Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
mußte. Es war Damons Schuld. Alles war Damons Schuld. Nur mit dem Tagebuch hatte er nichts zu tun. Wenn sie doch nur nichts über Stefan darin geschrieben hätte und es nicht mit in die Schule genommen hätte! Wenn sie es nur nicht in Bonnies Wohnzimmer hätte liegenlassen. Wenn... wenn...
wenn...
Im Augenblick zählte nur eins. Elena mußte das Tagebuch unbedingt wiederhaben, um Carolines und Tylers gefährlichem Plan zuvorzukommen.
10. KAPITEL
Es läutete. Elena blieb keine Zeit mehr, zur Cafeteria zu gehen und Bonnie und Meredith alles zu erzählen. Sie lief in die nächste Unterrichtsstunde, vorbei an den feindseligen Blicken und abgewandten Gesichtern, die in den letzten Tagen schon zur Gewohnheit für sie geworden waren.
Im Geschichtsunterricht fiel es Elena sehr schwer, Caroline nicht anzustarren und ihr zu verraten, daß sie es wußte. Alaric fragte nach Matt und Stefan, die schon den zweiten Tag in Folge fehlten. Elena zuckte nur mit den Schultern und fühlte sich hilflos und ausgeliefert. Sie traute diesem Mann mit seinem jungenhaften Lächeln, den
haselnußbraunen Augen und der unersättlichen Neugier nach Tanners Todesursache nicht über den Weg. Und Bonnie, die Alaric nur seelenvoll anschmachtete, war auch keine Hilfe.
Nach der Stunde fing sie einen Gesprächsfetzen von Sue Carsons Unterhaltung auf: „... er hat Semesterferien. Auf welche Uni er geht, hab ich vergessen...“ Elena hing das rücksichtsvolle Schweigen zum Hals heraus. Sie fuhr herum und mischte sich unaufgefordert in die Unterhaltung ein.
„Wenn ich du wäre“, sagte sie zu Sue, „würde ich mich von Damon fernhalten. Ich meine es ernst.“ Überraschtes, verlegenes Gelächter erklang. Sue war eine der wenigen gewesen, die Elena nicht geschnitten hatte. Jetzt schien ihr das leid zu tun.
„Weshalb?“ fragte Sues Gesprächspartnerin zögernd. „Weil du auch ein Auge auf ihn geworfen hast? Oder?“ Elenas eigenes Lachen klang hart. „Weil er gefährlich ist“, erklärte sie mit Nachdruck. „Und ich mache keine Witze.“ Die beiden starrten sie nur an. Elena ersparte ihnen weitere Peinlichkeiten, indem sie sich auf dem Absatz umdrehte und ging. Sie zerrte Bonnie aus dem schnell wachsenden Kreis von Alarics Anbeterinnen, die sich nach dem Unterricht um ihn scharten, und schleppte sie mit zu Meredith' Schließfach.
„Wo gehen wir hin? Ich dachte, wir wollten Caroline zur Rede stellen.“ „Nicht mehr nötig“, erwiderte Elena knapp.
„Warte, bis wir zu Hause sind. Dann erzähle ich dir, warum.“ „Ich kann's nicht glauben“, staunte Bonnie eine Stunde später. „Ich meine, doch, ich glaub's natürlich. Aber es ist unfaßbar. Selbst bei Caroline.“ „Der Plan ist auf Tylers Mist gewachsen“, sagte Elena düster. „Soviel zu deiner Theorie, daß sich Männer nicht für Tagebücher und solchen Kram interessieren.“ „Eigentlich sollten wir ihm dankbar sein“, warf Meredith ein. „Denn nur durch ihn haben wir zumindest Zeit bis zum Gründertag, um etwas zu unternehmen. Warum soll die ganze Sache ausgerechnet dann steigen, Elena?“ „Tyler hat etwas gegen die Fells.“ „Aber die sind doch tot“, wandte Bonnie ein. „Das scheint Tyler nichts auszumachen. Ich kann mich erinnern, daß er auf dem Friedhof am Grab der Fells etwas Ähnliches erzählt hat. Er glaubt, sie haben seinen Vorfahren den rechtmäßigen Platz als Gründer von Fell's Church gestohlen.“ „Ist etwas in dem Tagebuch, das Stefan ernsthaft schaden könnte, Elena?“ fragte Meredith ernst. „Außer der Sache mit dem alten Mann?“ „Reicht das nicht?“ Elenas Herz begann unter Meredith' ruhigem Blick heftiger zu klopfen.
Warum fragte sie das? „Das genügt, um Stefan aus der Stadt zu jagen, wie sie es
vorhaben“, stimmte Bonnie zu. „Und es ist Grund genug, daß wir Caroline das Tagebuch wieder abjagen müssen“, fügte Elena hinzu. „Bleibt nur die Frage, wie?“ „Caroline hat Tyler gesagt, daß sie es irgendwo sicher versteckt hat.
Wahrscheinlich in ihrem Haus.“ Meredith kaute nachdenklich auf den Lippen. „Sie hat nur einen Bruder, der die achte Klasse besucht. Und ihre Mutter arbeitet nicht, geht aber oft einkaufen. Haben die immer noch das
Dienstmädchen?“ „Warum?“ wollte Bonnie wissen. „Nun, wir wollen doch nicht überrascht werden, wenn wir in das Haus einbrechen.“ „Wenn wir was?“ Bonnies Stimme überschlug sich fast. „Du tickst wohl nicht mehr richtig.“ „Was sollen wir denn machen? Däumchen drehen
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