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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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räusperte mich, um Saiens Beachtung auf mich zu ziehen. Er brauchte ein paar Sekunden, dann sagte er leise über die Schulter hinweg: »Was wollen Sie, Kilroy?«
    Ich hatte keine Lust, ihm klarzumachen, dass Kilroy nicht mein Name ist, sondern ein mythischer GI, der schon in Vietnam an jeden Zaun geschrieben hatte, auch er sei dort gewesen. Hätte ich ihm Unterricht in amerikani- scher Geschichte gegeben, wäre dies so nützlich gewesen wie ein Vortrag über die Geschichte der Maya.
    »Wir müssen die Werkstatt inspizieren, Saien«, sagte ich, »und ein bisschen Draht erbeuten, damit wir den Wagen für die Reise ordentlich verkabeln können.«
    Saien schaute mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Dann fragte er: »Wir können doch die Batterie von einem der Neuwagen auf dem Parkplatz aufladen und seinen Sprit mit dem Treibstoffzusatz behandeln.«
    Gott, wie peinlich. Ich musste zugeben, dass sein Vorschlag deutlich mehr Sinn ergab, als den ganzen Tag mit der Neuverkabelung einer alten Karre zu verbringen. Das Werkstattzündungsverfahren war verlässlicher, und der Einsatz eines Neuwagens konnte uns einen potenziellen Zusammenbruch im Niemandsland ersparen.
    Trotz seiner Worte mussten wir dennoch die Batterie des Wagens aufladen, den wir dem Autohaus klauten. Auf dem Parkplatz stand eine Auswahl von Hybridfahrzeugen, die aber meist kleiner waren als die anderen.
    »Noch eine Frage, Kilroy: Was schreiben Sie da in das Buch rein? Was ist so wichtig, dass Sie immer die Nase in das Buch reinstecken, sobald wir eine Pause machen? Eines Tages werden Sie mit der Nase in dem Buch sterben.«
    Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte. Also sagte ich nur: »Es hilft.« Ich glaube, er hat verstanden, was ich sagen wollte.
    Saien und ich diskutierten über Fahrzeuge und kamen zu dem Schluss, dass ein Hybride uns zwar davor bewahren würde, am laufenden Band Sprit organisieren zu müssen, wir aber einen Geländewagen mit einer Abschleppvorrichtung und einer Zugkette brauchten, damit wir an allen Autowracks und Trümmerteilen vorbeikamen, die unseren Weg von hier bis an unser Reiseziel blockierten. Während der Diskussion bemerkte ich, dass Saiens Schlafteppich, der aufgerollt an seinem Rucksack befestigt war, stark verziert war. Es war wohl ein echter Orientteppich. Ich kannte Saien nicht, deswegen war meine erste Annahme die, dass er Moslem und das Ding sein Gebetsteppich war. Seit wir Ruhe haben, wirkt er besorgt, und ich sah Widerstreit in seinem Blick.
    Ich schlug vor, dass wir uns ein Fahrzeug aussuchten, damit wir den Lade & Betankungsprozess in Angriff nehmen konnten, und er war einverstanden. Zuvor aber kamen wir überein, in der Werkstatt und den Büros der Wartungsabteilung nachzusehen, ob dort vielleicht Gefahren lauerten. Saien schob ein frisches Magazin in die MP5. Ich hatte die Waffe im Anschlag, als wir die Tür öffneten. Außer der apokalyptischen Stille, die meine Nerven noch immer quälte, wartete dort draußen nichts auf uns. Der hintere Teil des Autohausgeländes war von einem Maschendrahtzaun umgeben. Wir strolchten an dieser Grenze entlang, sahen aber außerhalb der Werkstatträume nur den Kadaver eines Hundes, dem es nicht gelungen war, das umzäunte Grundstück zu verlassen, um für sich selbst zu sorgen. Aus irgendeinem Grund machte mich dies trauriger als vieles andere in den letzten Monaten. Ich stellte mir das arme verdurstende und verhungernde Tier vor, das hier elend verreckt war.
    Dieser Gedanke war schuld daran, dass ich die Kreatur übersah, die sich uns hinter dem Zaun näherte. Ihr Gekreisch riss mich jedoch in die Wirklichkeit zurück. Ich zog instinktiv die Waffe hoch und richtete den roten Punkt auf ihre Stirn. Das Ding reagierte natürlich nicht: es ging einfach weiter auf den Zaun zu, prallte gegen ihn und fiel nach hinten auf den Boden. Ich ließ meine Waffe sinken, am Tragriemen baumeln und bat Saien, die Kreatur mit der MP5 zu erledigen, um den Lärm zu vermeiden, den meine M4 machte. Er wollte meiner Bitte gerade nachkommen, als ich ihn bat, zu warten. Ich brauchte etwas mehr Übung mit der Glock. Ich schraubte den Schalldämpfer auf und ballerte dem Ding, wie in Mozambique üblich, zwei Kugeln in den Brustkorb und eine in den Kopf. Ich vergeudete die ersten beiden Kugeln aus keinem bestimmten Grund; ich hatte einfach nur das Gefühl, etwas Praxis zu brauchen. Eine der auf den Brustkorb der Kreatur abgefeuerten Kugeln beschädigte auch den Zaun, hatte aber trotzdem

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