Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt
tun wirst? Hast du sie denn vor den Folgen gewarnt, die entstehen können, wenn man mit einem Vampir das Blut austauscht? Vor den Alpträumen, den schrecklichen Visionen? War sie auch dazu bereit?“ Da Damon offensichtlich nicht antworten wollte, fuhr Stefan fort: „Du weißt, das geht gegen jede Ehre.“ „Natürlich weiß ich das.“
Damon reckte sich lässig wie ein schwarzer Panther. „Und es ist dir egal.“ Stefan wandte den Blick ab. Damon warf gelangweilt die Orange fort. Sein Tonfall war weich und einschmeichelnd. „Kleiner Bruder, die Welt wimmelt nur so von ,ehrlosen' Menschen. Warum entspannst du dich nicht endlich und kommst auf die Seite der Sieger? Das macht viel mehr Spaß, glaub mir.“ Stefan fühlte, wie wieder Ärger in ihm aufstieg. „Wie kannst du das sagen? Hast du denn nichts von Katherine gelernt? Sie hatte die Seite der Sieger gewählt.“ „Katherine ist zu schnell gestorben“, erwiderte Damon. Er lächelte wieder, doch seine Augen waren kalt wie Eis. „Und alles, woran du jetzt noch denken kannst, ist Rache.“
Stefan spürte, wie sich ein tonnenschweres Gewicht auf seine Brust senkte. „Rache und dein eigenes Vergnügen.“ „Was gibt es denn sonst? Vergnügen, das ist doch das einzige, was wirklich Bedeutung hat, kleiner Bruder -
Vergnügen und Macht. Und du bist von Natur aus genauso ein Jäger wie ich. Außerdem habe ich dich nicht eingeladen, mir nach Florenz zu folgen. Da du es hier so schrecklich findest, warum gehst du nicht einfach wieder weg?“ fügte er hinzu und zuckte lässig mit den Schultern. Das Gewicht auf Stefans Brust wurde plötzlich fast unerträglich, aber er wich Damons Blick nicht aus. „Du weißt genau, warum“, sagte er leise. Und endlich hatte er die Genugtuung, daß Damon die Augen als erster abwandte.
Stefan hörte noch Elenas Worte. Sie hatte damals bereits im Sterben gelegen. Ihre Stimme war schwach gewesen, aber klar zu verstehen. „Ihr müßt euch umeinander kümmern, Stefan.
Versprich mir, daß ihr euch umeinander kümmert.“ Er hatte es ihr versprochen, und er würde sein Wort halten. Was immer auch passierte.
„Du weiß genau, warum ich nicht wegkann“, wiederholte er.
„Du kannst so tun, als wäre es dir egal. Du kannst der ganzen Welt etwas vormachen, aber mir nicht.“ Es wäre anständig gewesen, die Sache an diesem Punkt auf sich beruhen zu lassen, aber Stefan war nicht in der Stimmung dazu. „Das Mädchen, das du aufgegabelt hast, diese Rachael“, fuhr er brutal fort, „das Haar war okay, aber ihre Augen hatten die falsche Farbe. Elenas Augen waren blau.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und wollte
Damon allein lassen, damit er darüber nachdenken konnte.
Wenn Damon so etwas überhaupt tat. Doch Stefan kam nicht bis zur Tür.
„Es ist soweit“, rief Meredith, den Blick fest auf die Kerzenflamme und die Nadel gerichtet. Bonnie holte tief Luft.
Etwas öffnete sich vor ihren Augen wie ein silberner Faden, ein silberner Tunnel, durch den sie Kontakt aufnehmen konnte.
Sie raste ihn entlang, ohne eine Möglichkeit, anzuhalten oder die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Oh, mein Gott, dachte sie. Wenn ich nun ankomme, und es ist nicht...
Der Blitz in Stefans Kopf war völlig geräuschlos, ohne Licht und so kräftig wie ein Donnerschlag. Zur gleichen Zeit fühlte er ein heftiges Ziehen, einen unwiderstehlichen Drang, jemandem zu folgen. Das war nicht wie Katherines geschicktes, kaum merkbares Unterfangen, ihn in eine bestimmte Richtung zu drängen, sondern eher wie ein lautloser Schrei. Ein Befehl, dem er sich nicht entziehen konnte.
In dem Blitz spürte er eine Gegenwart, aber er konnte kaum glauben, wer das war. Bonnie? Stefan! Du bist es! Es hat funktioniert!
Bonnie, was hast du getan?
Elena hat es mir befohlen. Ehrlich, Stefan, das stimmt. Wir sind in Gefahr, und wir brauchen... Ende. Die Kommunikation brach zusammen, wurde schwächer und verschwand schließlich ganz. Das Zimmer vibrierte noch vom Nachhall der mächtigen Kraft, die freigesetzt worden war.
Stefan und Damon starrten einander sprachlos an.
Bonnie atmete erleichtert aus, es war ihr gar nicht aufgefallen, daß sie so lange den Atem angehalten hatte. Sie öffnete die Augen und konnte sich nicht daran erinnern, sie geschlossen zu haben. Sie lag auf dem Rücken. Matt und Meredith beugten sich besorgt über sie. „Was ist passiert? Hat es geklappt?“
fragte Meredith aufgeregt und griff nach Bonnies Arm.
„Ja.“ Bonnie ließ sich von den beiden
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