Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
an Sterben und Tod? Das ist doch Bonnies Tick. Sie ist diejenige, die glaubt, es wäre so romantisch. Ich weiß es besser. Es war nicht romantisch, als Mom und Dad ums Leben kamen, sondern einfach nur schrecklich. Ich möchte gern lange leben, Stefan heiraten und glücklich werden. Und es gibt keinen Grund, warum ich das nicht kann, wenn einmal alle Probleme hinter uns liegen.
Natürlich gibt es Zeiten, da packt mich die Angst, und ich beginne zu zweifeln. Es gibt Kleinigkeiten, die sollten mich kaltlassen, aber sie stören mich. Zum Beispiel, daß Stefan immer noch Katherines Ring an der Kette um den Hals trägt, obwohl er doch jetzt nur noch mich liebt. Und daß er nie ausspricht: ‚Ich liebe dich.’ Dabei weiß ich doch, daß es stimmt. Ist auch egal. Alles wird in Ordnung kommen. Ich glaube ganz fest daran. Und dann werden wir zusammen glücklich sein. Es gibt keinen Grund, warum es nicht so sein sollte. Keinen Grund... keinen Grund...
Elena hörte auf zu schreiben und versuchte, die Sätze zu lesen.
Doch sie verschwammen vor ihren Augen. Sie schloß das Buch, bevor eine verräterische Träne auf die frische Tinte fallen konnte. Dann ging sie zum Schrank, löste ein Bodenbrett mit ihrer Nagelfeile und versteckte das Tagebuch darunter.
Elena hatte die Nagelfeile eine Woche später in der Tasche, als sie, Bonnie und Meredith vor dem Hintereingang zu Carolines Haus standen. „Schnell!“ zischte Bonnie ängstlich und schaute sich um, als würde sie jeden Moment erwarten, daß jemand sie erwischte. „Mach schon, Meredith!“
„Geschafft!“ Meredith drehte den Schlüssel, und das Schloß öffnete sich. „Wir sind drin!“ „Bist du sicher, daß sie nicht da sind? Elena, was ist, wenn die Familie früher zurückkommt?
Warum haben wir die ganze Aktion nicht tagsüber gestartet?“
„Komm jetzt endlich, Bonnie. Wir haben das alles schön hundertmal durchgekaut. Tagsüber ist das Dienstmädchen da.
Und die Familie wird nicht früher zurückkommen, es sei denn, es wird einem von ihnen beim vornehmen Abendessen im ,Chez Louis’ schlecht“, drängte Elena. „Und das würde niemand ausgerechnet an Mr. Forbes' Geburtstag wagen“, beruhigte Meredith Bonnie. „Wir sind vollkommen sicher.“
„Wenn sie schon genug Geld für so ein teures Restaurant haben, hätten sie auch ruhig ein paar Lampen im Haus anlassen können.“ Bonnie fühlte sich gar nicht sicher. Im stillen stimmte Elena ihr zu. Es war total unheimlich, im Dunkeln durch ein fremdes Haus zu irren. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, während sie die Treppe hochgingen. Ihre Hand, die die kleine Taschenlampe hielt, war ganz naß. Aber trotz dieser körperlichen Angstreaktionen reagierte ihr Verstand klar.
„Das Tagebuch muß in ihrem Schlafzimmer sein“, überlegte sie. Carolines Fenster ging zur Straße hinaus, daher mußten sie noch vorsichtiger sein, sich nicht durch einen Lichtschein zu verraten. Elena schwenkte den dünnen Strahl der Taschenlampe mit sinkendem Mut hin und her. Den Plan zu fassen, ein Zimmer mit allen Schränken und Schubladen gründlich zu untersuchen, war eine Sache. Aber alles sah ganz anders aus, wenn man tatsächlich dort stand, umgeben von scheinbar tausend Plätzen, an denen man etwas verstecken konnte.
Die beiden anderen Mädchen waren ebenfalls unschlüssig stehengeblieben. „Vielleicht sollten wir einfach wieder nach Hause gehen“, sagte Bonnie leise. Diesmal widersprach Meredith nicht. „Wir müssen es zumindest versuchen.“ Elena merkte selbst, wie dünn und hohl ihre Stimme klang. Sie öffnete eine Schublade. Die Taschenlampe beleuchtete einen Stapel Spitzenunterwäsche. Eine kurze Untersuchung ergab, daß sich kein Büchlein darunter befand. Elena ordnete die Wäsche wieder und schloß die Schublade. Dann atmete sie hörbar aus.
„Es kann doch nicht so schwer sein“, sagte sie. „Wir müssen das Zimmer unter uns aufteilen, und dann nimmt sich jede von uns einen Winkel gründlich vor.“ Sie selbst begann im Schrank.
Als erstes stocherte sie mit der Nagelfeile in den Bodenbrettern herum. Aber Boden und Wände waren fest.
Unter Carolines Kleidern fand sie mehrere Sachen, die sie dem Mädchen im letzten Jahr geliehen hatte.
Elena hatte große Lust, sie einfach wieder mitzunehmen, aber das ging natürlich nicht. Auch die Durchsuchung von Carolines Schuhen und Handtaschen ergab nichts. Elena zog sogar einen Stuhl heran, um besser an das oberste Regal des Schranks zu kommen. Ohne Ergebnis.
Meredith saß
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