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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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Handfeuerwaffe bewaffnet, zum Talboden runter. Als wir uns einander bis auf zweihundert Meter genähert hatten, konnten wir auf Ferngläser verzichten und gingen normal weiter. In Pistolenschussweite blieben wir stehen und gingen in Kampfstellung. Der Mann trug eine leichte Jacke aus Sackleinen. Er war dunkelhäutig, hatte schwarzes Haar und einen ebensolchen Bart. Er legte seine Waffen und den Signalspiegel vor sich auf den Boden und trat ein paar Schritte zurück.
    Meine Pistole steckte in der Hose hinter meinem Rücken, deswegen kam es mir sicher genug vor, die M4 hinzulegen und ebenfalls zurückzutreten.
    Mit einem starken Akzent, der auf den Mittleren Osten schließen ließ, rief er mir zu: »Ich heiße Saien. Ich hege keine feindlichen Absichten. Ich bin schon seit Tagen auf Ihrer Fährte.«
    Mir fiel auf, dass die vor ihm liegende Waffe eine Scharfschützenknarre vom AR- Typ war.
    Ich fragte ihn, warum er mich verfolgte.
    »Ich will nach San Antonio, und Sie waren in die gleiche Richtung unterwegs.«
    Ich erwiderte, dass ich in den nächsten hundert Jahren unter keinen Umständen nach San Antonio gehen würde.
    Saien runzelte zwar die Stirn, als er dies hörte, doch er hatte mich verstanden, denn er sagte: »Ganz bestimmt nicht?«
    Ich machte ihm klar, dass ich es ernst meinte und der Stadt im Januar gerade noch vor dem Bombardement entkommen war. Er fing an, sich aus der Sache rauszureden, indem er meinte, gehört zu haben, manche auf der Liste stehenden Städte seien nicht vernichtet worden. Ich musste ihm unverblümt zu verstehen geben, dass ich die Detonation östlich der Stadt aus sicherer Entfernung von einem Flughafen-Tower aus gesehen hatte.
    »Sind Sie schon mal welchen von der besonderen Art begegnet?«, fragte er dann. »Denen, die sich schneller bewegen als die anderen?«
    »Einen habe ich ganz sicher gesehen. Auf ’nem Schiff im Golf von Mexiko. Sie sind absolut tödlich; denen muss man aus dem Weg gehen.«
    »Das sehe ich auch so, mein Freund. Aus meiner Wohnung heraus, hundertfünfzig Kilometer südlich von Chicago, habe ich sie Dinge tun sehen, von denen ich nicht glauben konnte, dass sie möglich sind. Später dann, auf der Straße, als ich Chicago verlassen hatte, habe ich sie Autotüren öffnen und sogar laufen sehen ... wenn auch nicht weit oder lange. Ich bin mir sicher, dass sie aus Chicago kommen. Ich habe die Detonation im Januar durchs Fenster gesehen. Zwei Wochen später kamen sie dann nach Süden. Ich musste mich .. . ist schütteln das richtige Wort?«
    Ich leistete mir ein kurzes Lächeln und erwiderte, dass es wohl das richtige sei.
    »Ich habe diese Dinger von einer Tür zur anderen gehen sehen. So sah es jedenfalls aus. Eins hat sogar irgendwo geklingelt und den Türknauf gedreht. Als sie in meiner Gegend waren, fielen immer mehr Vögel tot vom Himmel. Die Toten waren dumme Tiere, sicher; aber sie haben nicht alles vergessen. Wissen Sie, warum?«
    Ich sagte nur ein Wort.
    Strahlung.
    »Das Gleiche habe ich von jemandem in Kanada gehört. Er saß vor einem AM-Sender. Ich habe einen beobachtet, der einen ganzen Monat vor einer Tür stand. Erst dann hat er sich gerührt. Er stand unbeweglich da, fast so, als wäre er eingeschlafen ... Dann tauchte plötzlich ein Waschbär auf der Veranda auf. Das Ding fiel über ihn her und hat ihn verputzt, bis nichts mehr von ihm übrig war.«
    Ich fragte Saien, was er in San Antonio wollte, und er erwiderte, er hätte dort viele Brüder. Ich sah ihn nach hinten greifen und eine Decke berühren, die an seinen Rücken gebunden war. Als er sah, dass es mir auffiel, zog er die Hand zurück. Ich musterte ihn eingehend, und er sagte: »Allah hat diesen Ort verlassen. Seit dem Untergang der Menschheit habe ich meinen Glauben oft hinterfragt und schließlich verloren. Ich bin kein Gläubiger mehr.«
    Mein Herz sagte mir, dass Saien eine ehrliche Haut war und mir nichts tun wollte - jedenfalls nicht heute. Es war schon irgendwie surreal, wieder mit einem Menschen zu reden.
    »Haben Sie noch mehr Zeug?«, fragte ich.
    »Natürlich. Ich hab es ebenso versteckt wie Sie das Ihre da oben auf dem Hügel.«
    Dann sagte er: »Ich habe Sie verfolgt und beobachtet, bevor Sie an diesen grässlichen Ort kamen, Sir ... Ich verstehe nicht, wie Sie die Granaten an den Gebäuden befestigt haben. Ich habe Sie nie an die Häuser herangehen sehen. Haben Sie es in der Nacht gemacht?«
    »Ich habe sie heute ganz früh angebracht.«
    Technisch gesehen log ich nicht mal.

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