    Tanzen, hatte sie gesagt und ihn an die Hand genommen, dann hatten sie getanzt, eine Nacht lang, und als sie am nächsten Morgen nebeneinander im Hotel gelegen hatten, gleichzeitig erwachend, hatte sie gesagt, dass sie sich darüber freuen würde, ihn wiederzusehen.
    Als er zwei Wochen später wieder in Ostende gewesen war, um gemeinsam mit Bergenheim die Fusion voranzubringen, war sie nicht mehr da gewesen, und als er sie angerufen hatte, hatte sie gesagt, sie sei weit weg, zu Hause, in ihrem Dorf, ihre Mutter sei erkrankt. Er hatte Geld geschickt, ein paarmal. Sie hatten fast täglich miteinander telefoniert, aber er hatte sie nur ein einziges Mal wiedergesehen, an einem Ort, der nicht gestimmt hatte, der in jeder Hinsicht außerhalb der Logik gewesen war, in diesem Club in Salo. Réka hatte ihn nicht wahrgenommen, ihr Blick war an ihm vorübergeglitten, und Jarkko Falk war gegangen, hatte sich verabschiedet, bleib doch, hatte Bergenheim gelallt, und die Japaner hatten gelächelt und genickt.
    Er war gegangen, bevor Réka Gelegenheit gehabt hatte, ihn zu erkennen. Er hatte einen

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