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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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selbst betätigt. Jedenfalls öffneten sich die Zwillingstüren mit einem rostigen Knarren nach innen, und wir traten in das düstere Innere. Es roch nach Maschinenöl und Weihrauch.
    Als die Türen sich laut krachend wieder hinter uns schlossen, nahm ich den hohen Kuppelraum, den wir betreten hatten, erst richtig wahr. Die gewölbte Decke lag im Dunst des Qualms und des Weihrauchs, der mir das Gefühl gab, zu ersticken. An beiden Seiten und am hinteren Ende des Raumes gingen Türen ab. Ich sah, wie eine Frau durch eine dieser Türen geführt wurde und ein Mann aus einer anderen trat. Er war in Begleitung eines Dämons, der ihn jedoch nicht mehr am Arm festhalten und führen musste. Der Dämon entfernte sich in eine andere Richtung, und der Mann war frei, zu gehen. Als er auf seinem Weg nach draußen an mir vorbeiging, sah ich die unendliche Traurigkeit in seinem Gesicht.
    Von irgendwoher drang das verzerrte Klagen einer Orgel zu uns. Es hatte etwas Mechanisches, Lebloses an sich und entsprang ganz gewiss dem Räderwerk der Kathedrale selbst, keinen spielenden Händen. Durch seine verstörende, zeitlupenhafte Verträumtheit klang es wie das Stöhnen mehrerer Geister.
    In der Mitte dieser Haupthalle stand auf einem erhöhten Podest ein Tisch, der einem runden Altar glich. Hinter diesem Tisch saß einer jener ballonköpfigen, skelettartigen Verwaltungsdämonen, vor die ich auch schon bei meiner Ankunft in der Hölle und meiner Entlassung aus dem Gefängnis geführt worden war. Sein durchsichtiger, scheinbar knochenloser Schädel war von hinten durch eine zischende Gasflamme in der Wand erleuchtet, und ich erkannte die Umrisse seiner Adern und irgendetwas Dunkles, Trübes, das in ihrem Inneren pulsierte. Natürlich konnte es sich dabei aber auch nur um das Flackern der Gasflamme handeln. Die lippenlose, verzerrte Grimasse auf seinem Gesicht starrte mich mit glühenden Augen an, während mich der Soldaten-Dämon am Fuß des Altars festhielt. Ich stellte mir vor, dass das Wesen meinen Geist telepathisch anzapfte, um mir ein unfreiwilliges Geständnis zu entlocken.
    Nach einigen wortlosen Augenblicken hob sich einer seiner mageren Arme und zeigte mit einem knochigen Finger auf eine der Türen, die den Raum säumten, woraufhin der Krieger mich ohne Umschweife dorthin führte.
    Hinter der Tür lag ein kleiner Raum, in dem ein einzelner Stuhl im Boden festgeschraubt stand. An seinen Armlehnen und Beinen waren dicke Lederstreifen angebracht. Er sah aus wie ein altmodischer elektrischer Stuhl, und ihm gegenüber befand sich ein großes schmales Fenster. Seine Form und Position verrieten mir, dass es sich dabei um eines der roten Buntglasfenster handeln musste, die ich von draußen gesehen hatte, aber von innen sah es ganz anders aus. Es wirkte wie eine schwarze Leere … dennoch bildete ich mir ein, die geometrischen Formen gerade noch erkennen zu können, die ich auch an der Außenseite entdeckt hatte – ein noch schwärzeres Schwarz vor der Dunkelheit.
    Ich widersetzte mich nicht, als der Dämon mich auf den Stuhl schnallte. Ich machte mir nur Sorgen darüber, dass er vielleicht die Wölbung oder das Gewicht der Waffen in meinen Jackentaschen bemerken könnte. Aber schon bald ließ er mich ohne ein weiteres Wort allein zurück und schloss die Metalltür hinter sich. Er hatte auch meinen Kopf an dem Stuhl festgeschnallt, deshalb konnte ich mich nicht nach ihm umdrehen.
    Die Folter begann schon nach wenigen Sekunden.
    Ob das Fenster eine Art Portal oder nichts anderes als ein Bildschirm war, weiß ich nicht … aber nach und nach lichtete sich die Dunkelheit und ich wurde Zeuge der Szene, die sich dort abspielte.
    Was man mir zeigte, überraschte mich in keiner Weise, so als habe ich genau das erwartet. Andererseits würden sie mir vielleicht ohnehin nur das zeigen, was ich erwartete – sozusagen genau das Programm, das ich unfreiwillig selbst zusammengestellt hatte.
    Meine Frau Patricia, die ich immer Patty genannt hatte, lag auf einem Sofa, das mir nicht bekannt vorkam. Hinter ihrem Kopf konnte ich einen Teil eines Weihnachtsbaums erkennen, der eine Mischung aus pastellfarbenen Lichtern über ihr Gesicht tanzen ließ, so als breche sich das Sonnenlicht in einem gewöhnlichen Buntglasfenster. Zwischen den gespreizten Beinen meiner Frau kniete ihr Kollege Keith, der mittlerweile auch ihr fester Freund war. Sie trug ein rotes Nachthemd mit einem niedlichen Schneemann auf der Brust, das bis zu ihrer Taille hochgeschoben war,

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