Tagebuch der Apokalypse 02
auf dem Strand liegt. Als ich die Botschaft gelesen und ihren Inhalt mit Hand-ley besprochen hatte, entschieden wir, es sei das Beste, heute Abend aufzubrechen.
Noch ziemlich aufgelöst von dem Traum erzählte ich Tara, was meine Vision mir gezeigt hatte. Da sie für mich mehr als nur eine Freundin war, meinte ich, ich könnte ihr alles erzählen. Dean war ein ebensolcher Edelstein. Ihre Klugheit half mir, mit den Dämonen fertig zu werden, die meine Seele in dieser Zeit alle Nase lang quälten.
Das Gefühl war mit dem vergleichbar, das man hat, wenn man aus einem langen Urlaub zurückkehrt und feststellt, dass die Arbeit sich während der Abwesenheit gestapelt hat. Während ich dies schreibe, legt der Stellvertreter meines Stellvertreters gerade den Kurs fest, der uns übers Land zu unserem Rendezvous mit dem tot im Wasser liegenden Kutter bringen soll. In jeder anderen Situation wären wir längst aufgebrochen, doch da die Männer an Bord sich in relativer Sicherheit befinden, nehmen wir uns die Zeit, um die Reise aus Sicherheitsgründen eingehend zu planen und uns zu bevorraten.
Ich wollte die Exkursion auf maximal achtundvierzig Stunden beschränken, denn es steht noch immer allerhand an, um beide Lager miteinander zu verschmelzen. Wir können zwar nicht alle Leute im Hotel 23 unterbringen, aber ich habe das Gefühl, dass wir, passendes schweres Werkzeug und einige Interstate- Betontrenn-wände vorausgesetzt, eine hohe Mauer vor dem Maschendrahtzaun aufbauen können. Auch wenn es vielleicht Monate dauert, die dazu nötigen Trennwände heranzuschaffen - es könnte sich lohnen.
Noch eine Notiz: Danny hat sich heute beim Spielen mit Laura im Freien verletzt. Sie haben Annabelle durch die Botanik gejagt, und da ist Danny in ein kleines Bodenloch gerutscht und hat sich den linken Knöchel verstaucht. Neuerdings sind die Kinder öfters im Freien, aber die Marines haben, wenn sie oben sind, strengste Anweisung, ihre Sicherheit ständig im Auge zu behalten. Meine Ausrüstung habe ich bereits in den Panzer Nr. 2 gebracht. Ich habe ihn liebevoll (und insgeheim) »Hummel-Thunfisch« getauft. Warum, weiß ich nicht, aber aus irgendeinem merkwürdigen Grund passt der Name zu ihm.
Es ist heute sehrheiß draußen, deswegen nehmen wir mehr Wasser mit als sonst, damit wir feucht genug und lebendig bleiben. Ich weiß, dass unser Trinkwasserstatus nicht so gut ist, wie er sein sollte, und das Gleiche auch für den Treibstoff gilt. Dies ist ein Problem, das wir neben unseren offiziellen Pflichten lösen müssen. Ich bin in gewisser Weise froh, dass Hotel 23 nur ein kleines Rädchen im Getriebe des Oberkommandos darstellt. Auf diese Mission nehme ich dieselben Marines mit wie zuvor. Keiner ist mir bei unserem letzten Unternehmen als inkompetente Pfeife aufgefallen, deswegen sehe ich nicht ein, dass ich auf einer so kurzfristig angesetzten Mission etwas reparieren soll, das keinerlei Schaden oder Mängel aufweist. Vielleicht tausche ich sie auf der übernächsten Mission aus, falls es eine geben sollte.
11. August
22.28 Uhr
Die Abfahrt von Hotel 23 verlief ereignislos. Es war sehr schwül draußen. Als wir die Luke öffneten, die vom Stützpunkt aus nach oben führt, war es, als beträte man eine Sauna. Die Fahrzeuge waren bereits betankt und reisefertig.
Die Straßen brauchten dringend Wartung, die sie aber nie mehr erhalten werden. Der Beton ist aufgebrochen. So schlechte Straßen habe ich seit meinem Dienst im Land des schadhaften Lächelns nicht mehr gesehen.
Wir fuhren nach Osten, zur Küste, bis wir etwas erreichten, das einst eine bedeutende Fahrbahn gewesen war. Nun ähnelte sie eher einer Wiese, auf der sich Autowracks in Richtung Osten aneinanderreihten. Ich war an diesen Anblick nicht gewöhnt. Die rostenden Karosserien waren der einzige Hinweis auf den tatsächlichen Verlauf der Straße.
Wir krochen in allgemeiner Richtung des Straßenverlaufs an den Wracks vorbei, wobei wir sorgfältig darauf achteten, ihnen nicht zu nahe zu kommen, denn auf Probleme waren wir nicht scharf. Die Untoten waren zwar nicht intelligent, und dies war keine bekannte strahlenverseuchte Zone, aber die wogenden texanischen Hügel konnten Scharen von Kreaturen in den Tälern zwischen unserem Stand- und Zielort leicht verbergen.
Etwas, an das ich ebenfalls ständig denken musste, war die Andersartigkeit des Gesamtbildes. Früher gab es nur eine Handvoll Tiere, die einem einen tödlichen Biss zufügen konnten; etwa gewisse Schlangenarten.
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