Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
bevor ich Bonnie erschlage, damit sie endlich aufhört, von diesem Alaric zu schwärmen.“
Elena ging schweigend neben den Freundinnen her und fragte sich, was Stefan wohl davon abhielt, zur Schule zu kommen.
Heute fühlte sie sich besonders verletzlich und allen ausgeliefert, so wie eine Schnecke ohne Haus. Es war einer jener Tage, an denen sie wegen einer Nichtigkeit in Tränen ausbrechen konnte.
Am Schwarzen Brett hing ein violetter Papierschnipsel. Elena hätte damit rechnen müssen. Sie hatte es tief im Innersten gewußt. Der Dieb war nicht damit zufrieden, ihr zu zeigen, daß er ihre privaten Worte gelesen hatte. Er wollte ihr beweisen, daß er sie in der Hand hatte und alles veröffentlichen konnte.
Sie riß den Papierfetzen vom Brett und zerknüllte ihn, jedoch nicht, ohne vorher einen kurzen Blick darauf geworfen zu haben. Flüchtiges Lesen genügte, um die Worte in ihr Gedächtnis einzubrennen. Ich fühle, daß jemand ihn in der Vergangenheit tief verletzt hat und daß er darüber nicht hinwegkommt. Aber ich glaube, es gibt noch etwas, wovor er sich fürchtet. Ein Geheimnis, von dem er Angst hat, daß ich dahinterkomme. „Elena, was soll das? Was ist los mit dir? Elena, komm zurück!“ Bonnie und Meredith folgten Elena zum nächsten Waschraum für Mädchen. Elena rannte zum Papierkorb und zerriß den Zettel in winzigkleine Stücke. Dabei ging ihr Atem stoßweise, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich. Die beiden Freundinnen sahen sich an und begannen dann, die einzelnen Toiletten zu überprüfen. „Okay!“
rief Meredith laut. „Geschlossene Gesellschaft nur für Oberschüler! Alle anderen raus!“ Sie klopfte gegen eine verschlossene Tür.
Man hörte ein Rascheln, dann kam eine verwirrte Schülerin der Unterstufe heraus. „Aber ich hab noch nicht mal...!“ „Raus!“
befahl Bonnie kurz. „Und du!“ Sie zeigte auf das junge Mädchen, das sich am Waschbecken die Hände wusch.
„Du gehst vor die Tür und paßt auf, daß keiner uns stört!“ „Aber warum? Was bildest...“ „Beweg deinen Hintern, Süße. Wenn jemand durch diese Tür kommt, kannst du was erleben.“
Als die beiden weg waren, gesellten sich Meredith und Bonnie zu Elena. „So, Elena. Und jetzt raus damit“, sagte Meredith.
„Was ist los?“
Elena riß an dem letzten Stückchen Papier und schwankte zwischen Lachen und Weinen. Sie wollte alles erzählen, aber sie konnte nicht. So entschloß sie sich, nur das Tagebuch zu erwähnen.
Bonnie und Meredith waren genauso wütend und empört wie sie selbst. „Er muß auch auf Alarics Party gewesen sein“, überlegte Meredith schließlich, nachdem sie sich ausgiebig über den Dieb ausgelassen und ihm alle möglichen Plagen an den Hals gewünscht hatte. „Praktisch jeder kommt in Frage.
Ich kann mich nicht erinnern, jemanden bei deiner Handtasche gesehen zu haben, aber das Zimmer war so voll. Es könnte passiert sein, ohne daß mir etwas aufgefallen ist.“ „Aber was will derjenige damit bezwecken?“ warf Bonnie ein. „Es sei denn... Elena, in der Nacht, in der wir Stefan fanden, hast du so komische Andeutungen gemacht. Du sagtest, du wüßtest vielleicht, wer der Mörder ist.“
„Ich weiß genau, wer der Mörder ist! Aber ob diese beiden Sachen zusammenhängen, weiß ich nicht. Es könnte sein.
Vielleicht steckt dieselbe Person dahinter.“ Bonnie war entsetzt. „Das würde ja bedeuten, daß der Killer ein Schüler unserer Schule ist!“ Als Elena stumm den Kopf schüttelte, fuhr sie fort. „Okay, die einzigen auf der Party, die keine Schüler waren, sind Alaric und dieser neue Typ.“ Ihr Ausdruck veränderte sich. „Alaric hat Mr. Tanner nicht getötet. Er war damals noch gar nicht in Fell's Church.“
„Ich weiß. Alaric war es nicht.“ Elena war zu weit gegangen, um jetzt innezuhalten. Bonnie und Meredith wußten schon zuviel.
„Damon hat es getan.“ „Dieser Kerl soll ein Mörder sein? Der Typ, der mich geküßt hat?“ Bonnie war außer sich.
„Halt die Luft an, Bonnie.“ Wie immer wurde Elena ruhiger, je mehr sich die anderen aufregten. „Ja, er ist der Mörder, und wir drei müssen uns vor ihm in acht nehmen. Ihr dürft ihn unter keinen Umständen in eure Häuser einladen.“
Elena hielt inne und betrachtete die Gesichter der Freundinnen. Sie starrten sie an, und einen schrecklichen Moment lang hatte sie das Gefühl, daß sie ihr niemals glauben und sie einfach für verrückt halten würden.
Doch Meredith stellte mit ruhiger, neutraler
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