Tage wie in einem Rausch
Kind hinterlassen hatte.
Und jetzt ging sie zum Haus zurück, um Catherine zu suchen und ihr alles zu erzählen. Bei der Aussicht bekam Elena einen trockenen Mund. Unbewusst straffte sie die Schultern und stopfte sich das grobe blauweiß karierte Hemd fester in den Bund ihrer weißen Hose.
Sie fand Catherine im Salon, wo sie auf Zeichenpapier den Garten des Cottage entwarf. "Meine Liebe! Das ging aber schnell - hast du alles bekommen, was du wolltest?"
"Ich war noch gar nicht im Dorf." Elena setzte sich neben Catherine auf die Bank unterm Fenster. "Ich habe nur einen kleinen Spaziergang durch den Garten gemacht." Und überlegt, wie ich es dir beibringen soll, fügte sie im Stillen hinzu.
"Ach, wenn ich das gewusst hätte!" Catherine legte den Zeichenblock beiseite. "Als er anrief, konnte ich dich nicht finden, also dachte ich, du wärst schon ins Dorf gefahren."
"Wer hat angerufen?" Elena versuchte, ihre plötzlich aufsteigende Panik zu verbergen. Jed? Hatte er es sich schon anders überlegt und kam heute Abend nicht nach Hause, fuhr nicht mit ihr nach Spanien?
Meinte er, sie hätten sich doch nichts mehr zu sagen?
"Ein Journalist von irgendeiner Frauenzeitschrift. Er will ein Interview von dir." Catherine war ganz aufgeregt. "Über deine Bücher. Und er möchte wissen, ob du auf Netherhaye leben willst oder abwechselnd hier und in Las Rocas. Wenn ich gewusst hätte, dass du nur im Garten bist, hätte ich dich geholt. Aber er hat gesagt, er würde später wieder anrufen, um einen Termin auszumachen. Er schien wirklich sehr interessiert an dir zu sein!"
Elena lächelte erleichtert. Also kein Grund zur Aufregung, doch ihre Panik zeigte ihr, wie sehr sie hoffte, dass Jed und sie einen Weg zur Versöhnung finden würden.
Über das Interview sollte sie eigentlich geschmeichelt sein, doch es war ihr egal. Es gab wichtigere Dinge im Leben. "Catherine", begann sie zögernd, "ich muss dir etwas sagen."
Sie erzählte, wie alles gekommen war, wählte ihre Worte sorgfältig und beobachtete, wie die Augen ihrer Schwiegermutter immer größer wurden, sah die Tränen darin, als Catherine flüsterte: "Dans Kind - ich kann dir gar nicht sagen, was es für mich bedeuten wird, sein Kind im Arm zu halten, einen lebendigen Teil von ihm. Und ich kann verstehen, warum du damals zugestimmt hast. Männer können das einfach nicht nachvollziehen. Wahrscheinlich hast du gemerkt, dass dir die Zeit davonlief, und bist in Panik verfallen.
Wie typisch für Dan, Gott hab ihn selig! Er hat immer gesagt, das Leben sei so kurz, und man müsse alle Gelegenheiten ergreifen, die sich bieten. Sosehr ich ihn auch geliebt habe - mit Pflicht und Verantwortung wollte er nie etwas zu tun haben, leider. Was ihm in dieser Hinsicht fehlte, hat Jed mehr als wettgemacht." Sie biss sich nervös auf die Lippe. "Wie hat Jed reagiert?"
"Er war nicht gerade begeistert. Aber ich verspreche dir, er arbeitet daran." Mehr konnte sie Catherine nicht sagen. Es wäre grausam, ihr die heile Welt vorzugaukeln, da immer noch alles schief gehen konnte.
"Ja", erwiderte Catherine leise. "Jed arbeitet bestimmt daran. Er ist ein so starker Charakter, und ich weiß, wie sehr er dich liebt. Er hat mir gesagt, dass er mit dir seine fehlende zweite Hälfte gefunden habe." Plötzlich legte sie sich den Finger an den Mund. "Ich hoffe nur, der arme Junge fühlt sich Dan gegenüber nicht wieder zurückgesetzt."
"Zurückgesetzt?" wiederholte Elena, und ihr Herz schlug schneller.
Hatte sie mit ihrer Vermutung etwa Recht - dass Jed aus unerfindlichen Gründen das Gefühl hatte, er müsse ständig hinter seinem jüngeren Bruder zurückstehen? "Was meinst du damit?"
"Es ist allein mein Fehler, ich weiß." Bekümmert setzte Catherine zu einer ihrer umständlichen Antworten an. "Jetzt fühle ich mich deshalb schuldig, aber damals dachten wir, es wäre das Richtige. Park House ist eine hervorragende Schule, und wir beschlossen, Jed im Alter von acht Jahren dorthin zu schicken.
Dan war damals noch ganz klein, kränkelte ständig und beanspruchte meine volle Aufmerksamkeit. Ich wollte kein Kindermädchen für ihn anstellen, sondern mich selbst um ihn kümmern. Einigen Bemerkungen, die Jed fallen ließ, als er dreizehn oder vierzehn war, habe ich entnommen, dass er sich damals abgeschoben fühlte - besonders weil wir Dan nicht auf die Schule schickten, sondern ihn von einem Privatlehrer unterrichten ließen. Er war ein sehr zarter Junge, dabei aber eigensinnig und mutwillig, und wir
Weitere Kostenlose Bücher