Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
war: Reinheit. Die sanfte Reinheit eines Seraphim. Das hätte ihn eigentlich abstoßen müssen, aber stattdessen erinnerte es ihn nur daran, dass Elena jemand war, den man ernst nehmen musste, den man niemals unterschätzen durfte.
Ich werde dich ernst oder auf die leichte Schulter nehmen oder auf jede Art und Weise, die du willst, dachte Damon, wenn du nicht so versessen auf meinen idiotischen jüngeren Bruder wärst.
Violette Zwillingssonnen richteten sich auf ihn: Elenas Augen. Sie hatte ihn gehört.
Zum ersten Mal in seinem Leben war Damon von einem Wesen umgeben, das mächtiger war als er. Und für einen Vampir bedeutete Macht schließlich alles: Reichtum, soziale Stellung, Trophäenweiber, Zufriedenheit, Sex, Bargeld, Süßes ...
Es war ein seltsames Gefühl. Nicht gänzlich unangenehm, was Elena betraf. Er mochte starke Frauen. Er hatte jahrhundertelang nach einer gesucht, die stark genug war.
Aber Elenas Blick lenkte seine Gedanken sehr effektiv auf die Gegenwart zurück. Er stellte den Porsche achtlos vor der Pension ab, nahm die immer steifer werdende Bonnie und schwebte die gewundene, schmale Treppe hinauf und auf Stefanos Zimmer zu. Es war der einzige Ort, von dem er wusste, dass es dort eine Badewanne gab. In dem winzigen Badezimmer war kaum genug Platz für drei, und Damon war derjenige, der Bonnie trug. Er ließ Wasser in die uralte, auf vier Füßen ruhende Wanne ein. Dank seiner scharfen Sinne konnte er es so einrichten, dass das Wasser, das in die Wanne lief, genau fünf Grad wärmer war als Bonnies eisige Körpertemperatur. Er versuchte, Elena zu erklären, was er tat, aber sie schien das Interesse verloren zu haben und schwebte in Stefanos Schlafzimmer im Kreis herum. Dabei stieß sie immer wieder gegen das geschlossene Fenster und flog dann zu der offenen Tür hinüber, um hinauszuschauen.
Was für ein Dilemma. Sollte er Elena bitten, Bonnie auszukleiden und zu baden, und dabei riskieren, dass sie Bonnie verkehrt herum in die Wanne steckte? Oder sollte er Elena bitten, diese Aufgabe zu übernehmen, und gleichzeitig über sie beide wachen, ohne sie dabei zu berühren - es sei denn, es käme zur Katastrophe?
Außerdem musste jemand nach Mrs Flowers suchen und heiße Getränke bestellen.
Sollte er eine Notiz schreiben und sie von Elena überbringen lassen? Es konnten jeden Augenblick weitere Opfer ankommen.
Dann fing Damon Elenas Blick auf und alle kleinlichen und konventionellen Sorgen schienen sich in Luft aufzulösen. Worte erreichten sein Gehirn, ohne erst den Umweg über seine Ohren zu machen.
Hilf ihr. Bitte!
Er wandte sich wieder dem Badezimmer zu, legte Bonnie dort auf den dicken Läufer und schälte sie wie ein Shrimp. Runter mit dem Sweatshirt, runter mit dem sommerlichen Top, das sie unter dem Sweatshirt trug. Runter mit dem kleinen BH
- ein A-Körbchen, bemerkte er bekümmert, während er den BH zu Boden warf und dabei versuchte, Bonnie nicht direkt anzuschauen. Aber er konnte nicht umhin zu sehen, dass die Stichwunden, die der Baum hinterlassen hatte, überall waren.
Runter mit den Jeans, dann ein kleines Problem, weil er sich hinsetzen und beide Füße auf seinen Schoß nehmen musste, um ihr die eng geschnürten, halbhohen Sneakers auszuziehen, bevor er ihr die Jeans über die Knöchel streifen konnte.
Runter mit den Socken.
Und das war alles. Bonnie war nackt bis auf ihr eigenes Blut und ihr rosafarbenes, seidiges Höschen. Er nahm sie auf den Arm und legte sie in die Wanne, wobei er selbst nass wurde.
Das Wasser in der Badewanne färbte sich sofort rosa. Damon drehte den Hahn nicht ab, weil die Wanne so groß war, und lehnte sich dann zurück, um die Situation zu überdenken. Der Baum hatte mit seinen Nadeln irgendetwas in sie hineingepumpt. Was immer es war - es war nicht gut. Also musste es raus. Die vernünftigste Lösung war, es herauszusaugen wie bei einem Schlangenbiss, aber er zögerte mit diesem Versuch, bis er davon überzeugt war, dass Elena ihm nicht den Schädel zertrümmern würde, wenn sie ihn dabei ertappte, wie er methodisch an Bonnies Oberkörper saugte.
Er würde es also zunächst mit der zweitbesten Lösung versuchen müssen. Das blutige Wasser konnte Bonnies zierliche Gestalt zwar nicht ganz verbergen, aber es half, die Einzelheiten zu verwischen. Damon lehnte mit einer Hand Bonnies Kopf gegen den Rand der Wanne und begann mit der anderen, das Gift aus einem ihrer Arme zu drücken und zu massieren.
Als er den harzigen Geruch von Kiefern roch,
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