Tage in Burma
ziemlich hell. Er konnte den
Hund sehen und ihn anvisieren. Er stützte sich auf den
Holzpfeiler der Veranda und zielte sorgfältig; als er dann den harten Vulkanitkolben an seiner nackten Schulter spürte, zuckte er zurück. Das Gewehr hatte einen schweren Rückstoß und
hinterließ einen blauen Fleck, wenn man es abschoß. Das
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weiche Fleisch seiner Schulter zitterte. Er ließ das Gewehr sinken. Er hatte nicht die Nerven, kaltblütig zu feuern.
Es hatte keinen Zweck, es mit dem Schlafen zu versuchen.
Flory holte sein Jackett und Zigaretten und begann zwischen den geisterhaften Blumen den Gartenweg auf- und abzuschlendern.
Es war heiß, und die Moskitos fanden ihn und surrten hinter ihm her. Schatten von Hunden jagten sich auf dem Platz. Drüben zur Linken glitzerten die Grabsteine des englischen Friedhofs
weißlich, ziemlich unheimlich, und man konnte daneben die
Grabhügel sehen, die Überreste alter chinesischer Gräber. Auf dem Abhang spukte es angeblich, und die Club- Chokras
jammerten, wenn sie nachts die Straße hinauf geschickt wurden.
»Du Schweinehund, rückgratloser Schweinehund«, dachte
Flory, aber ohne Wut, denn er war diesen Gedanken zu
gewohnt. »Kriechender, faulenzender und saufender,
kopulierender, seelenerforschender und sich selbst
bemitleidender Hund. All diese Idioten im Club, diese blöden Lümmel, denen du dir so gern überlegen vorkommst - sie sind alle besser als du, jeder einzelne von ihnen, wenigstens sind sie auf ihre dumme An Männer. Keine Feiglinge, keine Lügner.
Nicht halbtot und verwesend. Du hingegen ...«
Er hatte Grund, sich zu beschimpfen. Es hatte heute abend im Club eine häßliche, schmutzige Sache gegeben. Etwas ganz
Gewöhnliches, ganz früheren Vorfällen entsprechend, aber
trotzdem schäbig, feige, entehrend.
Als Flory in den Club kam, waren nur Ellis und Maxwell dort gewesen. Die Lackersteens waren mit dem von Mr. Macgregor
geliehenen Wagen zum Bahnhof gefahren, um ihre Nichte
abzuholen, die mit dem Abendzug ankommen sollte. Die drei
Männer spielten zu dritt ganz friedlich Bridge, als Westfield dazukam; sein sandfarbenes Gesicht war ganz rosa vor Wut, und er hatte ein Exemplar des Burma-Patrioten bei sich, darin ein verleumderischer Artikel, in dem Mr. Macgregor angegriffen wurde. Ellis und Westfield gerieten in teuflischen Zorn. Sie
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waren so wütend, daß Flory nur mit größter Schwierigkeit so tun konnte, als wäre er wütend genug für ihre Befriedigung. Ellis fluchte fünf Minuten lang und entschloß sich dann durch eine ungewöhnliche Schlußfolgerung zu der Behauptung, Dr.
Veraswami wäre für diesen Artikel verantwortlich. Und er hatte sich auch schon einen Gegenschlag ausgedacht. Sie würden eine Bekanntmachung anschlagen - eine Notiz, die derjenigen, die Mr. Macgregor gestern angeschlagen hatte, antwortete und
widersprach. Ellis setzte sie sofort in seiner winzigen, klaren Handschrift auf:
»Im Hinblick auf die unserem Stellvertretenden Kommissar
erteilte feige Beleidigung möchten die Unterzeichneten ihrer Meinung Ausdruck geben, daß jetzt der denkbar schlechteste Zeitpunkt ist, die Wahl von Niggern in diesen Club zu
erwägen«, usw. usw.
Westfield erhob Einsprüche gegen ›Nigger‹. Es wurde mit
einer einzigen dünnen Linie ausgestrichen und durch
›Eingeborene‹ ersetzt. Die Bekanntmachung war unterschrieben
»R. Westfield, P. W. Ellis, C. W. Maxwell, J. Flory.«
Ellis war von seiner Idee so entzückt, daß eine gute Hälfte seiner Wut verpuffte. Der Anschlag würde an sich keine Folgen haben, aber die Nachricht davon würde schnell in der Stadt herumkommen und Dr. Veraswami morgen erreichen. Es kam
darauf hinaus, daß der Doktor von der europäischen Gemeinde als Nigger bezeichnet worden war. Das erfreute Ellis. Den
ganzen übrigen Abend konnte er den Blick kaum von dem
Anschlagbrett wenden, und alle paar Minuten rief er
schadenfroh aus: »Das wird dem kleinen Dickbauch was zum
Nachdenken geben, heh? Wird diesem Schwein beibringen, wie wir über ihn denken. So muß man ihnen zeigen, wo sie
hingehören, heh?« usw.
Nun hatte Flory eine öffentliche Beleidigung seines Freundes unterzeichnet. Er hatte es getan aus demselben Grunde, aus dem er tausend Dinge in seinem Leben getan hatte; weil ihm der
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kleine Funken Mut fehlte, den es zu einer Weigerung braucht.
Denn natürlich hätte er sich weigern können, wenn er gewollt hätte; und ebenso natürlich hätte die Weigerung einen Krach mit Ellis
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