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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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noch da. Sie schwärmten wie Ameisen umher. Ich schwang den Betrachter wieder zum Bug des Panzers herum. Meine Füße waren nass vom Salzwasser, das entweder von oben oder von unten in die Kabine eingedrungen sein musste.
    Wir waren nun eineinhalb Kilometer von der Küste entfernt, und ich sah am Horizont einen kleinen glänzenden Gegenstand. Er sah beinahe wie eine Kerze aus. Nach drei zurückgelegten Kilometern erwachte das Funkgerät mit einer neuen Positionsmeldung zum Leben. John behauptete, der Kutter der Küstenwache sei seit der letzten Aktualisierung an seiner alten Position geblieben. Ich hatte nichts dagegen. Je weniger wir auf dem offenen Meer nach dem Kahn suchen mussten, desto besser.
    Ich entnahm einem Überlebenssatz eine Stroboskopleuchte und klammerte sie oben am Frachtnetz fest. Bevor ich einen Versuch machte, an Bord zu gelangen, wollte ich möglichst sichergehen, dass die Crew noch am Leben war. Ich konnte die Umrisse des Kutters noch immer nicht sehen. Wir waren nun fast fünf Kilometer von der Küste entfernt. Die Quelle des Kerzenlichts war nicht mehr zu übersehen. Es war die Flamme einer vor der Küste liegenden Ölbohrinsel. Der Kutter befand sich an ihrem Sockel. Er schien an der südöstlichen Tragesäule der Insel verankert zu sein. Aus dieser Entfernung war kein Lebenszeichen auszumachen.
    Als wir uns der Plattform näherten, konnte ich in der Ferne die Stimmen lebendiger Menschen hören. Sie schienen zu rufen. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Stroboskoplampe von einem Aussichtspunkt an Bord des Schiffes sichtbar war. Als wir näher kamen, wurde mir allmählich klar, dass die Stimmen nicht von dem Schiff kamen, sondern von der Ölbohrinsel. Ich lauschte und ging wieder rein, um die Panzeroptik einzusetzen. Auf der Plattform wurden grün umrissene Menschen sichtbar, die die Arme schwenkten. Dann waren wir nahe genug an ihnen dran, um zu verstehen, was sie riefen. Sie sagten, wir sollten nicht an Bord des Kutters gehen.
    Er war übernommen worden.
    Ich fragte mich, wie sich ein mechanischer Defekt an Bord eines Kriegsschiffes zu einer Seuche hatte auswachsen können. Handley und ich waren die Ersten, die die Leiter der Ölplattform ergriffen. Auf dem Weg nach oben konnte ich auf dem Kutter Gestalten ausmachen. Es war ein langer Aufstieg, noch länger als die Leiter im Raketenabschusssilo von Hotel 23. Als ich auf der obersten Sprosse stand, half mir jemand von der Mannschaft auf die Beine. Ich zählte auf der Plattform ungefähr dreißig Mann. Sie schienen alle gesund zu sein.
    Ich fragte, wer die Leitung hatte, und einer erwiderte: »Lieutenantjunior Barnes, Sir.«
    Ich bat darum, mit dem Lieutenant sprechen zu können, aber die Männer informierten mich schnell, dass er sich in einem Abteil des Kutters verrammelt hatte und es keine Möglichkeit gäbe, es zu verlassen. Ich hatte den Eindruck, dass man meine nächste Frage schon erwartet hatte, denn kaum dass ich mich erkundigte, wie, zum Henker, es diesen verwesenden Drecksäcken gelungen war, ein Kriegsschiff zu kapern, wurde mir die Lage in allen Einzelheiten erklärt.
    Ich unterhielt mich mit einem Bootsmann. Er gehörte zu den Computertechnikern des Kutters und war für automatisierte Systeme und Netzwerke zuständig. Er machte einen fähigen Eindruck. Der Fähnrich erklärte, sie seien in der Nähe der Ölbohrinsel aufgelaufen. Die aktualisierten Karten, die sie normalerweise an Bord hatten, waren nicht greifbar gewesen, und sie hatten nicht genau gewusst, wie tief die hiesigen Gewässer waren. Es war nicht schlimm, aber bei dem Versuch, sich von der Sandbank zu befreien, war die Schiffsschraube beschädigt worden. Das Schiff war zwar fahrtüchtig, aber nur unter großer Belastung von Maschine und Welle, da die Schraube nicht hundertprozentig funktionierte.
    Für eine Rückeroberung des Schiffes gab es keine bessere Zeit als die Nacht. Ich wusste aus erster Hand, dass die Dinger im Dunkeln nicht besser sehen als ein durchschnittlicher lebendiger Mensch.
    Trotz der Erklärung des Fähnrichs, warum und wie sie im Wasser beinahe draufgegangen waren, blieb noch eine nicht unwichtige Frage übrig: Warum waren auf dem Kutter in ausreichender Anzahl Untote präsent, um die Mannschaft zu bewegen, ihn aufzugeben? Ich befahl dem Fähnrich, mir dies zu erklären. Zuerst zögerte er. Dann erklärte ich ihm, wer ich war und unter wessen Befehl ich stand.
    Er senkte den Blick, bis seine Augen unter dem Schirm seiner Mütze verschwanden, und

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