Tagebuch der Apokalypse 01
ich das Gestöhn der Untoten, das der Wind zu mir herübertrug. Das Gewehrfeuer hatte sie in helle Aufregung versetzt. Es waren grauenhafte Töne. Als ich fertig war, ging ich ohne Umweg zum Tower zurück. Das Ding mit den gebrochenen Beinen war nirgendwo zu sehen. Scheiß der Hund drauf. Ich bin wieder drin und für heute Nacht in Sicherheit. Das Gestöhn nimmt kein Ende. Eine weitere Nacht mit Ohrstöpseln.
Mein Einschlafgedanke: Ich habe sechs getötet ... bleiben der Kriecher und vier weitere innerhalb der Umzäunung. Wo stecken sie?
8. Februar
18.22 Uhr
Bin heute Morgen aufgewacht, weil jemand unten an die Eisentür klopfte. Es klang nach mehr als einem. John und ich sind nach unten gepirscht, um die Läge zu prüfen. Den Geräuschen nach schlugen mehrere Fäuste gegen die Tür. Durch den Stahl hört man leises Stöhnen.
Ich habe das Schloss überprüft, um mich zu versichern, dass es was aushält. Es gibt nur eine Tür, durch die man den Tower betreten oder verlassen kann.
Der einzige andere Weg ist dreißig Meter hoch und geht über den Balkon. Wir haben einen schweren Schreibtisch runtergetragen und vor die Tür geachtet. Dann bin ich ganz nach oben - aufs Aussichtsdeck. Ich konnte nichts sehen, weil der Eingang überdacht ist. Mit dem Fernglas habe ich den Zaun im Westen inspiziert. Da haben sich noch mehr von ihnen versammelt, aber der Zaun hält - noch.
9. Februar
21.42 Uhr
Das Klopfen hat gestern Nacht aufgehört. Offenbar haben die Untoten vor der Tür aufgegeben - möglicherweise, weil sie uns hier drin weder gesehen noch gehört haben. John und ich haben uns gestern den ganzen Tag über absolut still verhalten. Heute gab es keinen Grund, nach draußen zu gehen, denn die Maschine ist betankt, und wir verfügen hier im Tower noch immer über Strom und fließendes Wasser.
Ich hatte sogar Gelegenheit, im eine Etage tiefer gelegenen Bad eine Dusche zu nehmen. Es gibt dort einen Abfluss und einen Gartenschlauch. Die Bodenplatte besteht aus Kunststoff, der Abfluss befindet sich in der Mitte. Der Raum ist nicht mehr als ein Hauswart-Wandschrank. Ich habe den Schlauch über mir aufgehängt und schön geduscht. Ein Stück Seife hat mir als Shampoo gedient. Na ja, ein Bettler darf. wie man so sagt, nicht wählerisch sein. Ich hatte mich tagelang nicht rasiert. Der Rasierer tat meinem Gesicht gut. Als ich abgespült war, kam ich mir wieder wie ein Mensch vor. Ich habe auch einiges an Wäsche gewaschen (im Becken, mit Seife) und diese im Treppenhaus zum Trocknen aufgehängt. Ich habe John von dem kleinen Schlauchtrick erzählt, aber er ist nicht daran interessiert. Es geht ihm zunehmend schlechter. Er trauert um seine Frau.
Ich weiß noch nicht, wie meine langfristigen Pläne aussehen. Die Welt hat sich ziemlich verändert. Der Aktionsradius der Turboprop- Maschine beträgt ungefähr 600 Kilometer. Das eröffnet uns einige Möglichkeiten. Heute habe ich sogar kurz überlegt, in Erfahrung zu bringen, was von unserem Militär noch übrig ist. Doch die Fragen, die man mir stellen würde, sind nicht leicht zu beantworten. »Wie haben Sie auf dem Stützpunkt überlebt, mein Sohn?« Ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen, nicht mit meinen Kameraden gestorben zu sein. Dazu fällt mir eine Folge der Fernsehserie »Twilight Zone« ein. Ich sah sie, bevor die Kacke anfing zu dampfen. Sie handelt von einem U-Boot der Navy, dessen Untergang nur ein Mann überlebt. Sein schlechtes Gewissen quält den Seemann so fürchterlich, dass er überall seine toten, aufgeblähten Kameraden sieht, die ihn zu sich in die Tiefe rufen.
Ich hoffe inständig auf eine Nacht ohne Träume.
10. Februar
23.50 Uhr
Der Westzaun hält nicht mehr lange. Inzwischen haben sich Hunderte dort versammelt. Die Lichter der Stadt haben sie angelockt. Momentan würde ich wirklich nur ungern in der Innenstadt von Corpus Christi einkaufen gehen. Ich habe fast den ganzen Tag am Fernglas verbracht und ihre Bewegungen studiert. Ich habe Vögel auf sie herabstoßen sehen. Einem Untoten fehlten die Arme. Zwei Bussarde haben dies ausgenutzt, sich auf seinen Schultern niedergelassen und Fleischfetzen aus seinem Schädel gerissen. Die Leiche hat die Zähne gefletscht und (vergeblich) nach ihnen geschnappt. Geschieht dem Arschloch recht.
John und ich versuchten uns über unsere nächsten Schritte klarzuwerden, denn die Sicherheit des Towers ist trügerisch. Angesichts der begrenzten Reichweite unserer Maschine und der Tatsache, dass bestimmte Gebiete
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