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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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von Schüssen ließ mich zusammenzucken und riss mich aus meinen Gedanken. Ich fluchte leise und fragte mich, wer unser wichtigstes Gebot gebrochen hatte. Ich schnappte mir ein Mikrofon, schaltete es ein und erkundigte mich, wer geschossen hatte und warum. Der höchste Dienstgrad auf Panzer Nr. 3 antwortete und bat mich, das Periskop direkt auf sechs Uhr zu richten. Ich sollte mir anschauen, was da im Anmarsch war.
    Ich tat ihm den Gefallen und sah ungefähr fünfzig wandelnde Leichname, die sich aus dem vielleicht vierhundert Meter entfernten Stadtgebiet in unsere Richtung ergossen. Da mir fünfzig von denen lieber waren als fünftausend, machte ich mir keine übertriebenen Sorgen. Der Sergeant feuerte nicht auf die Untoten, die fünfhundert Meter von uns entfernt waren, sondern auf die, die an seine Hintertür klopften. Ich weiß nicht warum, aber die aus vier Untoten bestehende Gruppe hinter Panzer Nr. 3 kam mir bekannt vor. Ich wusste nicht, wo ich sie hinstecken sollte. Seit es diese Dinger gab, hatte ich Tausende gesehen. Vielleicht war ich auch einfach nur paranoid.
    Ich signalisierte den Männern, die Fahrzeuge auf amphibische Fahrt vorzubereiten. Die Marinepanzer waren so seetüchtig wie ein Schiffchen. Sie waren groß, schwer und langsam, konnten sich aber im Wasser bewegen. Sie besitzen am Heck zwei kleine Schrauben, mit denen man sie auf fast zehn Knoten beschleunigen kann. Wir eröffneten das Feuer auf jene Viecher in unserer unmittelbaren Nähe und die zwischen uns und dem Meer auftauchende Untotenmeute. Unser Weg war frei, unsere Panzerspähwagen waren bereit, also brausten wir in den Golf von Mexiko, während Scharen von Untoten uns verfolgten.
    Das mir ins Gesicht spritzende Wasser war warm. Es spritzte schließlich sogar bis zu den Männern hinein. Ich warf Sergeant Handley einen besorgten Blick zu. Er meinte lächelnd, ich solle mir keine Sorgen machen. Wenn das Ding anfinge zu lecken, würde er sich Sorgen machen. Ich vertraute ihm und schob den Kopf wieder ins Freie, um die Aktivitäten am Ufer zu beobachten. Ich wies die anderen Panzer an, auf Leerlauf zu schalten und hundert Meter vor dem Schwimmsteg eine Linie zu bilden. Auf dem Boden meines Fahrzeugs stand das Wasser fünf Zentimeter hoch, doch es sah nicht so aus, als wolle es sinken.
    Ich kletterte ins Freie und schaute den Untoten zu, die sich wie Ameisen am Ufer entlang versammelten. In diesem Moment piepste das Funkgerät, und eine neue Meldung traf bei uns ein. Es war der vertraute Klang einer geheimen Abstimmung. Irgendwie hört es sich immer wie ein altes Computer-Modem an, bis man endlich irgendwann die Stimme erkennt. John war dran. Er hatte eine neue Positionsmeldung des Kutters. Zwar hatten wir nur bei einem Abtrieb von mehr als einem Kilometer um eine Aktualisierung gebeten, aber man war im HQ der Meinung, auch die Nachricht, dass der Kutter sich nicht bewegt habe, könne uns dienlich sein. Ich musste zustimmen. Das Schiff hatte sich seit dem Augenblick, in dem die letzte automatisierte Positionsbestimmung über die Antenne auf dem Schiffsmast versandt worden war, nicht wesentlich vom Fleck gerührt.
    Das Stöhnen der Toten wurde weit übers Wasser getragen und auch von meinem Mikrofon aufgenommen. Ich hörte Tara etwas sagen, dann schienen sich auf unserem Stützpunkt zwei Menschen um das Mikro zu raufen. Dann war Tara dran und fragte, ob bei uns alles in Ordnung sei. Ich erläuterte ihr unsere gegenwärtige Lage und informierte sie, dass wir keiner direkten Gefahr ausgesetzt seien. Dann bat ich sie, mir John nochmal zu geben, was sie zögernd tat. Ich teilte John mit, dass wir jetzt aufs offene Meer hinausfuhren, um den Kutter zu suchen. Allmählich wurde es dunstig. Das Licht des Mondes und die Kälte des Abends verstärkten die Furcht, die wir alle verspürten.
    Wir ließen die Schar der Untoten am Ufer zurück und fuhren die Koordinaten, die uns die Flugzeugträger Kampfgruppe übermittelt hatte. Je näher wir ihnen kamen, umso mehr verblasste hinter uns das Gestöhne, bis wir unseren Gegner schließlich vergaßen. Ich bemühte mich, nicht an jene Untaten zu denken, die auf dem Meeresboden lauerten oder mit null Schwungkraft dicht unter der Wasseroberfläche trieben. Ich wünschte ihnen die Pest an den Hals, denn sie fürchtete ich am meisten.
    Die Bordoptik des Panzerspähwagens war viel besser als mein NSG, also eilte ich wieder nach unten und setzte die Sensoren ein. Ich konnte die Küste noch sehen. Die Untaten waren

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