Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Bonnie bestand darauf, dass es irgendeine Kommunikationsmöglichkeit mit Stefano geben müsse, und sie wollte gerade etwas von seinem Blut und einige Haare verlangen, um den Beschwörungszauber bewirken zu können, als er sie sachte darauf hinwies, dass er jetzt ein Handy besaß.
Endlich war es Zeit zu gehen. Die Menschen hatten schließlich Hunger, und Bonnie vermutete, dass das Gleiche für Stefano galt. Er sah ungewöhnlich weiß aus, wie er so dasaß, mit Elena auf dem Schoß.
Als sie sich oben an der Treppe verabschiedeten, musste Bonnie sich Stefanos Versprechen ins Gedächtnis rufen, dass sie und Meredith Elena helfen konnten, wenn sie erwachte. Er würde sie niemals fortbringen, ohne es ihnen zu sagen.
Es war kein richtiger Abschied.
Aber warum fühlte es sich dann so sehr wie ein solcher an?
KAPITEL NEUN
Als Matt, Meredith und Bonnie gegangen waren, blieb Stefano mit Elena zurück, die jetzt von Bonnie schicklich in ihr »Nachthemd« gekleidet war. Die Dunkelheit draußen tat Stefanos brennenden Augen gut - sie brannten nicht vom Tageslicht, sondern von der bitteren Notwendigkeit, guten Freunden traurige Neuigkeiten mitteilen zu müssen. Schlimmer als die brennenden Augen war jedoch das leicht atemlose Gefühl eines Vampirs, der noch nicht getrunken hat. Aber das würde er bald ändern, sagte er sich. Sobald Elena schlief, würde er in den Wald hinausschlüpfen und einen Weißschwanzhirsch finden. Niemand konnte so gut auf die Pirsch gehen wie ein Vampir; und niemand konnte Stefano bei der Jagd das Wasser reichen. Selbst wenn er mehrere Hirsche brauchen sollte, um den Hunger an ihnen zu stillen, würde nicht einer dauerhaften Schaden davontragen.
Aber Elena hatte andere Pläne. Sie war nicht schläfrig, und das Alleinsein mit ihm langweilte sie niemals. Sobald das Motorengeräusch des Wagens ihrer Besucher nicht mehr zu hören war, tat sie, was sie immer in dieser Stimmung tat.
Sie schwebte zu ihm hinüber und neigte ihm das Gesicht entgegen, die Augen geschlossen, die Lippen ein klein wenig geschürzt. Dann wartete sie.
Stefano eilte zu dem einzigen nicht von Fensterläden versperrten Fenster, zog die Jalousie zum Schutz gegen unerwünschte, neugierige Krähen herunter und kehrte zurück. Elena, jetzt leicht errötet, befand sich in exakt derselben Position wie vorhin, die Augen noch immer geschlossen. Manchmal dachte Stefano, dass sie bis in alle Ewigkeit so warten würde, wenn sie einen Kuss wollte.
»Ich nutze dich wirklich aus, Liebste«, sagte er und seufzte. Dann beugte er sich vor und küsste sie sanft.
Elena stieß einen Laut der Enttäuschung aus, der genauso klang wie das Schnurren eines Kätzchens und der mit einem fragenden Ton endete. Sie stupste ihm mit der Nase gegen das Kinn.
»Meine wunderbare Geliebte«, sagte Stefano und strich ihr übers Haar. »Bonnie hat alle Knoten herausbekommen, ohne zu ziehen?« Er beugte sich jetzt hilflos über ihren warmen Körper. In seinem Oberkiefer setzte bereits ein ferner Schmerz ein.
Elena stieß ihn noch einmal fordernd an. Er küsste sie jetzt eine Spur länger.
Logischerweise wusste er, dass sie erwachsen war. Sie war älter und erheblich erfahrener, als sie es vor neun Monaten gewesen war, als sie sich in Küssen innigster Liebe verloren hatten. Aber die Schuldgefühle saßen ihm ständig im Nacken, und er konnte nicht umhin, sich darum zu sorgen, ob er wirklich ihr volles Einverständnis hatte.
Diesmal klang das Schnurren etwas ärgerlich. Elena hatte genug. Urplötzlich überantwortete sie ihm ihr Gewicht und zwang ihn, mit einem Mal ein warmes, körperliches Bündel voller Weiblichkeit in den Armen zu halten, und gleichzeitig klirrte ihr Bitte! so klar, als würde ein Finger über ein Kristallglas streichen.
Es war eins der ersten Worte, die sie zu denken gelernt hatte, als sie stumm und schwerelos erwacht war. Und sie wusste genau, was es bei ihm bewirkte - in seinem Innern.
Bitte!
»Oh, kleine Liebste«, stöhnte er. »Meine kleine, wundervolle Geliebte ...« Bitte!
Er küsste sie.
Es folgte eine lange Zeit des Schweigens, während sein Herz immer schneller und schneller schlug. Elena, seine Elena, die einst sogar selbst ihr Leben für ihn gegeben hatte, lag warm und schläfrig schwer in seinen Armen. Sie gehörte allein ihm und sie gehörten auf genau diese Weise zusammen und er wollte, dass sich von diesem Augenblick an niemals etwas daran änderte. Selbst der schnell anschwellende Schmerz in seinem Oberkiefer war etwas,
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