Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
provozierend ihre langen Beine übereinander, als Tyler sich wieder setzte. „Okay, vielen Dank. Also, die meisten von Ihnen waren dabei. Das macht es doppelt schwer. Können wir die Person hören, die die Leiche gefunden hat? Ist Bonnie hier?“
Der Lehrer schaute sich um. Bonnie hob langsam die Hand, dann stand sie auf. „Ja, ich glaube, ich habe den Toten entdeckt“, begann sie. „Ich meine, ich war die erste, die wußte, daß er richtig tot ist und es nicht nur spielt.“ Alaric Saltzman war erstaunt. „Es nicht nur spielt? Hat er oft den Toten gemimt?“ Einige kicherten, und er setzte wieder sein jungenhaftes Lächeln auf. Elena drehte sich zu Stefan, der die Stirn runzelte. „Nein... nein“, wehrte Bonnie ab. „Sie müssen wissen, er stellte ein Opfer da. lm Spukhaus. Also war er sowieso mit Blut bedeckt, nur daß es Kunstblut war. Und das war zum Teil meine Schuld, denn er wollte sich nicht mit Blut beschmieren lassen. Doch ich habe darauf bestanden.
Schließlich war er die blutige Leiche. Aber er protestierte, das sei ihm zu schmutzig. Erst als Stefan kam und mit ihm diskutierte...“ Sie hielt inne. „Ich meine, wir sprachen mit Mr.
Tanner, und schließlich willigte er ein. Dann fing die,
‚Spukhausshow’ an. Ziemlich schnell merkte ich, daß er sich nicht aufsetzte und die Kids erschreckte, wie wir es geplant hatten. Ich ging hinüber und fragte ihn, was los sei. Er antwortete nicht. Er... er starrte nur an die Decke. Dann habe ich ihn berührt, und er... es war schrecklich. Sein Kopf plumpste...“ Bonnies Stimme schwankte und versagte. Sie schluckte. Elena stand auf. Und mit ihr Stefan, Matt und ein paar andere.
Elena griff nach Bonnie. „Bonnie, es ist okay. Bonnie, nicht.
Bitte. Es ist alles gut.“ „Und meine Hände waren voller Blut.
Überall war Blut, soviel Blut...“ Sie schluchzte hysterisch.
„Okay, das reicht“, sagte Alaric Saltzman. „Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht so aufregen. Aber ich glaube, Sie sollten diese Gefühle in nächster Zukunft aufarbeiten. Natürlich war das ein schreckliches Erlebnis für Sie alle.“ Er stand auf und ging nervös in der Mitte des Kreises hin und her. Bonnie schluchzte immer noch leise. „Also“, begann er, und plötzlich war sein jungenhaftes Lächeln wieder voll da. „Ich möchte, daß unsere Schüler-Lehrerbeziehung einen guten Start bekommt. Wie wäre es, wenn Sie alle heute abend zu mir nach Hause kommen würden, wo wir uns einmal ungezwungen unterhalten können?
Vielleicht nur, um uns besser kennenzulernen, vielleicht aber auch, um über das zu sprechen, was geschehen ist. Sie können sogar einen Freund mitbringen, wenn Sie wollen. Wie wär's?“
Ungefähr dreißig Sekunden wurde er ungläubig angestarrt.
Dann fragte jemand: „Zu Ihnen? Nach Hause?“ „Ja... oh, ich vergaß. Wie dumm von mir. Ich wohne bei der Familie Ramsey in der Magnolia Avenue.“ Er schrieb die Adresse an die Tafel.
„Die Ramseys sind Freunde von mir. Sie haben mir das Haus zur Verfügung gestellt, während sie im Urlaub sind. Ich komme aus Charlottesville, und Ihr Direktor hat mich am Freitag angerufen und gefragt, ob ich bereit bin, herzukommen. Ich habe diese Chance natürlich sofort ergriffen. Das hier ist meine erste richtige Stelle als Lehrer.
„Das erklärt alles“, flüsterte Elena. „Wirklich?“ erwiderte Stefan.
„Nun, was halten Sie von einer kleinen Party? Abgemacht?“
Alaric Saltzman sah sich in der Klasse um. Niemand hatte den Mut abzulehnen. Man hörte ein paar gemurmelte „Ja“ und“ Na gut“. „Fein. Ich werde für die Erfrischungen sorgen, und wir werden uns alle besser kennenlernen. Ach, und noch etwas...“
Er öffnete das Klassenbuch und überflog es. „In meinem Unterricht trägt die Anwesenheit zur Hälfte zu Ihrer Schlußnote bei.“ Er blickte wieder hoch und lächelte. „Sie können jetzt gehen.“ „Der hat vielleicht Nerven“, murmelte jemand, als Elena aus der Tür trat. Bonnie war direkt hinter ihr, doch Alaric Saltzman rief sie zurück. „Würden diejenigen, die eben gesprochen haben; bitte noch einen Moment bleiben?“ Stefan mußte auch weg. „Ich schau mal lieber nach, für wann das Footballtraining angesagt ist. Es ist vermutlich gestrichen, aber ich will sichergehen.“ Elena war besorgt. „Und wenn nicht, stehst du es überhaupt durch?“ „Mir geht's gut“, antwortete er ausweichend. Doch sie sah deutlich, daß sein Gesicht immer noch angespannt war und er sich bewegte, als habe
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