Tagebuch der Apokalypse 02
hinunterholperte und sich zum Rendezvous mit dem Highway bereit machte, sah ich den Schulbus. An ihm war zunächst nichts Besonderes zu erkennen, doch dann schaute ich genauer hin.
Der Bus war kampfbereit. Seine Fenster waren seitlich mit angeschweißtem Maschendraht versehen. Vorn war ein behelfsmäßiger Schneepflug befestigt. Als wir uns dem großen gelben Fahrzeug näherten, meldete sich unser Geigerzähler. Der Bus strahlte eine hohe Dosis Radioaktivität ab. In ihm hielten sich zahlreiche Untote auf. Noch beunruhigender war, dass ich fast ein Dutzend wirklich toter Leichen auf dem Dach erspähte.
Ich konnte nicht mal darüber spekulieren, was hier los gewesen war. Der Bus war heiß, doch die ihn umgebenden Untoten waren nicht mal annähernd auf dem gleichen Level. Der Geigerzähler zeigte an, dass der Bus eine Dosis abgab, die jeden tötete, der ihr längere Zeit ausgesetzt war. Einige Insassen schienen äußerst traumatisierende Wunden davongetragen zu haben, andere hingegen wirkten unversehrt. Die Geräusche, die unsere an ihnen vorbeifahrenden Fahrzeuge machten, versetzten sie in einen aufgeregten Zustand. Mein letzter Blick auf den Bus traf das zweitletzte Fenster an der rechten Seite. Ein kleiner Junge hing am rechten Bein aus dem Fenster. Sein linkes Bein war nichts als Knochen und sein Gesicht voller krankhafter Gewebeveränderungen und Blasen. Er schien weder tot noch untot zu sein.
Unter Aufrechterhaltung des Funkkontakts gelang es uns schließlich, den Trümmerhaufen zu umfahren. Wir wichen den Untoten aus, indem wir den Hügel hinauffuhren, um unseren nach Osten führenden Kurs wieder aufzunehmen. Etwas an dem Bus hatte mich verstört. Ich fragte mich, ob er vielleicht mit Überlebenden gefüllt war, die versucht hatten, sich auf sicheres Gelände zu flüchten. Sie kamen allem Anschein nach aus einem verstrahlten Gebiet und wussten, dass Bleiben ihren sicheren Tod bedeutete.
Wie waren die Gestalten auf dem Dach wohl ins Freie gelangt? Ich hatte keinerlei Waffen bei ihnen gesehen. Es dauerte mehrere Stunden, bis ich endlich wieder an andere Dinge denken konnte. Wir führen weiter durch die Nacht, schleppten uns gegenseitig ab, umführen bestimmte Gegenden und mieden andere gänzlich. Wir hielten nur noch einmal an, als wir einen Treibstoff-Tankwagen erreichten, der in sicherer Entfernung von allen Engpässen, Auffahrunfällen und Verkehrsstaus stand.
Da uns die Zeit fehlte, uns einen Reim auf das Fahrzeug zu machen oder auch nur einen Versuch zu unternehmen, es zum Laufen zu bringen, banden die Männer einfach eine mit Stoff umwickelte Kette an das Ventil und rissen es vom Tank. Dieselöl ergoss sich auf den Boden. Wir alle wussten, dass Diesel nicht besonders leicht verdampft und keine echte Bedrohung darstellt, solange man klug damit umgeht. Mit einem Messer schnitten wir einen der Gummischläuche von der Seite des Tankwagens ab und klebten ihn mit dem breiten Klebeband an das kaputte Ventil. Es sah zwar nicht schön aus und war auch nicht wasserdicht, reichte für unsere Zwecke aber aus. Wir füllten die Fahrzeuge und Reservetanks mit Diesel. Ein Mechaniker prüfte das Zeug und meinte, dass es zwar noch brauchbar sei, aber ohne Zusatz in einem Jahr zerfiele.
Wir verstopften das kaputte Ventil mit Stoff, den wir aus den Sitzen des Tankwagens schnitten, einem riesigen Trinkbecher und einem Stück Seil.
Der Wagen tröpfelte ein wenig, aber es würde Jahrhunderte dauern, bis er ausgelaufen war. Für den Fall, dass wir auf der Rückfahrt Sprit brauchten, trugen wir ihn als potenzielles Tanklager in unsere Karten ein. Die Aussicht, über ein Spritdepot zu verfügen, führte dazu, dass ich mich etwas besser fühlte. Die schludrige Wartung unserer Fahrzeuge, zu der noch die fragwürdige Qualität des Treibstoffs kam, dämpfte meine positiven Gefühle allerdings gleich wieder.
Bei Sonnenaufgang erreichten wir Richwood, Texas. Das Schild, auf dem der Name der Stadt und die Zahl ihrer Einwohner standen, war teilweise von einem Graffito übermalt - einem X. Ich roch salzige Luft. Der Golf war nicht mehr fern. Während der ganzen Nacht hatten wir versucht, den Kutter per Funk zu erreichen. Ohne Erfolg. Die Männer waren müde, und tagsüber war jede Bewegung ein Risiko. Wir durchführen ein Industriegebiet, und so brauchten wir nicht lange, bis wir eine eingezäunte Fabrik fanden, in der wir uns verstecken und übernachten konnten.
Die Firma hieß PLP. Wenn man nach der Gerätschaft gehen konnte, die
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