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Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Titel: Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karim El-Gawhary
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Regime. Allerdings war das Verhalten der Militärs durchaus ambivalent. Immer wieder riefen die Militärs die Ägypter dazu auf, nicht mehr zu demonstrieren, sondern zur Arbeit zu gehen. In einem vollkommen absurden Schritt versuchte die Militärführung zwischenzeitlich sogar, Streiks und Demonstrationen ganz zu verbieten.
    Das Verhältnis zum Militär wurde auch durch das Schicksal Hunderter meist junger Menschen getrübt, die in den Wochen nach Mubarak vom Militär festgenommen und in Militärtribunalen im Schnellverfahren abgeurteilt wurden. Es handelte sich dabei um sehr unterschiedliche Menschen, manche hatten demonstriert, etwa vor der israelischen Botschaft, und waren dabei von der Militärpolizei festgenommen worden, ein Blogger wurde verhaftet, weil er das Militär offen kritisiert hatte. Andere wurden mitgenommen, weil sie die Ausgangssperre verletzt hatten, und natürlich gab es auch welche, die Verbrechen begangen hatten oder des illegalen Waffenbesitzes schuldig waren. Der Polizeiapparat erwies sich als relativ reformresistent. Mit dem ehemaligen Innenminister Habib El-Adly und seinen Sicherheitschefs, die im Gefängnis landeten, wurde lediglich die Spitze des Eisberges abgetragen. Der berüchtigte Staatsicherheitsdienst erhielt mit dem Titel „Heimat-Sicherheit“ einen neuen Namen. Aber sonst geschah wenig im Innenministerium. Drei Viertel der Polizeioffiziere blieben in Amt und Würden, egal wie korrupt oder für wie viele Folterfälle sie unter Mubarak verantwortlich waren. Dass sich selbst diese Kultur auf den Polizeistationen nicht grundsätzlich geändert hatte, zeigte ein Fall in der Asbakiya-Polizeistation nicht weit vom Tahrir-Platz entfernt. Ein Sammeltaxifahrer kam in der Wache unter mysteriösen Umständen Anfang Juni, also mehr als vier Monate nach dem Sturz Mubaraks, ums Leben, mutmaßlich war er zu Tode gefoltert worden. Neu war, dass daraufhin seine Familie und andere Sammeltaxi-Kollegen versuchten, die Wache zu stürmen, und nur vom eiligst herbeigeholten Militär aufgehalten wurden, das in die Luft schoss und die Menge auseinander trieb.
    Die Polizeistation Asbakiya hatte schon zu Aufstandszeiten traurige Berühmtheit erlangt, als von dort aus am 28. Januar mit scharfer Munition auf Demonstranten geschossen wurde. Der Chef der Wache wurde auch nach der Revolution nicht ausgewechselt, obwohl einige Tahrir-Aktivisten ihm vorwarfen, sie damals persönlich gefoltert zu haben.
    Ägyptens Zukunft wird zwischen Militär und Straße ausgehandelt
    Obwohl der Wandel auf vielen Ebenen voranging, waren es u.a. Vorfälle wie der an der Asbakiya-Wache und des dort nicht ausgewechselten Personals, die viele Tahrir-Aktivisten zu der Überzeugung brachten, dass Vertreter des alten Regimes bei ihrer Revolution die Handbremse angezogen hatten. Immer mehr wandte sich der Zorn der Jugendlichen aber auch gegen die Armeeführung, die sich weder transparent verhielt noch irgendjemandem gegenüber für ihre Entscheidungen Rechenschaft ablegen musste. Aber auch die Armee ist nicht allmächtig. Deren wehrpflichtige Rekruten lassen sich nur schlecht gegen Demonstranten einsetzen und die – mit Ausnahme des Chefs des obersten Militärrates, Mohammed Tantawi – fast ausschließlich in den USA ausgebildete Militärführung hat auch immer ein Auge darauf, ihre Sponsoren in Washington nicht zu verärgern.
    Welchen Kurs Ägypten in den Monaten nach dem Sturz Mubaraks nehmen sollte, das wurde letztendlich in einem Spiel aus Druck und Gegendruck zwischen Militärführung und Straße ausgefeilscht. Die Militärführung hat dem einstigen Luftwaffenchef Mubarak bei dessen Abgang sicherlich einen ruhigen Lebensabend im Badeort Scharm El-Scheich versprochen. Als die Demonstranten aber mehrmals den Tahrir-Platz füllten und forderten, Mubarak vor Gericht zu stellen, gab die Militärführung nach. Die Armee fungierte als kommissarischer Herrscher des Landes, die Straße als Korrektiv. Ägyptens politische Realität wurde ein tägliches Aushandeln zwischen den Tahrir-Demonstranten, die die moralische Oberhand hatten, und der Armeeführung, die das Land regierte.
    Der Selbstreinigungsprozess der Institutionen
    Die aber wohl aufregendste Entwicklung fand fern vom Tahrir-Platz und den militärischen Entscheidungsgremien statt. In fast allen Institutionen hatte ein Selbstreinigungs- und Demokratisierungsprozess begonnen. Zahllos sind die Beispiele, hier seien nur zwei erwähnt.
    Im staatlichen Manshiyet-El-Bakri-Krankenhaus in

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