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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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noch genug Kraft, ihre Rippen zu durchdringen.
    Mit dem an der Schulter hängenden Gewehr und der schussbereiten Pistole in der Hand ging ich am Zaun entlang. In unserer unmittelbaren Umgebung hielten sich keine anderen Kreaturen auf. Mit dem Fernglas schaute ich mir das Gelände gegenüber dem Autohaus an. Ich sah zwei Gestalten, die sich aber von unserem Standort entfernten. Solange wir keinen Krach veranstalteten, müssten wir es hier aushalten können - es sei denn, sie kommen, wie zuletzt, in Scharen.
    Die zum kaufmännischen Teil des Gebäudes führende Tür war verschlossen. Saien und ich lugten durchs Fenster und blieben eine Weile dort, bis wir sicher waren, dass sich dahinter nichts bewegte. Ich drückte meine Stirn so lange ans Glas, bis es beschlug undjeder weitere Verbleib dort sinnlos schien. Wenn dort drin irgendwas war, rührte es sich nicht oder war tot. Saien holte ein kleines rechteckiges Ledermäppchen mit Reißverschluss aus seinem Drag Bag und präsentierte mir ein Schlossknackersortiment und einen Spannungsschlüssel. Mit zusammengebissenen Zähnen, zwischen denen ein weiteres Schlossknackerwerkzeug klemmte, bat er mich, ihm während seiner Tätigkeit Deckung zu geben. Wenige Sekunden später hatte er das Schloss geöffnet und sein Zeug wieder weggesteckt. Wir entsicherten unsere Knarren und traten ein. Ich fragte mit lauter Stimme, ob jemand im Hause sei. Ich wusste natürlich, dass sich unter diesem Dach kein lebendes Wesen befand, aber falls hier ein funktionierender Untoter hauste, würde er zweifellos auf meine Stimme reagieren und uns seinen Aufenthaltsort verraten.
    Staub, Schimmel und eine Korkpinnwand waren die Hauptschauwerte des Büros. Auf der Pinnwand befanden sich handgeschriebene Notizen und Botschaften aus der ersten Januarwoche. Einige Mitteilungen lauteten »Das ist das Ende« und »Die Zeit zur Reue ist gekommen und vergangen«. Ich sah auch Internet-Ausdrucke der wichtigsten Schlagzeilen aus der Zeit, in der die Welt anfing, sich aufzulösen. Es reichte von »Wie wirken sich die Toten auf die Wirtschaft aus?« bis zu »Falls noch jemand da ist: Das war’s«.
    Letzterer Artikel, der aus der Online-Version des Wall Street Journal stammte, gefiel mir, deswegen habe ich ihn hier eingefügt:
    Falls noch jemand da ist Das war's!
    Hallo, Leute, ich heiße ... Ach, wen interessiert das schon ...
    Ich arbeite beim Wallstreet Journal Ich bin weder Kolumnist noch Nachrichtenredakteur noch sonst ein Journalist. Ich bin der hiesige Systemadministrator. Unsere Generatoren sind bei 37% Treibstoffkapazität, und ich habe das Gefühl, dass diese Geschichte, wenn ich sie jetzt nicht rausbringe, niemals erzählt werden wird. Schon ziemlich am Anfang der Epidemie hatten wir im New Yorker Stadtgebiet keinen Strom mehr. Unser Verteilernetz ist so anfällig, dass es ein Wunder ist, dass es, bevor es losging, überhaupt noch funktionierte. Aber ich muss abschweifen.
    Warum ich noch hier bin? Tolle Frage. Das Unternehmen hat mir mitgeteilt, die Lage im Gebäude sei unter Kontrolle und ich würde eine hübsche Gehaltserhöhung kriegen, wenn ich die Serverfarmen und Netzwerksachen während der Krise am Laufen halte; dass man sich um meine Familie kümmert und die Firma bewaffnetes Sicherheitspersonal zu mir nach Hause schickt, um ihr beizustehen. Als ich raffte, dass hier überhaupt nichts unter Kontrolle ist, war es zum Abhauen zu spät.
    Meine Familie ist zweifellos tot, wie auch der Rest der Stadt. Ich bin sicher in unserer Serverfarm eingeschlossen und kann ehrlich sagen, dass ich sehr glücklich darüber bin, dass wir als Vorsichtsmaßnahme für die Sicherheit der Rechner dicke Stahltüren eingebaut haben, weil sie nämlich, bestünden sie aus anderem Material, inzwischen längst kaputt wären. Das methodische (fragwürdige) unermüdliche Geklopfe lässt mich allmählich durchdrehen. Seit gestern habe ich kein Wasser mehr, deswegen musste ich einen meiner wassergekühlten Server runterholen, um an das Wasser aus den Kühlmittelrohren ranzukommen. Sie enthalten genau vier Liter abgestandenes H 2 0. Es schmeckt grässlich, hält mich aber am Leben. Momentan tüftle ich eine Methode aus, meinen Urin zu verdampfen, indem ich zur Erzeugung von Trinkwasser Generatorenwärme verwende. Mit einem der Tele Fotoobjektive und einer Digitalkamera, die ich mir zugelegt hatte, bevor ich mich hier einschloss, kann ich durchs Fenster auf die Straßen von Zoo York hinabschauen.
    Ich habe da unten seit einer Woche

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