Tagebuch der Apokalypse 02
zu den sechs überlebenden Mannschaftsangehörigen aufnehmen, die in der Kombüse verschanzt waren. Die Lautsprecher übertrugen auch das Hintergrundgetöse der Untoten, die pausenlos auf die stählernen Kombüsen- Rollläden einschlugen.
Die Trennwand war das Einzige, was die Kochkünstler und den Kommandanten daran hinderte, gefressen zu werden.
Die Eingeschlossenen berichteten, dass sie einen verstrahlten Untoten mit einem Feuerlöscher und einer Axt niedergemacht hatten. Einer der daran beteiligten Männer hatte sich übergeben und war geschwächt. Vermutlich hatte er etwas abbekommen. Die Seeleute hatten in der verstrahlten Zone in New Orleans Strahlenschutzanzüge getragen, weil es dort sehr radioaktiv und ge-fahrlich war. Der Lieutenant berichtete, dass zwei weitere außerhalb der Kombüse waren und auf die Schotts einschlugen. Er nahm an, dass sich ein großer Teil der untoten Crew bei ihnen befand, wusste aber nicht genau, ob sie sich alle auf der anderen Seite aufhielten. Wir krochen durch einen Gang und stiegen steile Leitern hinab. Die Kombüse lag mittschiffs tief unter der Wasserlinie. Als wir das Hauptdeck erreichten, sagte Mac leise, eine der hellen Durchgangsleuchten zerstören zu wollen, damit wir auch weiterhin die Oberhand behielten. Er schoss die Lampe aus, und diese Veränderung der Atmosphäre verführte eins der Dinger dazu, genau vor seine Waffe zu treten.
Mac knipste es mit zwei Schüssen aus. Die erste Kugel traf die linke Schulter des Untoten, was verfaultes schwarzes Blut gegen die Wand hinter ihm spritzen ließ. Der zweite Schuss traf das Ding voll auf die Nase und vernichtete vermutlich genug Hirnmasse, denn danach rührte es sich nicht mehr.
Wir schleiften es in eine Gangecke und fesselten seine Arme und Beine mit Kabelbindern, um ganz sicher zu gehen. Dann schlichen wir weiter durch die Finsternis. Jedes Geräusch kam mir wie ein Donnern vor. Jedes LED Blinken war ein Gewitterblitz. Das Schiffverströmte den vertrauten Geruch von Mottenkugeln und den Hauch des Todes. Wir kamen an eine Sperre. Es war eine hohe Stahltür, die im Fall eines Angriffs oder Notfalls verhindern sollte, dass die benachbarten Räume von Wasser überflutet wurden. In der Tür befand sich anstelle eines Gucklochs ein Bullauge aus dickem Glas und dem ungefähren Durchmesser einer Thermoskanne. Ich schaute hindurch. Die Notbeleuchtung des Schiffs war eingeschaltet. Ein gespenstisches rotes Licht enthüllte den kleinen Raum hinter der Tür. Ich berührte den Türgriff und bemühte mich, so leise wie möglich zu sein. Ich bewegte ihn ganz vorsichtig. Wir zuckten alle zusammen, als die Verriegelung aufgrund mangelnder Wartung plötzlich losquietschte. Ich hielt inne und schaute ein weiteres Mal durch das Bullauge. In den Raum dahinter kam Bewegung. Ein lauter Bums schallte durch unseren Raum, als etwas Starkes die Tür traf. Der Druck hätte sie beinahe aufgestoßen, doch zum Glück hatte ich den Griff noch nicht vollständig in die Offen- Stellung bewegt.
Die Kreatur auf der anderen Seite verdeckte das rote Licht hinter seinem Rücken. Ein Gesicht presste sich an die dicke Glasscheibe, dann schlug ein Schädel in dem sinnlosen Versuch, die Tür zu durchdringen, gegen sie. jede Zelle meines Körpers riet mir zur Flucht sowie dazu, die dicke Stahltür nicht zu öffnen. Noch konnten wir uns umdrehen und überleben. Da unten aber waren Menschen. Ich wusste, dass sie mit jeder Stunde, die sie in der Enge dort verblieben und sich den verstrahlten Untaten aussetzten, dem Tod eine Stunde näher rückten. Ich gab Mac zu verstehen, dass ich die Verriegelung aufreißen würde. Er sollte die Reißleine betätigen, die ich an der Tür befestigte.
Da es nun sinnlos war, leise zu sein, pfiff ich auf jede Vorsicht und schob den Griff in Öffnungsposition. Zack.
Mac zog an der Leine. Die Tür flog auf. Das Ding kam uns entgegen. Zu unserem Glück war es nicht an das Leben auf einem Schiff gewöhnt, so dass es prompt über seine eigenen Staken stolperte und aufs Fressbrett fiel. Da ich davon ausging, dass es eine Weile brauchen würde, um wieder auf die Beine zu kommen, ließ ich mir Zeit zum sorgfältigen Zielen. Aber ich hatte mich getäuscht. Das Ding war schnell wieder auf den Beinen, weil es zu den eingelegten Toten aus dem Raum New Orleans gehörte. Es stürzte sich auf mich. Meine Augengläser knisterten wie ein lokaler TV- Sender spät in der Nacht kurz nach dem Abfahren der Nationalhymne. Das Letzte, was ich sah, war
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