Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
Schritte entfernten sich über die Planken von ihnen fort. Bitte, laß ihn weitergehen, dachte Elena. Oh, bitte... Sie biß sich die Lippen blutig, und dann begann Bonnie leise zu wimmern. Der Mann kam zurück. Ich sollte rausgehen, dachte Elena. Damon will mich und nicht sie. Das hatte er gesagt. Ich sollte rausgehen und mich ihm stellen. Vielleicht läßt er Bonnie und Meredith dann gehen. Aber die heiße Wut, die sie am Morgen erfüllt hatte, war erloschen. Trotz aller Willenskraft brachte sie es nicht über sich, Bonnies Hand loszulassen. Sie konnte sich nicht aus ihrem Versteck lösen. Die Schritte waren jetzt genau über ihnen. Dann herrschte kurz Stille, die gefolgt wurde von einem rutschenden Geräusch. Nein! dachte Elena entsetzt. Er kam runter. Bonnie stöhnte und verbarg ihr Gesicht an Elenas Schulter. Elena spürte, wie sich jeder ihrer Muskeln anspannte, als sie die Bewegungen sah. Füße, Beine... tauchten aus der Dunkelheit auf. Nein! „Was macht ihr hier unten?“ Elenas Verstand weigerte sich zunächst, diese Information zu registrieren. Sie war immer noch außer sich vor Angst und hätte fast geschrien, als Matt einen weiteren Schritt zum Ufer hinunter machte und unter die Brücke spähte. „Elena? Was machst du da?“ fragte er wieder. Bonnie hob rasch den Kopf.
Meredith atmete erleichtert auf. Elena fühlte, wie ihre Knie nachzugeben drohten. „Matt.“ Mehr brachte sie nicht heraus.
Bonnie hatte keine solchen Schwierigkeiten. „Was soll das Theater?“ fuhr sie ihn an. „Wolltest du uns einen Herzinfarkt verpassen? Was machst du hier mitten in der Nacht?“ Matt steckte eine Hand in die Tasche und spielte verlegen mit seinem Kleingeld. Als die Mädchen unter der Brücke hervorkamen, starrte er auf den Fluß. „Ich bin euch gefolgt.“ „Du bist was?“ Elena konnte es kaum glauben.
Zögernd wandte er sich zu ihr um. „Ich bin euch gefolgt“, wiederholte er. Seine Schultern waren angespannt. „Ich hab mir schon gedacht, daß du einen Weg finden würdest, deine Tante zu überlisten und aus dem Haus zu schleichen. Also habe ich mich in mein Auto auf der anderen Straßenseite gesetzt und euer Haus beobachtet. Schon bald seid ihr drei aus dem Fenster geklettert. Und so bin ich euch gefolgt.“ Elena wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie war wütend. Natürlich hatte er es nur gemacht, um sein Versprechen zu halten, das er Stefan gegeben hatte. Aber die Vorstellung, wie Matt in seinem alten Ford gesessen hatte, vermutlich frierend und ohne Abendessen... versetzte ihr einen merkwürdigen Stich, über den sie nicht weiter nachdenken wollte. Er schaute wieder auf den Fluß. Sie trat näher an ihn heran und sprach leise: „Es tut mir leid, Matt. Ich meine, wie ich dich vorhin im Haus behandelt habe und wegen...“ Sie suchte einen Moment hilflos nach Worten. Einfach wegen allem, dachte sie hoffnungslos.
Moment hilflos nach Worten. Einfach wegen allem, dachte sie hoffnungslos. „Und mir tut es leid, daß ich euch erschreckt habe.“ Er drehte sich forsch zu ihr um, als wäre die Angelegenheit damit erledigt. „Könnt ihr mir jetzt bitte mal verraten, was ihr hier macht?“ „Bonnie hielt es für möglich, daß Stefan hier sein könnte.“ „Bonnie hielt es nicht für möglich“, berichtigte Bonnie Elena. „Bonnie hat gleich gesagt, daß es der falsche Ort ist. Wir müssen nach einem ruhigen Platz suchen, ganz still und abgeschieden. Ich fühlte mich von allen Seiten...
wie eingesperrt“, erklärte sie Matt. Matt schaute sie vorsichtig an, als hätte er Angst, sie könnte ihn beißen. „Klar, verstehe.“ „Es waren Steine um mich herum, aber nicht solche wie hier im Fluß.“ „Sicher, natürlich nicht solche.“ Er warf einen Blick auf Meredith, die schließlich Mitleid mit ihm hatte.
„Bonnie hatte eine Vision.“ Matt trat einen kleinen Schritt zurück. Elena konnte sein Profil im Scheinwerferlicht erkennen.
Aus seinem Ausdruck war zu entnehmen, daß er nicht wußte, ob er einfach weggehen oder sie alle ins nächste Irrenhaus bringen sollte. „Das ist kein Witz“, erklärte sie. „Bonnie ist ein Medium, Matt. Ich weiß, ich hab immer gesagt, daß ich nicht an solche Sachen glaube, aber ich habe mich geirrt. Du hast ja keine Ahnung, wie sehr. Heute nacht hat sie... hat sie sich irgendwie in Stefans Gedanken eingeschaltet und einen Hinweis bekommen, wo er sein könnte.“ Matt holte tief Luft.
„Verstehe. Okay...“ „Behandle mich nicht wie ein kleines Kind!
Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher