Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Himmel. Oh, nun ja, er konnte genauso gut eine selbstsichere Miene aufsetzen.
»Ich habe einen Kampf gespürt«, erwiderte Stefano. »Und wann bist du zu Peter Pan geworden?«
»Du solltest froh sein, dass du an dem Kampf nicht beteiligt warst. Und ich kann fliegen, weil ich die Macht dazu habe, Junge.«
Das war natürlich pure Prahlerei. In jedem Fall aber war es vollkommen korrekt gewesen, damals, als sie zur Welt kamen, einen jüngeren Verwandten als Ragazzo anzusprechen oder »Junge«.
Das war es jetzt allerdings nicht mehr. Und in der Zwischenzeit analysierte jener Teil seines Gehirns, der nicht einfach dichtgemacht hatte, immer noch. Er konnte Stefanos Aura sehen, konnte sie fühlen, konnte alles tun, nur nicht sie berühren.
Und sie war ... unvorstellbar. Wenn Damon ihm nicht so nah gewesen wäre, wenn er es nicht selbst erlebt hätte, hätte er es nicht für möglich gehalten, dass eine einzige Person so viel Macht besitzen konnte.
Er analysierte diese Situation mit derselben kalten und rationalen Fähigkeit, die ihm sagte, dass seine eigene Macht - selbst nachdem er sich in den letzten Tagen mit dem Blut zahlreicher Frauen geradezu betrunken hatte -, dass seine Macht im Augenblick nichts war im Vergleich zu der von Stefano. Und seine kalte, rationale Fähigkeit sagte ihm auch, dass Stefano wegen dieser Geschichte aus dem Bett gerissen worden war und dass er keine Zeit gehabt hatte - oder gar nicht darüber nachdachte -, seine Aura zu verbergen.
»Nun, sieh dich an«, sagte Damon mit allem Sarkasmus, der ihm zur Verfügung stand - und das war, wie sich herausstellte, eine ganze Menge. »Ist das ein Heiligenschein? Bist du heiliggesprochen worden, während ich nicht hingeschaut habe? Spreche ich jetzt mit dem heiligen Stefano?«
Stefanos telepathische Antwort war alles andere als druckfähig. »Wo sind Meredith und Matt?«, fügte er wild hinzu.
»Oder«, fuhr Damon fort, ganz so, als hätte Stefano gar nicht gesprochen, »darf man dir etwa dazu gratulieren, dass du endlich die Kunst der Verstellung gelernt hast?«
»Und was machst du mit Bonnie?«, verlangte Stefano zu erfahren, wobei er seinerseits Damons Kommentar völlig ignorierte.
»Aber du verstehst dich anscheinend noch immer nicht auf mehrsilbige Worte, daher werde ich es so einfach ausdrücken, wie ich kann. Du hast unseren Kampf absichtlich verloren.«
»Ich habe den Kampf absichtlich verloren«, wiederholte Stefano energisch. Ihm schien klar geworden zu sein, dass Damon keine seiner Fragen beantworten würde, bis er die Wahrheit gesagt hatte. »Ich habe lediglich Gott gedankt, dass du offensichtlich zu wütend oder zu betrunken warst, um viel mitzubekommen. Ich wollte dich und den Rest der Welt daran hindern, herauszufinden, was genau Elenas Blut bewirkt. Also bist du weggefahren, ohne auch nur zu versuchen, sie dir gründlich anzusehen. Und ohne auch nur den leisesten Verdacht zu haben, dass ich dich von Anfang an wie einen Floh hätte abschütteln können.«
»Ich hätte nie gedacht, dass du es in dir hast.« Damon durchlebte noch einmal und in allzu deutlichen Einzelheiten ihren kleinen Kampf. Es war die Wahrheit: Er hatte niemals den Verdacht gehegt, dass Stefanos Darbietung genau das gewesen sein könnte - eine Darbietung - und dass er Damon jederzeit hätte überwältigen und tun können, was immer er wollte.
»Und dort ist deine Wohltäterin.« Damon deutete mit dem Kopf dorthin, wo Elena in der Luft schwebte, die tatsächlich - ja, es war wahr - mit einer Wäscheleine an die Kupplung gebunden war. »Nur ein klein wenig niederer als ein Engel und gekrönt mit Ruhm und Ehre«, bemerkte er, außerstande, sich im Zaum zu halten, während er zu ihr aufschaute. Tatsächlich leuchtete Elena so hell, dass er ebenso gut in die Sonne wie ihr in die Augen hätte sehen können.
»Sie scheint ebenfalls vergessen zu haben, wie man sich tarnt. Sie strahlt so hell wie ein Fixstern.«
»Sie weiß nicht, wie man lügt, Damon.« Es war offenkundig, dass Stefanos Ärger stetig wuchs. »Jetzt sag mir, was los ist und was du mit Bonnie gemacht hast.«
Der Impuls zu antworten: Nichts. Warum denkst du, ich hätte etwas mit ihr gemacht?, war beinahe unwiderstehlich - beinahe. Aber Damon stand einem veränderten Stefano gegenüber, einem, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Dies war nicht mehr der kleine Bruder, den er kannte und den zu Boden zu trampeln er liebte, sagte ihm seine Stimme der Vernunft, und er beachtete diese Stimme.
»Die anderen
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