Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
das es zu genießen galt.
Der Schmerz verwandelte sich mit Elenas warmem Mund unter seinem in Freude, während ihre Lippen neckend kleine Schmetterlingsküsse formten.
Manchmal dachte er, dass sie am wachsten war, wenn sie so wie jetzt in einem Zustand des Halbschlafs zu sein schien. Sie war immer die Anstifterin, aber er folgte ihr hilflos, wohin auch immer sie ihn führte. Das eine Mal, da er sich ge-weigert, da er mitten im Kuss innegehalten hatte, hatte sie aufgehört, mit ihrem Geist zu ihm zu sprechen, und war in eine Ecke geschwebt, wo sie inmitten von Staub und Spinnweben dagesessen ... und geweint hatte. Und nichts konnte sie trösten, obwohl er sich auf den Holzboden kniete und flehte und schmeichelte und beinahe selbst weinte - bis er sie wieder in die Arme nahm.
Er hatte sich selbst das Versprechen gegeben, diesen Fehler nie wieder zu machen. Aber trotzdem nagten seine Schuldgefühle an ihm, obwohl sie jetzt immer ferner rückten - und immer verschwommener wurden, während Elena den Druck ihrer Lippen plötzlich veränderte und die Welt in Schieflage geriet und er zurückweichen musste, bis sie auf seinem Bett saßen. Seine Gedanken zersplitterten. Er konnte nur noch daran denken, dass Elena wieder bei ihm war, dass sie auf seinem Schoß saß, so aufgeregt, so sprühend, bis er eine Art seidiger Explosion in sich spürte und nicht länger gezwungen zu werden brauchte.
Er wusste, dass sie den wonnevollen Schmerz in seinem Oberkiefer genauso sehr genoss, wie er es tat.
Und dann waren da weder Zeit noch Grund zum Nachdenken. Elena schmolz in seinen Armen dahin und ihr Haar war unter seinen liebkosenden Fingern von geradezu fließender Weichheit. Im Geiste waren sie bereits miteinander verschmolzen. Der Schmerz in seinen Eckzähnen hatte schließlich zu diesem unvermeidlichen Ergebnis geführt und seine Zähne wurden länger, schärfer; als er mit ihnen Elenas Unterlippe berührte, flackerte dieser wonnevolle Schmerz so heftig auf, dass er beinahe aufstöhnte.
Und dann tat Elena etwas, was sie noch nie zuvor getan hatte. Sanft und vorsichtig nahm sie einen von Stefanos Reißzähnen zwischen ihrer unteren und ihrer oberen Lippe gefangen. Und dann hielt sie ihn ganz bewusst einfach zart fest.
Die ganze Welt drehte sich um Stefano.
Einzig seiner Liebe zu ihr und ihren miteinander verbundenen Geistern war es zu verdanken, dass er nicht zubiss und ihre Lippe durchstach. Denn ein uraltes vampirisches Verlangen, das er niemals aus seinem Blut hatte tilgen können, schrie danach, genau das zu tun.
Aber er liebte sie und sie waren eins - und außerdem konnte er sich keinen Zentimeter weit bewegen. Er war wie erstarrt in seiner Wonne. Seine Reißzähne hatten sich noch niemals so weit ausgedehnt, waren noch niemals so scharf geworden, und ohne dass er das Geringste dazu beitrug, hatte die rasierklingenscharfe Kante seines Zahns sich in Elenas volle Unterlippe gebohrt.
Blut tröpfelte sehr langsam seine Kehle hinunter. Elenas Blut, das sich verändert hatte, seit sie aus der Geisterwelt zurückgekehrt war. Früher war es wunderbar gewesen, voller jugendlicher Vitalität und der Essenz von Elenas lebendigem Ich.
Jetzt... war es einfach eine Klasse für sich. Unbeschreiblich. Er hatte noch niemals so etwas wie das Blut eines zurückgekehrten Geistes gekostet. Es war aufgeladen mit einer Macht, die sich von menschlichem Blut so sehr unterschied wie menschliches Blut von tierischem.
Für einen Vampir bedeutete die Kehle hinunterfließendes Blut eine solche Wonne, die sich ein Mensch in seinem ganzen Leben nicht vorstellen konnte.
Stefano hämmerte das Herz in der Brust.
Elena umspielte kokett seinen Reißzahn, den sie immer noch gefangen hielt.
Er konnte ihre Befriedigung/w/7/OT, als der winzige, aufopferungsvolle Schmerz sich in Lust verwandelte, weil sie mit ihm verbunden war und weil sie eins der seltensten aller menschlichen Exemplare war: eins, das es tatsächlich genoss, einen Vampir zu nähren, und das Gefühl liebte, ihm zu trinken zu geben und von ihm gebraucht zu werden. Elena war ein absolut elitäres Wesen.
Heiße Schauder glitten sein Rückgrat hinunter und Elenas Blut sorgte noch immer dafür, dass die Welt sich um ihn herum drehte.
Schließlich ließ Elena seinen Reißzahn los und saugte an ihrer Unterlippe. Sie warf den Kopf in den Nacken und entblößte ihren Hals.
Diese Geste war einfach zu viel, um ihr noch länger zu widerstehen - selbst für ihn. Er kannte die kleinen Pfade an Elenas
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