Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
desto mehr wirst du durch ihre Gesetze gebunden.“ „Gibt's noch andere Einschränkungen?“ Ein Plan nahm in Elenas Kopf langsam Gestalt an. Oder zumindest die Hoffnung auf einen Plan.
Stefan sah sie an. „Ja. Ich glaube, es wird Zeit, daß du es erfährst. Jede weitere Information über Damon hilft dir, dich besser vor ihm zu schützen.“ Sich besser vor ihm zu schützen?
Wußte Stefan am Ende mehr, als sie vermutete? Aber als er mit dem Auto in eine Seitenstraße bog und hielt, sagte sie nur scherzend: „Okay. Soll ich mir als erstes einen Vorrat an Knoblauch zulegen?“
Er lachte. „Nur, wenn du dich bei deinen Mitmenschen unbeliebt machen willst. Es gibt jedoch bestimmte Pflanzen, die dir nützlich sein könnten. Eisenkraut zum Beispiel. Das ist ein Kraut, das dich vor Verzauberung schützt. Es kann bewirken, daß dein Verstand klar bleibt, wenn jemand seine außergewöhnlichen Kräfte gegen dich anwendet. Die Menschen haben es früher um den Hals getragen. Bonnie würde es lieben, denn es galt bei den Druiden als heilig.“ „Eisenkraut“, wiederholte Elena. „Was noch?“
„Starkes Licht oder direktes Sonnenlicht kann sehr schmerzhaft sein. Du hast sicher gemerkt, daß das Wetter umgeschlagen ist.“ „Ja“, sagte Elena nach kurzem Zögern. „War das Damon?“ „Er muß es gewesen sein. Man braucht enorme Kraft, um die Elemente zu kontrollieren, aber so wird es einfacher für ihn, sich im Tageslicht aufzuhalten. Solange er es schafft, daß es bewölkt bleibt, braucht er seine Augen nicht zu schützen.“
„Und du auch nicht. Was ist mit Kreuzen und anderen religiösen Dingen?“ „Das bringt überhaupt nichts. Außer, die Person, die sie trägt, glaubt sehr fest an den Schutz. Dann können sie die Willenskraft, zu widerstehen, ganz enorm steigern.“ „Und... silberne Pistolenkugeln?“ Stefan lachte wieder kurz auf. „Das ist was für Werwölfe. Soweit ich gehört habe, hassen sie Silber in jeder Form. Ein hölzerner Pflock mitten durchs Herz, das ist immer noch die bewährteste Methode für unsere Art. Natürlich gibt es noch andere, die mehr oder weniger erfolgreich sind: Verbrennen, Köpfen, Nägel durch die Schläfen treiben. Oder, am allerbesten...
“ „Stefan!“ Das einsame, bittere Lächeln auf seinem Gesicht machte sie traurig. „Was hat es mit der Verwandlung in Tiergestalten auf sich? Du hast einmal gesagt, wenn die Kräfte groß genug sind, kann man es tun. Wenn Damon sich in jedes beliebige Tier verwandeln kann, wie sollen wir ihn dann erkennen?“ „Nicht in jedes beliebige Tier. Er ist an eine Tierform gebunden, im höchsten Fall an zwei. Selbst mit seiner enormen Macht kann ich mir nicht vorstellen, daß er mehr erreicht.“ „Also müssen wir nach einer Krähe Ausschau halten.“ „Genau. Du kannst aber auch herausfinden, ob er sich irgendwo in der Nähe herumtreibt, indem du die normalen Tiere beobachtest. Sie reagieren meistens sehr feindselig auf uns, denn sie spüren den Jäger.“ „Yangtze hat die Krähe unentwegt angekläfft. Es schien, als wußte er, daß etwas daran nicht
stimmte“, meinte Elena nachdenklich. „Ach, Stefan“, fügte sie aufgeregt hinzu, als ihr etwas
stimmte“, meinte Elena nachdenklich. „Ach, Stefan“, fügte sie aufgeregt hinzu, als ihr etwas Neues einfiel. „Was ist mit Spiegeln? Ich kann mich nicht erinnern, dich mal in einem gesehen zu haben.“ Einen Moment lang schwieg er. Dann sagte er: „Der Legende nach reflektiert der Spiegel die Seele des Menschen, der hineinschaut. Deshalb hatten die Urvölker Angst vor Spiegeln. Sie fürchteten, ihre Seelen würden eingefangen und gestohlen. Unserer Art wird nachgesagt, daß man sie nicht im Spiegel sehen kann... weil wir keine Seele haben.“ Langsam griff er nach dem Rückspiegel und drehte ihn so, daß Elena hineinschauen konnte. Im silbrigen Glas sah sie seine Augen. Sein Blick war verloren, gehetzt und unendlich traurig.
Elena konnte nichts weiter tun, als Stefan ganz eng an sich zu drücken. „Ich liebe dich“, flüsterte sie. Das war der einzige Trost, den sie ihm geben konnte. Ihre Liebe war alles, was sie beide hatten. Er erwiderte ihre Umarmung fest und verbarg das Gesicht in ihrem Haar. „Du bist mein Spiegel“, flüsterte er.
Es war gut zu spüren, wie seine Anspannung sich löste und Wärme und Trost Platz machte. Auch Elena war getröstet. Der Friede, den sie fühlte, war so groß, daß sie ganz vergaß zu fragen, was er meinte, bis sie an der Haustür waren
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