Tage wie in einem Rausch
fragte er herausfordernd. "Ich muss wiesen, mit welcher Geschichte du Catherine einwickeln willst, damit wir unsere Versionen aufeinander abstimmen können."
Wie konnte etwas, das wie im Märchen begonnen hatte, so enden?
Sah er denn nicht, was dieses Gespinst aus Lügen, nur der Öffentlichkeit wegen, ihnen antun würde?
Während draußen die Sonne heiß brannte, zitterte Elena hier im klimatisierten Wagen - oder vielleicht lag es an der Kälte in seiner Stimme. "Ich nehme an, du würdest behaupten, dass ich die ganze Zeit davon gewusst hätte, wenn jemand dich fragte, oder? Die Wahrheit dass du mir erst alles gestanden hast, als es nicht mehr anders ging würde für deinen Mangel an Anstand sprechen."
Seine Worte schmerzten unbeschreiblich. "Du kannst mir alles Mögliche vorwerfen", stieß sie heiser hervor, "aber keinen Mangel an Anstand."
Damals hatte sie beschlossen, ihm erst von ihrer Abmachung mit Dan zu erzählen, wenn Jed über den Tod seines Bruders hinweggekommen wäre. Vielleicht war das falsch gewesen, doch sie hatte diese Entscheidung in bester Absicht getroffen.
Sie blickte ihn aus schmerzerfüllten Augen an und wandte sich dann schnell ab. Sein finsterer Gesichtsausdruck war unerträglich.
"Am Tag von Dans Beerdigung bekam ich meine Periode, oder was ich dafür hielt. Und ich habe wirklich geglaubt, dass die Behandlung fehlgeschlagen wäre", flüsterte sie erstickt. "Das machte alles nur noch schlimmer. In den Jahren unserer Freundschaft haben wir über alles Mögliche geredet, unter anderem auch über Heirat und Kinder.
Ich habe mich nach einem Kind gesehnt", gab sie zu. "Doch nach meiner ersten Ehe hatte ich genug, Dan wollte wegen seines Berufs nicht heiraten, aber er hätte gern ein Kind gehabt, weil er glaubte, nur in einem Kind weiterleben zu können."
Als sie erst einmal angefangen hatte mit dem Reden, gab es kein Halten mehr. Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.
"Wir beschlossen, jeder aus seinem eigenen Grund, ein Baby zu zeugen. Ein Freund von Dan leitet in London eine Privatklinik und schuldete ihm einen Gefallen. Doch wie gesagt, ich dachte, die Behandlung wäre fehlgeschlagen. Als ich an jenem Tag an Dans Grab stand, glaubte ich, dass er seinen Anspruch auf Unsterblichkeit, wie er es nannte, verloren hätte. Das machte mich noch trauriger, und weil ich nicht zu deiner Trauer beitragen wollte, beschloss ich zu warten, bevor ich es dir sagte."
Sie sah aus dem Fenster. Jeds Schweigen lag wie eine schwere Last auf ihrem Herzen. Hatte er ihr überhaupt zugehört? Überlegte er gerade, was er davon benutzen konnte, um zu beweisen, dass sie log?
Oder war ihm ihre Geschichte nicht einmal einen Kommentar wert?
Wahrscheinlich Letzteres. Es hatte keinen Zweck, ihn zu fragen.
Sie fühlte sich zu elend, um sich gegen weitere Beschuldigungen zu wehren.
Noch fünfzehn Minuten, und sie waren auf Netherhaye. Vielleicht hatten sie ja Glück, und Catherine war zum Cottage gefahren. Oder war sie zu Hause und erwartete, jedes kleinste Detail der Preisverleihung zu hören und Elena vor Glück und Aufregung übersprudeln zu sehen?
Beim Gedanken, wieder in die Rolle der glücklichen Braut gedrängt zu werden, verließen Elena auch die letzten Kräfte.
Um sich von dieser Aussicht und von Jeds anhaltendem Schweigen abzulenken, versuchte sie, sich auf die vorbeiziehende Landschaft zu konzentrieren.
Die Straßen wurden jetzt schmaler und waren gesäumt von wilden Rosen, Geißblatt und dicht belaubten Bäumen. Und jedes Mal, wenn Elena in den Seitenspiegel blickte, sah sie den staubigen blauen Escort und war sicher, ihn schon in London bemerkt zu haben.
Sicher war es nicht derselbe Wagen - schließlich war es eine sehr verbreitete Marke. Doch ihn zu beobachten, wie er dicht herankam und dann wieder zurückfiel, lenkte sie ein wenig von ihren trüben Gedanken ab.
Als sie in die lange, Baum bestandene Auffahrt nach Netherhaye einbogen, fuhr der Escort weiter in Richtung Dorf, und Elenas Ängste, Catherine etwas vorspielen zu müssen, kehrten zurück. Doch Jed bremste den Jaguar, bevor das Haus in Sicht kam.
Langsam wandte er sich ihr zu und legte sanft die Hand über ihre, eine Geste, die Elena völlig verwirrte. Alles hatte sie erwartet, aber keine Zärtlichkeit. Instinktiv schloss sie die Finger um seine Hand und erschauerte unter seiner Berührung.
Er hatte ihre Bewegung beobachtet und hob jetzt den Kopf. Ihre Blicke begegneten sich, und sie meinte, etwas wie Sehnsucht in seinen grauen
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