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Tage in Burma

Tage in Burma

Titel: Tage in Burma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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Mrs. Lackersteen.
    »Aber natürlich! Ich bin zu Hause immer sehr viel geritten.«
    Sie war mit sechzehn Jahren vielleicht im ganzen ein
    dutzendmal geritten. Gleichgültig, sie würde es schon irgendwie schaffen. Von Verrall begleitet, hätte sie einen Tiger geritten.
    Als die Reithose schließlich fertig war und Elizabeth sie
    anprobierte, seufzte Mrs. Lackersteen bei ihrem Anblick. Sie sah in Reithosen hinreißend aus, einfach hinreißend! Und zu
    denken, daß sie schon in ein bis zwei Tagen wieder ins Lager mußten, für Wochen, vielleicht Monate, und Kyauktada und
    diesen höchst begehrenswerten jungen Mann verlassen mußten!
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    Es war ein Jammer! Als sie sich anschickten, nach oben zu
    gehen, blieb Mrs. Lackersteen an der Tür stehen. Sie war auf den Gedanken gekommen, ein großes und schmerzliches Opfer
    zu bringen. Sie nahm Elizabeth bei den Schultern und küßte sie mit einer echten Zärtlichkeit, wie sie noch nie gezeigt hatte.
    »Mein Liebes, es wäre so schade für dich, gerade jetzt von Kyauktada wegzugehen!«
    »Das wäre es schon.«
    »Dann will ich dir etwas sagen, Liebes. Wir werden nicht in diesen gräßlichen Dschungel gehen. Dein Onkel wird allein
    gehen. Du und ich, wir bleiben in Kyauktada.«
    XIX
    Die Hitze wurde immer schlimmer. Der April war fast
    vorüber, doch auf Regen durfte man erst in frühestens drei, vielleicht sogar in fünf Wochen hoffen. Sogar die schönen
    kurzen Dämmerstunden waren verdorben durch den Gedanken
    an die bevorstehenden langen blendenden Stunden mit Kopfweh und blendender Helle, die jeden Schutz durchdrang und die
    Augenlider mit ruhelosem Schlaf verklebte. Niemand, weder
    Orientale noch Europäer, konnte ohne Kampf in der Tageshitze wach bleiben; nachts hingegen, wenn die Hunde heulten und der Schweiß sich in Pfützen sammelte und den von Hitzepickeln
    befallenen Körper quälte, konnte niemand schlafen. Die
    Moskitos im Club waren so schlimm, daß man in alle Ecken
    brennende Räucherstäbchen stellen mußte und die Damen beim Sitzen die Beine in Kissenbezüge stecken mußten. Nur Verrall und Elizabeth waren gleichgültig gegen die Hitze. Sie waren jung und hatten frisches Blut, und Verrall war zu stoisch und Elizabeth zu glücklich, als daß sie das Klima beachtet hätten.
    Es gab in jenen Tagen im Club viel Gezänk und Lästereien.
    Verrall hatte sie alle ausgestochen. Er hatte sich angewöhnt, abends für ein bis zwei Stunden zu kommen, aber er ignorierte
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    die anderen Mitglieder, lehnte die Drinks, die sie ihm anboten, ab, und antwortete auf Gesprächsversuche barsch und einsilbig.
    Er saß unter dem Punkah in dem Sessel, der früher Mrs.
    Lackersteens geheiligter Platz gewesen war, und las Zeitungen, die ihn interessierten, bis Elizabeth kam; dann tanzte er und unterhielt sich ein bis zwei Stunden mit ihr und machte sich dann davon ohne auch nur ein Gutenacht für die anderen.
    Inzwischen war Mr. Lackersteen allein in seinem Lager und
    tröstete sich nach den Gerüchten, die bald durchsickerten, in seiner Einsamkeit mit einem Kunterbunt von burmanischen
    Frauen.
    Elizabeth und Verrall ritten jetzt fast jeden Nachmittag aus.
    Verralls Vormittage nach der Parade waren den Poloübungen
    geweiht, aber es lohnte sich, fand er nun, die Nachmittage für Elizabeth aufzugeben. Reiten kam ihr ebenso natürlich wie Schießen; sie erzählte sogar Verrall dreist, daß sie zu Hause
    »ziemlich viel gejagt« habe. Er sah auf den ersten Blick, daß sie log, aber wenigstens ritt sie nicht so schlecht, daß sie eine Last geworden wäre.
    Sie pflegten die rote Straße hinauf in den Dschungel zu reiten, den Fluß auf dem dicken Pyinkado-Baum, der mit Orchideen
    bedeckt war, zu überschreiten und dann der schmalen
    Karrenfährte zu folgen, wo der Staub weich war und die Pferde galoppieren konnten. Es war drückend heiß in dem staubigen Dschungel, und immer hörte man weit weg Donner grollen,
    ohne daß es regnete. Kleine Baumschwalben flitzten um die
    Pferde herum und hielten mit ihnen Schritt, um die Fliegen aufzupicken, die ihre Hufe aufscheuchten. Elizabeth ritt das rotbraune Pony, Verrall das weiße. Auf dem Rückweg ließen sie ihre schweißdunklen Pferde Seite an Seite gehen, so dicht, daß zuweilen sein Knie das ihre streifte, und unterhielten sich.
    Verrall konnte seine rüde Art ablegen und sich sehr
    liebenswürdig unterhalten, wenn er wollte, und bei Elizabeth wollte er.
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    Die Freude dieser gemeinsamen Ritte! Die Freude, auf einem Pferd zu sitzen und

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