Tagebuch der Apokalypse 02
meldete auch, dass sie keine Munition mehr für das BordMG besaßen und dass sie die Luke aus diesem Grund hatten schließen müssen. Ich fragte ihn, wie viele Untote sich an seinem Standort aufhielten. Nach einer Pause (ich hatte den Eindruck, er wollte es lieber nicht sagen), informierte er mich, dass er Marineinfanterist wäre und nicht so weit zählen könnte. »Dann sind es also Hunderte, Corporal?«, fragte ich.
Ja, Sir«, erwiderte er.
John und William stießen laute Verwünschungen aus und schüttelten angesichts dessen, was sie sich auf den Hals geladen hatten, den Kopf. Es würde ernst werden.
Wir fuhren nur drei Kilometer weit über die I-10. Auf der 71 fuhren wir nach Norden raus und düsten auf die Marines zu. Die einzige Taktik, die wir vielleicht anwenden konnten, war die, die ich schon bei den Grishams angewendet und auch bei den Banditen gesehen hatte. Wir mussten die Untoten von dem havarierten Fahrzeug fortlocken. Unter Beibehaltung des Funkkontakts bemühte ich mich um einen lockeren Tonfall, um die Männer von dem, was sie unmittelbar umgab, ein bisschen abzulenken. Ramirez informierte mich, dass sie vom Highway aus zum Fluss abgebogen waren, da die schiere Masse der Untoten auf der Straße zu aufdringlich gewesen war. In Flussnähe hatte ihr Fahrzeug dann einen mechanischen Schaden davongetragen. Sie hatten versuchen wollen. mittels der amphibischen Fähigkeiten des Panzerspähwagens den Fluss zu überqueren, um den Untoten zu entkommen.
Es war übrigens nicht das Funkfeuer des Lance Corporals, das mich befähigte, die Männer überhaupt zu finden, sondern das unüberhörbare Stöhnen der Toten.
Ich verkündete, dass ich versuchen wollte, die Masse der Belagerer mit der Hupe und dem Lärm unseres Fahrzeugs fortzulocken. Wir machten einen Sammelpunkt aus, und ich riet den Soldaten, aus dem Panzerspähwagen abzuhauen und zum Highway 71 zu rennen, und zwar genau dorthin. wo sie von der Straße abgebogen waren. Sie waren einverstanden. Nach einem stummen Gebet meinerseits fragte ich John und William, ob sie bereit seien. Ich gab ihnen jedoch keine Zeit für eine Antwort, sondern trat aufs Gas und raste auf den die gestrandeten Marineinfanteristen umgebenden Untoten Belagerungsring zu.
Der Boden war schon mit jenen Leichen gepflastert, die das Bord-MG des Panzerspähwagens angehäuft hatte. Als ich noch etwa hundert Meter von den Belagerern entfernt war, drehte ich die Scheibe runter und eröffnete das Feuer. John und William luden meine Waffen nach. Der Blitzdämpfer passte das Licht meinen Augengläsern an, aber es war fast vorteilhafter, einfach nur das Mündungsfeuer zu nutzen, um mein Ziel zu sehen. Ich feuerte volles Rohr auf die Untoten.
Als ich um die zwanzig Gestalten von den Beinen geholt hatte, musste ich einen Ortswechsel vornehmen und fuhr hundert Meter weiter. William reichte mir ein neues Magazin; ich zog das leere raus, gab es John und schob das neue rein. Die Untoten kamen schnell näher, denn das laute Knallen und die Mündungsblitze meines Gewehrs zogen sie an. Wie der untote Bauarbeiter, dem wir aus dem Weg gegangen waren, näherten sie sich uns mit ruckartigen ungleichmäßigen Bewegungen. So, wie sie auf uns zukamen, erinnerten sie an eine Polizeitruppe, die eine Leiche suchte. Ironischer Weise war es umgekehrt. Die Leichen suchten nach Lebenden.
Ich schoss fortwährend und bewegte dabei den Wagen. John und William versorgten mich ständig mit vollen Magazinen. Nachdem wir unseren Standort zum vierten Mal gewechselt hatten und ich wieder das Feuer eröffnete, sah ich Bewegung auf dem Dach des Panzerspähwagens. Ich hielt kurz inne, um meine Augen daran zu gewöhnen. Die Marineinfanteristen nutzten die Gelegenheit zur Flucht. Exakt wie geplant rannte der Trupp dorthin, wo wir ihn auflesen wollten. Ich leerte das sechste Magazin auf die Meute, dann übergab ich William das inzwischen ziemlich heiße Eisen. Ich betätigte die Hupe und lockte die Untoten noch ein Stück weiter von den Soldaten fort. Dann drückte ich auf die Tube und raste zum Treffpunkt.
Die sechs Männer gingen in Verteidigungsstellung und streckten ihre Waffen in die Finsternis hinaus. Sie waren uniformiert und trugen Splitterschutzwesten und Stahlhelme.
Ich fuhr die Scheibe runter und rief ihnen zu, dass sie einsteigen sollten. Aus Höflichkeit schloss ich die Augen und schaltete die Fahrgastraum-Beleuchtung ein, damit sie uns sehen konnten. Sie sprangen in den Land Rover. Drei Mann mussten ganz hinten
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