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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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nichts Lebendiges mehr gesehen. Das letzte Lebewesen, das ich da unten sah, war ein laufender Polizist. Ich habe mit der Kamera eine Aufnahme von ihm gemacht, als Andenken an das letzte Lebewesen in den Straßen von New York City.
    Die Nachrichten aus Übersee, die ich lese, besagen, dass es in Europa noch schlimmer aussieht als in den Vereinigten Staaten, falls man sich das überhaupt vorstellen kann. ln Großbritannien sieht es ebenso aus. Allem Anschein nach hat der Beschluss der Briten, ihre Bevölkerung zu entwaffnen, keine Dividende geblecht, als die Anomalie zuschlug. Natürlich bin ich bei allem, was ich hier schreibe, gezwungen, unparteiisch und apolitisch zu sein, aber das Gefühl, jetzt eine Knarre in den Händen zu halten, würde mir schon gefallen. Falls jemand, der dies liest, irgendwo in Sicherheit ist, Waffen hat und vorbereitet ist Ich beneide euch! Ich glaube nicht, dass ich nochmal aus diesem Elfenbeinturm rauskomme. Unter mir sind Dutzende von Stockwerken, die ich durchqueren müsste, um auf die Straße zu gelangen. Doch wofür? ln der gleichen Sekunde, in der ich mich ins Freie wage, müsste ich rennen. Aber wohin?
    Ob die Herren von der Regierungspresse uns irgendwelche Nachrichten vorenthalten haben? Na, und ob! Ich bin selber Augenzeuge. Wir wurden schon am 3. Januar verdonnert, nichts über die Anomalie in Übersee und die Lage an der Ostküste zu berichten. Wir hatten unseren eigenen »Mann in Schwarz« hier im Haus, der persönlich jeden ausgehenden Nachrichtenfetzen mit seinem schwarzen Sharpie- Marker durchstrich und den Ersten Verfassungszusatz abschnitt wie eine Scrabble-Regel.
    Das ist aber nichts Neues. Jede Durchschnittsfamilie, die zu Hause sitzt, hat die Schrift an der Wand gesehen. Man kann zwar die Nachrichten zensieren, aber nicht wirkungsvoll auch das Internet. Video- und Gesellschaftswebsites waren voll mit Aufnahmen, die die Leute mit Handykameras gemacht haben. Ich habe so viel wie möglich davon auf dem Server NYT2 archiviert, der auf unserer Sicherheitsserverfarm in Wichita, Kansas, steht. Er ist stabil und müsste die Daten auch dann noch schütten, wenn im Mittelwesten die Lichter längst ausgegangen sind. Ich habe Aufnahmen gesehen, die ich nicht mehr vergessen kann. Wenn ich daran denke, wie sich Amerika vor dieser Scheiße über die Benzinpreise aufgeregt hat! Ein Handyfoto eines Tankstellenschildes, auf dem 4$ pro Liter stand! Eine Woche danach gingen Gerüchte um, Sprit koste nun 30 Dollar pro Liter. Eine Frau, die in einem Ü- Wagen in Chicago saß, hat ihre letzten Tage übers Telefon ins Nett gehoben. Sie war umzingelt und wurde überrannt. Eins ihrer Wagenfenster wurde eingeschlagen, drei dieser Dinger hatten sich in der Öffnung verkeilt, um an sie ranzukommen. Sie fraßen den Fahrer, während die Journalistin weinte und ihre letzten Worte sprach. Dann öffnete sie die Hintertür und sprang bei ihrem Fluchtversuch in die Menge.
    Außer mir lebt in diesem Stockwerk niemand mehr. Ich kann nicht runter. Es gibt keinen Fluchtweg. Viel Glück euch allen da draußen. Sollte jemand dies lesen und in meiner Nähe sein, besuch mich bitte mal und mach der Sache ein Ende.
    Der noch lebendige G. R., Systemadministrator Wall Street Journal /, IT- Abteilung Saien und ich prüften jede Büroecke. Dann nahmen wir uns die Wartungsnischen vor. Nachdem wir sie ebenfalls überprüft und ein paar leichte Kleinigkeiten eingesackt hatten, die uns von Nutzen sein konnten, begaben wir uns zum Schlüsselkasten des Autohauses, um unsere Neuerwerbung auszuwählen. Nachdem wir das Für und Wider aller möglichen Fahrzeuge besprochen hatten, entschieden wir uns für einen langen Diesel-Kleinlaster. Er sah neu aus und schien, wenn man von dem Reifen vorn rechts absah, der etwas Luft brauchte, funktionstüchtig zu sein. Da der Kompressor in der Werkstatt ohne Strom vermutlich nicht lief, mussten wir unterwegs irgendwo einen billigen Zigarettenanzünderkompressor auftreiben oder die Karre aufbocken und eine Fahrradpumpe verwenden.
    Erstaunlicherweise findet sich hier nirgendwo ein Starterkabel. Selbst wenn man eins fände, würde es zu viele Dezibel kosten, um ein Fahrzeug anzuwerfen. Als ich die Batterie zum Ford schleppte und eine Ladestation aufbaute, schob Saien Wache. Ich hatte den Sprit aus dem Kombi absaugen wollen, aber bei einem Diesel nützte er nichts. Sieht aus, als säßen wir hier für mindestens einen Tag fest, bis die Sonne die Batterie aufgeladen hat. Ich habe den

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