Tagebuch der Apokalypse 01
der Wracks kam mir in den Sinn, dass Highway-Verkehr tatsächlich eine gefährliche Angelegenheit war. Ich wollte vermeiden, in eine Falle zu tappen und von Untoten umzingelt zu werden - es sei denn, ich saß in etwas, das einem Panzer glich.
Als ich mich der Unfallstelle näherte, malte ich mir aus, was passiert sein konnte. Meinen Freunden bedeutete ich, sich nicht von der Stelle zu rühren. Der Feind war nahe. Ich zog die Aufmerksamkeit eines Untoten auf mich. Er hing ganz oben an der Ausziehleiter des Feuerwehrautos an einer Sicherheitsleine. Wie lange er schon dort baumelte, war unklar. Der untote Feuerwehrmann war in seinem früheren Leben vermutlich ein braver Kerl gewesen. Unter dem getrockneten Blut konnte man seine hellgelbe Einsatzkleidung noch gut erkennen. Auf seinem linken Ärmel war der Aufnäher einer US- Flagge zu sehen. Unter den Sternen und Streifen war das Datum 9-11-01 eingestickt.
Ich hätte den Untoten gern mit einem gut gezielten Schuss erledigt, aber mir war klar, dass es so diesmal nicht laufen konnte. Wir befanden uns schließlich nicht mehr in Sicherheit eines für Angreifer unerreichbaren Bootes. Ich musste das Ding dort hängen lassen. Ich begab mich auf die andere Seite des Fahrzeugs. Vermutlich war der Feuerwehrmann angegriffen worden und hatte vor wer weiß wie langer Zeit dort oben Zuflucht gesucht. Oben an der Leiter befand sich ein kleiner Pott, groß genug für einen Menschen, um darin sitzen zu können. Wahrscheinlich hatte er sich in das verwandelt, was er jetzt ist, war ausgerutscht und seitdem dazu verdammt, den Rest seiner verfaulenden Existenz am Ende einer Sicherheitsleine zu verbringen. Am Boden, unter der Leiter, lagen Fäkalien. Sie erweckten den Eindruck, dass er sich als Lebender immerhin einige Tage lang zur Wehr setzen konnte. Die Frage ist: Gegen wen oder was? Abgesehen von diesem unglücklichen Leichnam war auf beiden Seiten der Straße, so weit man sehen konnte, kein weiterer Untoter zu erblicken. Die blutigen Fingerabdrücke im unteren Bereich der weißen Drehleiter, die man auch sonst überall an dem Feuerwehrauto sah, erzählten eine weitere Geschichte.
Wir setzten unseren Weg fort und begaben uns in die Ödnis der texanischen Prärie. Wir kletterten über Stacheldrahtzäune hinweg und schlugen uns durch dicht stehende Frühlingsvegetation. Wir können tage-, wenn nicht gar wochenlang unterwegs sein, bevor wir vielleicht auf etwas stoßen, das es wert ist, innezuhalten.
Wir haben für die Nacht Zuflucht in einem mit Bandstacheldraht eingezäunten Gebiet gefunden. Nachdem wir uns stundenlang durch Kakteen und dichtes Laub gekämpft hatten, fanden wir es rein zufällig. Auf einem am Zaun befestigten Schild steht WARNUNG!
Dieses Gelände wird von der US- Regierung kontrolliert.
Das Betreten dieses Gebiets ist ohne Erlaubnis des kommandierenden Offiziers dieser Anlage untersagt.
Alle sich auf diesem Gelände aufhaltenden Personen sowie ihr Besitz haben sich einer Untersuchung zu unterwerfen.
Dieses Gelände wird vom Militär mit scharfen Hunden bewacht.
Als John den Zaun entdeckte, brach bereits die Nacht herein. Wir hatten uns in der zweiten Tageshälfte abgewechselt, Laura zu tragen, weil ihre Beinchen müde wurden und sie nicht mehr mit uns Schritt halten konnte. Das eingezäunte Gelände ist nicht größer als 250 Quadratmeter. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was die Regierung mit diesem kleinen Grundstück anfangen wollte oder warum sie seinetwegen so ein Aufheben machte.
Ich überschaute das Gelände mit einem Blick und sah außer unserer Gruppe kein irgendwie geartetes Zeichen von Leben oder Tod. Hinter dem Zaun befand sich kein Gebäude. Das Gelände sah aus wie jedes andere mit Gras bewachsene Grundstück. Die Fingerhirse wuchs ziemlich hoch. Ich nahm an, dass man nicht gesehen werden konnte, wenn man sich dort hinlegte. Die Alternative wäre gewesen, auf einem Baum zu schlafen, und für diese Option war ich nicht zu haben. Ich nahm die Decken aus dem Rucksack, den Tara trug, und faltete sie auf eine Breite von einem Meter. Mit der Länge verfuhr ich ebenso.
Der Zaun war gut zweieinhalb Meter hoch, deswegen brauchte ich mehrere Versuche. Schließlich gelang es mir, die Decken über den Bandstacheldraht zu werfen, so dass ich über den Zaun klettern konnte, ohne mich in Fetzen zu schneiden. Als ich den Boden berührte, zog ich sofort meine Waffe und suchte die Grasfläche nach möglichen Gefahren ab.
Ich ging die Innenseite des Zauns ab und
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