Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
Stimme nur eine Frage: „Bist du auch ganz sicher?“ „Ja. Ich bin sicher. Er ist der Mörder, und er hat Stefan in den Brunnen geworfen. Als nächstes könnte er hinter einer von uns her sein. Und ich habe keine Ahnung, ob es überhaupt einen Weg gibt, ihn aufzuhalten.“
„Nun.“ Meredith hob die Augenbrauen. „So betrachtet, ist es kein Wunder, daß du die Party mit Stefan so schnell verlassen hast.“ Es läutete zum Unterricht.
Caroline warf Elena ein böses Lächeln zu, als diese mittags in die Cafeteria trat. Aber Elena merkte es kaum. Eins jedoch fiel ihr sofort auf. Vickie Bennett war wieder da.
Vickie war nicht mehr in der Schule gewesen seit jener Nacht, in der Matt, Bonnie und Meredith sie auf der Straße aufgelesen hatten. Sie war damals - nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet -
umhergeirrt und hatte etwas von Augen und Nebel und anderen schrecklichen Dingen auf dem Friedhof gefaselt. Die Ärzte, die sie untersucht hatten, konnten außer ein paar Kratzern und blauen Flecken nichts feststellen. Doch als sie trotzdem nicht
gleich wieder in die Schule kam, machten Gerüchte die Runde, in denen von Psychiatern und verschiedenen Therapien mit Medikamenten die Rede war. Vickie macht nicht den Eindruck, als ob sie verrückt ist, dachte Elena. Sie war blaß, verschüchtert und schien sich in ihren zerknautschten Kleidern verkriechen zu wollen. Als Elena an ihr vorbeiging, sah Vickie sie an wie ein verschrecktes Reh.
Es war schon merkwürdig, an einem halbleeren Tisch zu sitzen, nur mit Bonnie und Meredith als Gesellschaft. Sonst hatte immer ein großes Gedränge um einen Platz neben den dreien geherrscht.
„Wir sind heute morgen nicht dazu gekommen, zu Ende zu reden“, begann Meredith. „Holen wir uns erst was zu essen, und dann wollen wir überlegen, was wir wegen der Zitate aus deinem Tagebuch unternehmen. Wir müssen herausfinden, wer es gestohlen hat.“
„Ich hab keinen Hunger“, erklärte Elena. „Und was können wir überhaupt tun? Wenn wirklich Damon dahintersteckt, gibt es keinen Weg, ihn aufzuhalten. Glaubt mir, das ist kein Fall für die Polizei. Deshalb habe ich denen auch nicht gesagt, daß er der Mörder ist. Es gibt keinerlei Beweis, und außerdem würden sie niemals... Bonnie, du hörst ja überhaupt nicht zu!“
„Tut mir leid.“ Bonnie starrte an Elenas linkem Ohr vorbei.
„Aber dahinten bahnt sich was ganz Scharfes an.“
Elena drehte sich um. Vickie Bennett hatte sich auf einen etwas erhöhten Platz gestellt, von dem aus die ganze Cafeteria sie sehen konnte. Und sie wirkte ganz und gar nicht mehr verschüchtert. Sie musterte die Menge mit einem spöttischen, abschätzenden Lächeln.
„Nun, sie sieht nicht gerade aus wie die alte Vickie, die wir kennen. Aber scharf? Bonnie, du übertreibst.“ Meredith zuckte mit den Achseln. Doch plötzlich fügte sie hinzu: „He, wartet mal. Was wird denn das?“
Vickie knöpfte ihre Jacke auf. Langsam und geschickt wie eine Stripteasetänzerin ließ sie ihre Finger von Knopf zu Knopf gleiten. Dabei musterte sie ihr Publikum die ganze Zeit mit diesem überlegenen, leicht hungrig wirkenden Lächeln. Als der letzte Knopf offen war, packte sie den Pullover mit Daumen und Zeigefinger, zog ihn in Zeitlupe aus und ließ ihn auf den Boden fallen.
„Scharf war doch das richtige Wort“, mußte Meredith zugeben.
Schüler gingen mit beladenen Tabletts an Vickie vorbei, musterten sie neugierig und warfen im Gehen noch einen Blick über die Schultern zurück. Sie blieben jedoch nicht stehen, bis Vickie begann, ihre Schuhe auszuziehen.
Sie tat es sehr graziös, setzte den Absatz des einen Schuhs auf die Spitze des anderen und streifte ihn ab. Dann schleuderte sie den zweiten Schuh in hohem Bogen fort. „Lange sollte sie dieses Spielchen nicht mehr treiben“,
murmelte Bonnie, während Vickies Finger langsam zu den Knöpfen ihrer weißen Seidenbluse krochen. Köpfe fuhren herum. Die Schüler stießen einander an und kicherten. Um Vickie hatte sich eine kleine Gruppe geschart, die aber genug Platz ließ, um den anderen nicht die Sicht zu versperren.
Die weiße Seidenbluse flog raschelnd auf den Boden. Vickie trug darunter einen weißen Spitzen-BH. In der Cafeteria war es totenstill. Nur hier und da war aufgeregtes Flüstern zu hören.
Die Menge um Vickie wurde immer größer.
Vickie lächelte ihr Sirenenlächeln und stieg aufreizend langsam aus ihrem Faltenrock. Geschickt schob sie ihn mit dem Fuß zur Seite. Plötzlich schrie
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