Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Hals ebenso gut, wie er ihr Gesicht inund auswendig kannte. Und trotzdem ...
Alles ist in Ordnung. Alles ist gut..., zirpte Elena ihm telepathisch zu.
Er senkte seine beiden schmerzenden Reißzähne in eine kleine Vene. Seine Eckzähne waren mittlerweile so rasierklingenscharf, dass Elena beinahe keinen Schmerz verspürte; sie war an das Gefühl des Schlangenbisses gewöhnt. Und für ihn, für sie beide, kam dann das Größte, als die unbeschreibliche Süße von Elenas neuem Blut Stefanos Mund erfüllte und die reine Wonne des Gebens Elena wie eine Welle der lustvollen Glückseligkeit mit sich fortriss.
Es bestand natürlich immer eine gewisse Gefahr, zu viel zu nehmen oder ihr nicht genug von seinem eigenen Blut zu geben, um zu verhindern - nun, offen gesagt, um zu verhindern, dass sie starb. Nicht dass er mehr gebraucht hätte als eine kleine Menge, aber diese Gefahr war im Umgang mit Vampiren einfach unumgänglich. Doch am Ende verschwammen diese dunklen Gedanken in dem schieren Glück, das sie beide überwältigt hatte.
Matt angelte nach seinen Schlüsseln, während er und Bonnie und Meredith sich alle auf den breiten Vordersitz seines klapprigen Wagens drängten. Es war peinlich, neben Stefanos Porsche parken zu müssen. Die Polsterung seiner Rückbank hing in Fetzen, die gerne an der Kehrseite derjenigen Person haften blieben, die dort saß. Aber Bonnie passte schließlich mühelos auf den Notsitz, der nur mit einem behelfsmäßig befestigten Sicherheitsgurt ausgestattet war, zwischen Matt und Meredith. Matt behielt sie im Auge, denn wenn sie aufgeregt war, vergaß sie oft, sich anzuschnallen. Die Straße zurück durch den Alten Wald hatte zu viele schwierige Kurven, als dass man sie unterschätzen durfte, selbst wenn sie wahrscheinlich die Einzigen sein würden, die unterwegs waren.
Keine weiteren Tode mehr, dachte Matt, als er von der Pension wegfuhr. Nicht einmal weitere wundersame Auferstehungen. Matt hatte genug übernatürliche Dinge für den Rest seines Lebens gesehen. Er war genau wie Bonnie; er wollte, dass die Dinge wieder zur Normalität zurückfanden, damit er sein altes, schlichtes, gewöhnliches Leben weiterführen konnte.
Ohne Elena, flüsterte etwas in ihm voller Spott. Aufgeben, ohne auch nur einmal gekämpft zu haben?
He, ich könnte Stefano in keiner Art von Kampf besiegen, selbst wenn man ihm beide Hände hinterm Rücken fesselte und ihm eine Tüte über den Kopf stülpte.
Vergiss es. Das ist zu Ende, ganz gleich, wie sie mich geküsst hat. Sie ist jetzt eine Freundin.
Aber er konnte noch immer Elenas warme Lippen von gestern auf seinem Mund spüren, die leichten Berührungen, von denen sie noch nicht wusste, dass sie zwischen bloßen Freunden gesellschaftlich tabu waren. Und er konnte die Wärme und die wiegende, tanzende Schlankheit ihres Körpers spüren.
Verdammt, sie ist perfekt zurückgekehrt - zumindest physisch, dachte er.
Bonnies klagende Stimme durchdrang seine angenehmen Erinnerungen.
»Gerade als ich dachte, alles würde wieder gut werden«, jammerte sie, den Tränen nah. »Gerade als ich dachte, alles würde sich zum Besten wenden. Würde so, wie es sein sollte.«
Meredith sagte sehr sanft: »Ich weiß, es ist schwierig, wir verlieren sie immer wieder. Aber wir dürfen nicht egoistisch sein.«
»Ich darf«, erwiderte Bonnie energisch.
Ich darf es ebenfalls, flüsterte Matts innere Stimme. Zumindest im Innern, wo niemand meinen Egoismus sehen kann. Der gute alte Matt, Matt wird es nichts ausmachen - was für ein guter Kamerad Matt doch ist. Nun, aber da ist diese eine Sache, die dem guten alten Matt doch etwas ausmacht. Aber sie hat sich für den anderen entschieden und was kann ich tun? Sie entführen? Sie eingesperrt halten?
Versuchen, sie mit Gewalt zu nehmen?
Dieser Gedanke wirkte wie ein Kübel kalten Wassers und Matt wachte auf und konzentrierte sich mehr auf das Fahren. Irgendwie hatte er bereits wie automatisch mehrere Kurven der von Schlaglöchern durchsetzten, einspurigen Straße bewältigt, die durch den Alten Wald führte.
»Wir wollten zusammen aufs College gehen«, beharrte Bonnie. »Und dann wollten wir hierher nach Fell’s Church zurückkehren. Nach Hause. Wir hatten alles geplant - praktisch seit dem Kindergarten -, und jetzt ist Elena wieder ein Mensch und ich dachte, das bedeutete, dass alles wieder so sein würde, wie es sein sollte. Aber es wird nie mehr so sein wie früher, niemals, nicht wahr?« Leiser und mit einem kleinen atemlosen
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