Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
Elena hörte, wie Tante Judith mit Freunden, Nachbarn und der Schule sprach. Sie versicherte allen, daß es Elena gutgehe. Die Ereignisse der letzten Nacht hätten sie nur sehr mitgenommen, und sie hätte leichtes Fieber. Aber mit ein wenig Ruhe würde alles wieder in Ordnung kommen. Meredith und Bonnie setzten sich neben Elena.
„Willst du reden?“ fragte Meredith leise. Elena schüttelte den Kopf und starrte ins Feuer. Sie waren alle gegen sie. Tante Judith hatte unrecht. Es ging ihr nicht gut. Und es würde ihr auch nicht gutgehen, bis Stefan gefunden war. Matt kam vorbei. Sein blondes Haar und sein Parka waren voller Schnee.
Elena sah ihn
hoffnungsvoll an. Gestern, als der Rest der Schule Stefan lynchen wollte, hatte Matt geholfen,
hoffnungsvoll an. Gestern, als der Rest der Schule Stefan lynchen wollte, hatte Matt geholfen, ihn zu retten. Aber heute erwiderte er ihren Blick nur mit Bedauern, und seine Besorgnis galt allein ihr. Die Enttäuschung war kaum zu ertragen. „Was machst du hier?“ fuhr Elena ihn an. „Willst du dein Versprechen halten, ,auf mich aufzupassen'?“
Man sah Matt kurz an, daß ihn ihre Worte verletzten: Aber seine Stimme war ruhig. „Zum Teil, vielleicht. Aber ich versuche immer, auf dich aufzupassen, unabhängig davon, was ich versprochen habe. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Elena, hör mir zu...“ Sie war nicht in der Stimmung, irgend jemandem zuzuhören. „Es geht mir gut, danke. Also, hör auf, dir Sorgen zu machen. Außerdem sehe ich nicht ein, warum du ein Versprechen halten willst, daß du einem Mörder gegeben hast.“
Überrascht blickte Matt zu Meredith und Bonnie. Dann schüttelte er hilflos den Kopf. „Du bist nicht fair.“ Elena war auch nicht in der Stimmung, fair zu sein. „Ich hab gesagt, du kannst aufhören, dir wegen mir oder allem, was mich betrifft, Sorgen zu machen. Mir geht's gut, danke.“
Der Wink mit dem Zaunpfahl war nicht zu übersehen. Matt wandte sich zur Tür, gerade als Tante Judith mit einem Tablett voller belegter Brote hereinkam. „Tut mir leid, ich muß weg“, murmelte er und verließ das Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Während des vorgezogenen Abendessens am Kaminfeuer versuchten Meredith, Bonnie, Tante Judith und Robert eine lockere Unterhaltung zustande zu bringen. Elena konnte nichts essen und wollte nicht reden. Die einzige, die nicht von der trüben Stimmung angesteckt wurde, war Elenas kleine Schwester Margaret. Die Vierjährige kuschelte sich fröhlich an Elena und bot ihr Bonbons an, die sie an Halloween bekommen hatte.
Elena umarmte die Schwester heftig und verbarg ihr Gesicht einen Moment in Margarets weißblondem Haar. Wenn Stefan die Möglichkeit gehabt hätte, sie anzurufen oder ihr eine Nachricht zukommen zu lassen, hätte er es inzwischen getan.
Nichts in der Welt hätte ihn davon abhalten können. Es sei denn, er wäre schwerverletzt, oder...
Elena wollte über das „oder“ nicht weiter nachdenken. Stefan lebte. Er mußte einfach noch am Leben sein. Damon war ein Lügner. Aber Stefan war in großen Schwierigkeiten, und sie mußte ihn unbedingt finden. Den ganzen Abend zerbrach sie sich den Kopf darüber und versuchte verzweifelt, einen Plan zu entwerfen. Eins war klar. Sie war ganz auf sich allein gestellt.
Es wurde draußen langsam dunkel. Elena rutschte auf der Couch hin und her und gähnte gespielt. „Ich bin müde“, sagte sie leise. „Vielleicht bin ich ja doch krank. Ich werde zu Bett gehen.“ Meredith beobachtete sie scharf. Sie wandte sich an Elenas Tante. „Mir ist da gerade etwas eingefallen, Miss Gilbert. Vielleicht sollten Bonnie und ich über Nacht hierbleiben. Um Elena Gesellschaft zu leisten“, fügte sie noch hinzu.
„Das ist eine gute Idee.“ Tante Judith war erfreut. „Wenn eure Eltern nichts dagegen haben,
seid ihr willkommen.“
seid ihr willkommen.“ „Es ist einlanger Weg zurück nach Herron. Ich glaube, ich bleibe auch“, sagte Robert. „Ich kann mir's hier auf der Couch gemütlich machen.“ Tante Judith protestierte, daß es oben genügend Gästezimmer gebe, aber Robert gab nicht nach. „Keine Umstände. Die Couch reicht völlig.“ Elena erstarrte, als ihr auffiel, daß man von der Couch den Flur und die Haustürvoll im Blickwinkel hatte. Die hatten das alles geplant, oder zumindest steckten sie jetzt alle unter einer Decke. Man wollte verhindern, daß sie das Haus verließ.
Als Elena, in ihren roten Seidenkimono gewickelt, ein wenig später aus dem
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