Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)
ist sehr schwer zu sagen. Das Militär hat heute ein ganz deutliches Zeichen gesetzt und gesagt: „Wir entscheiden hier unabhängig von Mubarak und von Omar Suleiman.“ Das war die Botschaft dieses Treffens heute Nachmittag mit den Bildern des Oberkommandos ohne Mubarak und ohne Omar Suleiman. Was sie jetzt machen werden, nach der Rede von Mubarak, der zufolge ja weiter sowohl Mubarak als auch Omar Suleiman sozusagen im Bild bleiben, ist schwer zu sagen. Wir müssen warten, was das Kommuniqué Nummer 2 des Militärs besagen wird. Das Militär muss jetzt natürlich einen Weg finden zwischen den Demonstranten, die mit dieser Rede sicher nicht zufrieden sind, und dem, was wir jetzt gerade von Mubarak gehört haben.
Es ist vorbei
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11.2.2011
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Arabesken, tazblogs 11.2.2011
Vor meinem Büro-Fenster wird der heutige Tag des Aufstands vorbereitet
Ich habe heute in meinem Büro übernachtet, das neben dem staatlichen Fernsehen liegt. Dort sind die Menschen gestern unmittelbar nach der Rede Mubaraks zusammengeströmt. Die ganze Nacht standen ein- bis zweitausend Menschen hier und riefen, „Mubarak, hau ab!“ und „Stürzt das Regime!“. Dazwischen riefen sie immer wieder Richtung Fernsehen: „Lügner, Lügner, Lügner!“
Das ging bis fünf Uhr morgens. Im Moment sind es weniger. Viele sind Richtung Tahrir gezogen, um ihre Morgentoilette zu erledigen, denn dort gibt es inzwischen eine richtige revolutionäre Infrastruktur (auf alle Toilettenhäuschen hat übrigens jemand „Sitz der Regierungspartei“ gepinselt).
Aber es sieht so aus, als wollten die Demonstranten vor dem Fernsehgebäude neben dem Tahrir ein zweites Lager aufbauen. Sie haben sich mit Decken vor die Panzer der Leibgarde Mubaraks gelegt, die das strategisch wichtige Fernsehgebäude bewacht.
Sie haben bereits Zelte aufgebaut, und in den letzten Minuten ist vor meinem Fenster eine kleine provisorische Klinik entstanden. Das ist der reine Wahnsinn, wie die Demonstranten das innerhalb weniger Stunden aufgezogen haben. Ihre Ausdauer, der Mut und die Disziplin der Demonstranten sind unbeschreiblich. Bisher hält sich die Leibgarde zurück.
Auf Facebook gepostet
11. Februar 2011, 9:35 Junger Mann berichtet, dass er im Ägyptischen Museum gefoltert wurde. Dort hat die Staatssicherheit anscheinend ihr Büro aufgeschlagen.
11. Februar 2011, 13:57 Zehntausende vor dem staatlichen TV-Gebäude. Dortige Präsidentengarde nervös. Gerade haben sie Kisten mit Munition für die Maschinengewehre geholt.
11. Februar 2011, 14:41 Alle gepanzerten Fahrzeuge der Garde vor dem TV haben die Hüllen von den aufgepflanzten MG genommen.
Arabesken, tazblog 11.2.2011
Wahnsinn am Nil: Revolution vor meinem Fenster in Kairo
Es ist 15:30 in Kairo. Zehntausende sind vor das staatliche Fernsehgebäude geströmt, das von der Präsidialgarde bewacht wird. Ich stehe an meinem Fenster und reibe mir die Augen.
Vor ein paar Minuten gab es eine etwas brenzlige Szene. Die Demonstranten haben versucht, den Stacheldraht niederzureißen, der sie vom Fernsehgebäude und der Präsidialgarde trennt. Es gab um den Stacheldraht ein regelrechtes Tauziehen zwischen den Demonstranten und der Armee. Einige der Demonstranten haben die gefährliche Situation erkannt und haben eine Menschenkette vor dem Stacheldraht gebildet.
Die Präsidialgarde hat Kisten mit scharfer Munition an die gepanzerten Fahrzeuge verteilt. Die Hüllen auf den aufgepflanzten Maschinengewehren wurden abgezogen.
Wir haben sicherheitshalber unsere Schreibtische vom Fenster weggestellt und jeder hat einen Platz zugeteilt bekommen, an dem er untertauchen kann.
Im Moment ist es wieder einigermaßen ruhig. Im Fernsehen läuft die Meldung, dass der Präsident mit seiner Familie in Scharm El-Scheich gelandet ist.
Mal sehen, wie dieser ungewöhnliche Tag weitergeht.
Auf Facebook gepostet
11. Februar 2011, 15:36 Das ägyptische Fernsehen kündigt eine Erklärung aus dem Präsidentenbüro in Kürze an.
11. Februar 2011, 15:59 Die Soldaten vor dem Fernsehgebäude verteilen Kekse an die Demonstranten.
ORF ZIB 17, 11.2.2011, 17:00
ORF: Wir gehen live zu Karim El-Gawhary nach Kairo. Es wurde für demnächst eine weitere wichtige Erklärung des Regierungsamtes angekündigt – was kann denn da kommen?
Karim El-Gawhary: Diese Erklärung ist seit zwei, drei Stunden angekündigt, sie soll in Kürze im ägyptischen Staatsfernsehen ausgestrahlt werden. Natürlich wird es irgendetwas damit zu tun haben,
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