Tagebuch der Apokalypse 02
und ihre Verhaltensmuster durchleuchten.
1. Wächter (männlicher Bogenschütze): Beim Verlassen der Behausung zwischen 10.30 und 11.30 Uhr beobachtet.
2. Wächter (dicke Frau): Beim Streifengang zwischen 10.30 und 11.30 Uhr alle 15 Minuten zur Getreidemühle beobachtet.
3. Wächter (AK-47): Beim Wachestehen fünfzig Meter von Gebäuden entfernt beobachtet. Wirkt aufmerksam. Hat Wachhütte nicht verlassen.
13.00 Uhr
Die Lage: Eingehende längere Observation enthüllt, dass eine bewaffnete feindliche Gruppierung mindestens einen Zivilisten gefangen hält. Die Getreidemühle wurde zum Einsatz von Muskelkraft umgebaut. Man setzt Untote ein, um sie zu bewegen. Ob die Mühle Korn verarbeitet oder Wasser an die Oberfläche pumpt, ist ungewiss. Untote sind mit Geschirr an ihr festgebunden. Sie sind nicht geknebelt, aber mit einer modifizierten Form von Scheuklappen versehen, wie man sie von Pferden her kennt. Die Dicke, die jede Viertelstunde kommt, stimuliert sie, voranzugehen.
13.30 Uhr
Habe einen militärischen Truppentransporter ohne Verdeck beobachtet, der zum Gelände fuhr. An Bord: ein Fahrer und zwei Personen hinten. Sie scheinen zur Mannschaft dieses Stützpunkts zu gehören. Durchs Fernglas habe ich gesehen, dass die Dicke den Mund aufmachte und die Männer schrill anschrie, nachdem sie einen (echten) Toten abgeladen hatten.
14.00 Uhr
Das mit den fünfzehn Kilometern am Tag wird wohl nichts. Ich wende das diplomatische Verfahren mit der 500 Pfund LGB (lasergesteuerten Bombe) an. Nachdem ich gesehen habe, dass sie einen lebenden Menschen ans Rad der Getreidemühle gebunden haben, um die Untoten zu schnellerer Bewegung anzustacheln, musste ich diesen Beschluss fassen. Zuckerbrot und Peitsche. Ich muss einen Ort finden, an dem ich heute Nacht unterkriechen kann, um später den Tagesablauf dieser Leute auszuspähen, damit ich zur Präventivattacke schreiten kann. Offenbar wollen sie am Rad ein Lebend / Untot Verhältnis von 1:1 erzielen. Die Lebendigen sind so dicht vor den Untoten angebunden, dass ich sah, wie ein Untoter tatsächlich den Rücken eines Lebenden mit seinen knochigen Fingerspitzen berührte. Sie gehen pausenlos im Kreis.
liebsten würde ich sie sofort mit Handgranaten bepflastern, aber wenn ich keinen Platz finde, an dem ich heute Nacht bleiben kann, werde ich nur noch kranker und ziehe vielleicht bei einem Untotenangriff hier auf der Felsenhöhe den Kürzeren. Den Kerl im Wachhäuschen nehme ich mir als Ersten vor. Mit dem Gewehr. Wie ich es sehe, ist er in dieser Reichweite meine einzige Bedrohung, und als Einzelner ist er keine Bombe wert. Wenn ich ihn erledigt habe, markiere ich das Gebäude, das ich für gefährlich halte, mit dem Laser. Ich werde mich bemühen, keinen Kollateralschaden am Mühlrad anzurichten, an dem die mutmaßlich Freundlichen und vereinzelten Untoten laufen. Im Moment ist alles nur ein Plan. Einmal habe ich heute einen Blitz auf dem Hügelkamm gegenüber gesehen, konnte aber mit dem Fernglas keine Bewegung erkennen.
Ein weiterer morbider, doch nutzbringender Aspekt der ganzen Sache ist, dass ich die Funktionen der Drohne über mir an einem Ziel testen kann, das einer LGB tatsächlich würdig ist. Wenn alles gutgeht, kann ich die Lumpen auch erledigen, ohne näher als vierhundert Meter ans Gebäude heran zu müssen. Es regnet, ich fühle mich noch immer krank. Ich trinke Wasser, bis ich kotzen könnte. Ich habe keine andere Wahl, weil es wahrscheinlich im Umkreis von hundert Kilometern keine sterilen Ns und keine Kochsalzlösung gibt, die nicht von tausend Untoten bewacht wird. Heute kam kein Anruf, aber ich habe bei der Beobachtung des Geländes unter mir versucht, das Satellitentelefon mit Sonnenenergie aufzuladen.
20.00 Uhr
Habe einen Teil meiner Ausrüstung in meinem Versteck bei der Mühle zurückgelassen und ein Nachtquartier in einem einsamen Fahrzeug auf dem Hügel gefunden. Es ist ein VW- Käfer aus den 1980er Jahren. Ich habe ihn mir ausgesucht, weil er auf der Hügelkuppe auf einer Seitenstraße steht. Ich bin rein und habe den Zündschlüssel gesucht. Er war nicht da. Ich habe die Handbremse gelöst. Der Wagen fing schnell an zu rollen. Ich habe ihn nur einen halben Meterweit fahren lassen und dann die Bremse gezogen. Ich konnte problemlos schlafen. Hätten mich in der Nacht Untote angegriffen, hätte ich nur die Bremse zu lösen brauchen und wäre den Hügel runtergerollt. Wäre es kein VW- Käfer gewesen, hätte ich ihn kurzzuschließen versucht. Sein
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