Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht
„Spukhaus“ kümmern und hab noch keinen Handschlag dafür getan. Jetzt habe ich noch genau dreieinhalb Wochen, um alles auf die Beine zu stellen - und dabei möchte ich nur mit Stefan zusammensein. Ich könnte das Komitee verlassen, doch dann hätten Bonnie und Meredith den Schwarzen Peter.
Und ich höre noch Matt sagen: „Du willst nur, daß sich alles immer um dich dreht“, als ich ihn bat, Stefan zum Ball einzuladen. Das stimmt nicht. Oder, wenn's in der Vergangenheit so war, dann soll's nie wieder so werden. Ich möchte - das klingt jetzt total albern - aber ich möchte Stefans Liebe wert sein. Ich weiß, daß er seine Sportkameraden nicht im Stich lassen würde, nur weil es ihm gerade in den Kram paßt. Ich will, daß er stolz auf mich ist. Er soll mich so sehr lieben, wie ich ihn liebe.
„Beeil dich!“ rief Bonnie von der Tür der Turnhalle her. Neben ihr wartete der Hausmeister der Schule, Mr. Shelby. Elena warf einen letzten Blick auf die entfernte Gestalt auf dem Footballfeld, dann ging sie widerstrebend über den Asphalt auf Bonnie zu. „Ich wollte Stefan noch Bescheid geben, wo ich hin will“, erklärte sie. Seit einer Woche waren sie jetzt zusammen, und noch immer durchfuhr sie freudige Erregung, wenn sie nur seinen Namen aussprach. Jeden Abend war er bei Sonnenuntergang vor ihrer Tür erschienen, die Hände in den Taschen und den Kragen seiner Jacke hochgestellt. Sie waren gewöhnlich in der Dämmerung spazieren gegangen und hatten auf der Veranda lange Gespräche geführt. Elena wußte, das war Stefans Art, sicherzugehen, daß sie nie ganz allein waren. Seit dem Tag, an dem sie sich so leidenschaftlich geküßt hatten, hatte er darauf geachtet. Er schützt meine Ehre, dachte Elena ein wenig spöttisch. Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr sie, denn es war klar, daß mehr dahinterstecken mußte als nur Ritterlichkeit. „Er kann auch mal einen Abend ohne dich auskommen“, erwiderte Bonnie ätzend. „Wenn du jetzt mit ihm redest, kannst du dich doch wieder nicht losreißen, und ich möchte vor dem Abendessen zu Hause sein.“ „Guten Tag, Mr. Shelby“, begrüßte Elena den Hausmeister, der immer noch geduldig wartete. Erstaunt bemerkte sie, daß der Hausmeister ihr verschwörerisch zuzwinkerte. „Wo ist Meredith?“ fügte sie hinzu. „Hier“, erklang eine Stimme hinter ihr, und Meredith erschien mit einem Karton voller Schnellhefter und Notizblöcke. „Ich hab das Zeug aus deinem Schließfach geholt.“ „Sind jetzt alle da?“ fragte Mr.
Shelby. „Gut, dann achtet darauf, daß ihr die Tür hinter euch schließt und den Schlüssel rumdreht. So kann keiner rein.“
Bonnie, die gerade eintreten wollte, blieb wie angewurzelt stehen. „Sind Sie denn sicher, daß nicht schon jemand drinnen auf uns lauert?“ wollte sie ängstlich wissen. Elena versetzte ihr einen Schubs. „Beeil dich!“ äffte sie Bonnie nach. „Ich will vor dem Abendessen zu Hause sein.“ „Es ist niemand drin“, beruhigte Mr. Shelby sie. Sein Mund zuckte unter dem Schnurrbart belustigt. „Aber ihr Mädchen könnt schreien, wenn ihr etwas braucht. Ich bin in der Nähe.“ Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloß. Das Geräusch hörte sich merkwürdig endgültig an.
„An die Arbeit“, seufzte Meredith und stellte den Karton ab.
Elena nickte und sah sich in der großen, leeren Halle um. Jedes Jahr veranstalteten die Schüler eine „Spukhaus-Party“ für einen guten Zweck. Elena gehörte wie Bonnie und Meredith seit zwei Jahren zum Dekorationsteam. Doch es war diesmal anders, da sie die Vorsitzende war. Sie mußte Entscheidungen fällen, die alle betrafen, und konnte sich nicht einmal daran orientieren, wie man die Dekoration in den Jahren zuvor gemacht hatte.
Das „Spukhaus“ war sonst immer in einer leerstehenden Lagerhalle eingerichtet worden. Aber nach den letzten Ereignissen hielten es alle für sicherer, es diesmal in der Turnhalle stattfinden zu lassen. Für Elena bedeutete das, sie mußte die gesamte Dekoration neu entwerfen, und in drei Wochen war schon Halloween. „Es ist tatsächlich ziemlich gespenstisch hier drin“, sagte Meredith leise. Die Atmosphäre ist beklemmend, dachte Elena. Sie merkte, daß auch sie unwillkürlich die Stimme senkte. „Laßt uns die Halle erst mal ausmessen“, schlug sie vor. Die drei gingen den Raum entlang.
Ihre Schritte hallten hohl von den Wänden wider. „Gut“, erklärte Elena, als sie fertig waren. „Jetzt legen wir los.“ Sie versuchte, das ungute
Weitere Kostenlose Bücher