Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Titel: Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karim El-Gawhary
Vom Netzwerk:
neuesten Entwicklungen?
    Karim El-Gawhary: Wir warten immer noch auf die Rede, aber die arabische Fernsehstation Al Arabiya und auch eine wichtige Fernsehstation wie Al Jazeera melden jetzt die vermeintlich ersten Inhalte seiner Rede. Da geht es erst mal nicht um seinen Rücktritt, sondern er soll sich angeblich bei den Familien entschuldigen, die in den letzten zwei Wochen Angehörige verloren haben; er soll angeblich sagen, dass die Verfassung verändert wird, und er soll sagen, dass die Demonstranten mit guten Absichten auf den Tahrir-Platz gekommen sind. Das ist eine Kehrtwende, bisher hat das ägyptische Staatsfernsehen immer erklärt, dass alles von außen gesteuert ist und dass die Demonstranten mit bösen Absichten gekommen sind. Das klingt mir nicht nach einer Rücktrittsrede, muss ich sagen – wenn diese Informationen tatsächlich stimmen.
    ORF: Was Sie jetzt sagen, klingt eher nach einem Versöhnungsangebot an die Demonstranten, aber wird das reichen, um die Menge zu beruhigen?
    Karim El-Gawhary: Das ganz sicher nicht, denn die Leute wollen ja mindestens seinen Rücktritt. Die Frage ist, ob diese Informationen stimmen, wir warten ja immer noch auf die Rede, die vom ägyptischen Fernsehen im Minutentakt angekündigt wird. Und wir warten immer noch darauf zu erfahren, was denn jetzt die tatsächlichen Inhalte sind.
    Mubaraks Rede ging um 21:46 on air.
    ORF, ZIB 2, 10.2.2011, 22:00
    ORF: Jetzt hat er die Rede gehalten. Sind wir jetzt klüger?
    Karim El-Gawhary: Die Rede war etwas wirr. Er sagt, er bleibt weiter Präsident, aber übergibt die Amtsgeschäfte an seinen Vizepräsidenten Omar Suleiman. So hat er das gesagt, jetzt muss man herauskriegen, was er damit genau meint. Er hat einfach nur gesagt, er wird bis zum September Präsident bleiben, dann will er nicht wieder kandidieren. In der Zwischenzeit wird er seine Amtsgeschäfte an Omar Suleiman, den Vizepräsidenten, übergeben. Außerdem will er mit den Jugendlichen und der Opposition in einen Dialog treten, und er möchte, dass die Verfassung geändert wird. Er hat sich auch für die Vorkommnisse in den letzten zwei Wochen entschuldigt und hat gesagt, dass er das untersuchen lassen möchte. Er hat auch angekündigt, möglicherweise das Notstandsgesetz aufzuheben, wenn es die Situation zulasse. Er hat auch noch – ganz wichtig – gesagt, er lasse sich von außen nichts diktieren, das ging ganz klar an die Adresse der USA. Er stellt sich also weiter sehr stur, er hat viele Zugeständnisse wiederholt, die er oder sein Vize schon in den letzten Wochen gemacht haben – also in dem Sinne nichts Neues. Das entscheidend Neue ist dieser komische Satz, dass er weiter Präsident bleibt bis zum September, aber seine Amtsgeschäfte übergibt. Die Frage ist jetzt, ob das den Demonstranten auf dem Platz reichen wird – ich glaube nicht –, und die zweite Frage ist, wie das Militär jetzt reagieren wird. Es gab ja heute das Treffen des Oberkommandos und das Kommuniqué Nummer 1, in dem es hieß, das Oberkommando werde sich fortwährend treffen, und jetzt muss man warten, was das Kommuniqué Nummer 2 besagt, nach dieser Rede von Mubarak. Zwei Dinge sind jetzt wichtig: Wie reagiert der Tahrir-Platz? Und wie reagiert das Militär auf diese Rede?
    ORF: Jetzt sind Sie natürlich nicht am Tahrir-Platz, aber wir wissen aus den vielen vergangenen Tagen, dass Sie sehr gute Kontakte dorthin haben, dass Sie auch immer wieder Kontakte mit Demonstranten halten – wissen Sie schon, wie die diese Rede aufgenommen haben?
    Karim El-Gawhary: Ich bin sicher, dass die Rede nicht gut aufgenommen wurde, denn eine der Bedingungen der Demonstranten war ja, dass Mubarak zurücktritt. Die Demonstranten haben ja zum großen Teil auch gesagt, dass sie Omar Suleiman als einen Vertreter des alten Regimes nicht anerkennen, sie wollen einen kompletten Wandel, sie wollen eine Änderung des Regimes, eine Änderung des Systems, eine Übergangsregierung, nicht mit Mubarak und nicht mit Omar Suleiman, die freie und faire Wahlen organisieren soll. All das, was Mubarak jetzt gerade gesagt hat, hat damit überhaupt nichts zu tun. Er hält weiter an seiner Macht fest, übergibt auf irgendeine kuriose Art und Weise einen Teil seiner Amtsgeschäfte an Omar Suleiman. Das ist sicher nicht das, was die Demonstranten wollen, aber, wie gesagt, die entscheidende Frage ist auch: Wie wird das Militär auf diese Rede reagieren?
    ORF: Was denken Sie, wie das Militär darauf reagieren wird?
    Karim El-Gawhary: Das

Weitere Kostenlose Bücher