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Tagebuch der Apokalypse 01

Tagebuch der Apokalypse 01

Titel: Tagebuch der Apokalypse 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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trat dann in die Mitte des Geländes. Genau dort befand sich am Boden der Deckel einer Einsteigöffnung. Ich hockte mich hin und sah, dass er keinen Außengriff hatte. Wäre einer vorhanden gewesen, hätte ich den Deckel allerdings auch nicht heben können, weil er schon über dem Boden aus zehn Zentimeter dickem Stahl bestand. Auf einer Seite des eigenartig geformten Deckels waren sehr große Scharniere zu sehen. Ich schätze, er wiegt mehr als wir alle zusammen.
    Ich höre nichts außer den Klängen der Natur. Die Sterne sind heute Nacht sehr hell. Der Zaun gibt uns Sicherheit. Wenn es nicht regnet, wird es eine schöne Nacht, in der man unter freiem Himmel schlafen kann.
    30. März
    15.15 Uhr
    Unser Blatt hat sich gewendet. Heute Morgen wurde ich von fernem Hundegeheul geweckt. Keine Ahnung, ob es sich um wilde Hunde oder Haustiere handelt. Ich musste an das Schild denken, das wir gestern am Zaun gelesen hatten. Ich war sehr neugierig, was so ein dicker Einstiegsdeckel in einem mit Bandstacheldraht abgezäunten Gelände mitten im Nirgendwo zu suchen hatte. Ich teilte John mit, dass ich mich ein wenig vor dem Zaun umsehen wollte. Da ist nämlich eine Seite völlig frei von Bäumen und Sträuchern.
    Unter Anwendung der Deckentechnik kletterte ich hinaus. John, wieder völlig genesen, schloss sich mir an. Die .22er ließ er bei William und den Frauen. Er nahm statt dessen die Schrotflinte.
    Das abgezäunte Gelände, aus dem wir kamen, lag etwa drei Meter niedriger als der Hügel, den wir zur Lichtung hinauf bestiegen. Als wir auf der Kuppe standen, hatten wir eine tolle Aussicht. Das Gebiet da oben ist flach genug, um ein kleines Flugzeug starten und landen zu können. Etwa dreihundert Meter weiter entdeckten wir einen weiteren Zaun, der dem unseren sehr ähnlich sah.
    Als wir uns diesem abgezäunten Gelände näherten, sahen wir, dass es viel größer war als das, in dem wir übernachtet hatten. Außerdem stand dort ein kleines, schuppengroßes Ziegelgesteingebäude mit einer grau gestrichenen Eisentür und einer Reihe von Dachantennen. Wir gingen zum Zaun und entdeckten dahinter einen Hubschrauberlandeplatz. Außerdem sahen wir, dass das Gras auf einem großen Stück Bodenfläche geschwärzt war und etwas umgab, das wie ein sehr großes quadratisches Erdloch aussah.
    Nirgendwo rührte sich etwas. Wir hatten gute Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Wir sahen sogar die stacheligen Spitzen des Zauns, hinter dem unsere Gefährten warteten. Wir befanden uns zwar eindeutig nicht auf einem militärischen Stützpunkt, aber um irgendwas in dieser Art schien es sich doch zu handeln. Wir kehrten zurück und nahmen die Decken, um uns auch dieses Gelände näher ansehen zu können.
    Bevor wir über den Zaun stiegen, überprüfte ich - sicher ist sicher - das Tor. Es war mit einer Chiffretastatur gesichert. Der Zaun, hinter dem wir geschlafen hatten, war mit einer dicken Kette und einem schnittresistenten Vorhängeschloss versehen. Ich hatte das Gefühl, dass das neue Gelände wichtiger war als das andere. Wir kletterten über den Zaun und gingen ihn ab. Dann begab ich mich zum Hubschrauberlandeplatz und hielt die Augen nach jeder Art von Bewegung offen. Das Loch im Boden stachelte meine Neugier besonders an, also begannen wir dort unsere Besichtigung. Als wir uns ihm näherten, dämmerte mir langsam, wo wir waren.
    Ich hatte zwar nie im Leben eine solche Anlage gesehen, aber am Zaun hätte auch ein »Minuteman III«- Schild gut gepasst. Wo wir standen, war vor kurzem eine strategische Atomrakete gestartet worden. Der Boden, der das offene Schachttor umgab, war verbrannt. Ich nahm die Taschenlampe aus dem Rucksack und suchte den Schacht nach Leitersprossen ab. Da waren sie - etwa einen Meter unter den dicken Stahltorhälften, die sich in die Schachtwand zurückzogen. John hielt mich am Arm fest, und ich ließ die Beine in die Finsternis des dunklen Raketenschachts hinab. Meine Büchse hing über meiner Schulter. Ich begann den Abstieg ins Dunkel.
    Er dauerte ewig, denn der Schacht war mindestens zwanzig Meter tief. Wenn ich nach oben schaute, erschien John eine Million Kilometer weit entfernt. Wurde ich verrückt? Ich hätte schwören können, leise Musik zu hören. Dann stand ich auf dem Schachtboden, erhellte meine Umgebung mit der Taschenlampe und sah tote Eichhörnchen, die in den Schacht gefallen und verhungert und verdurstet waren. Erde und Blätter bedeckten den Boden. Das Schachttor stand wohl schon eine Weile offen.

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