Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Nahrung und von zu vielen verschiedenen Gefühlen.
Bonnies Kopf glitt unter Wasser.
Beide Vampire sprangen auf sie zu und stießen mit den Köpfen gegeneinander, als sie über der Mitte der Wanne zusammenprallten. Beide wichen kurz benommen zurück.
Damon lachte nicht länger. Stattdessen kämpfte er wie ein Tiger, um das Mädchen aus dem Wasser zu holen. Stefano tat das Gleiche und mit seinen jüngst geschärften Reflexen sah es fast so aus, als würde er gewinnen. Aber es war so, wie Damon es vor erst etwa einer Stunde vermutet hatte - keiner von ihnen zog es auch nur annähernd in Erwägung, mit dem anderen zusammenzuarbeiten, um das Mädchen zu retten. Jeder versuchte, es allein zu tun, und jeder behinderte den anderen.
»Geh mir aus dem Weg, Balg«, knurrte Damon und seine Stimme glich einem bedrohlichen Zischen.
»Du scherst dich keinen Deut um sie. Geh du aus dem Weg ...«
Da schoss aus dem Wasser plötzlich etwas wie ein Geysir, und Bonnie tauchte aus eigenem Antrieb aus dem Wasser auf. Sie spuckte einen Mundvoll aus und rief: »Was ist los?«, mit einer Stimme, die ein Herz aus Stein hätte schmelzen können.
Was auch der Fall war. Als Damon seinen zerzausten kleinen Vogel betrachtete, der instinktiv nach dem Handtuch griff, dem das feurige Haar am Kopf klebte und der mit seinen großen, braunen Augen zwischen den nassen Strähnen hindurchblinzelte, schwoll in Damon etwas an. Stefano lief zur Tür, um den anderen die gute Neuigkeit zu überbringen. Einen Moment lang waren sie allein: Damon und Bonnie.
»Es schmeckt abscheulich«, sagte Bonnie klagend und spuckte noch mehr Wasser aus.
»Ich weiß«, erwiderte Damon, ohne sie aus den Augen zu lassen. Dieses neue Ding, das er fühlte, war in seiner Seele so sehr angeschwollen, dass der Druck beinahe unerträglich wurde. Als Bonnie mit einer jähen Hundertachtzig-Grad-Drehung ihrer Stimmung rief: »Aber ich lebe ja!«, lief ihr herzförmiges Gesicht plötzlich vor Glück an, und der wilde Stolz, den Damon empfand, war berauschend. Er und nur er allein hatte sie von der Schwelle eines eisigen Todes zurückgeholt. Er hatte ihren vergifteten Körper geheilt; es war sein Blut, das das Toxin zerstreut hatte, sein Blut...
Und dann platzte das anschwellende Ding.
Damon hatte das Gefühl, dass es ein spürbares, wenn auch nicht hörbares Krachen war, als der Stein, der seine Seele umschloss, aufplatzte und ein großer Brocken herunterfiel.
Während irgendetwas in ihm sang, presste er Bonnie an sich. Er spürte das nasse Handtuch durch sein Hemd aus Rohseide und fühlte Bonnies zierlichen Körper unter dem Handtuch. Definitiv eine junge Frau und kein Kind mehr, dachte er von Schwindel erfüllt, was immer auch die Schrift auf diesem wohlbekannten pinkfarbenen seidigen Fetzen beteuern mochte. Er klammerte sich an sie, als brauche er sie um ihres Blutes willen - als befänden sie sich in einem von einem Hurrikan aufgepeitschten Meer und als würde er sie verlieren, wenn er sie losließe.
Sein Hals schmerzte heftig, aber überall auf dem Stein breiteten sich weitere Risse aus; er würde zur Gänze explodieren, würde den Damon, den er im Innern barg, hinauslassen - und Damon war zu trunken von Stolz und Glück, ja, Glück, um sich darum zu scheren. Risse breiteten sich in alle Richtungen aus, Steinbrocken flogen weg ... Da stieß Bonnie ihn von sich.
Sie hatte überraschend viel Kraft für jemanden von so zartem Körperbau. Sie befreite sich gänzlich aus seinen Armen. Ihre Miene hatte sich aufs Neue radikal verändert: Jetzt zeigte ihr Gesicht nur Angst und Verzweiflung - und, ja, Abscheu.
»Hilfe! Bitte, irgendjemand muss mir helfen!« Ihre braunen Augen waren riesig und jetzt war ihr Gesicht wieder weiß.
Stefano war herumgewirbelt. Er sah das Gleiche wie Meredith, die aus dem Nebenzimmer herbeigelaufen war und sich unter seinem Arm hinwegduckte, oder wie Matt, der versuchte, in das winzige, überfüllte Badezimmer zu spähen: Bonnie, die ihr Handtuch fest umklammert hielt und versuchte, sich damit zu bedecken, und Damon, der mit ausdrucksloser Miene neben der Badewanne kniete.
»Bitte, helft mir. Er hat mich rufen hören - ich konnte ihn am anderen Ende fühlen - aber er hat nur zugesehen. Er hat zugesehen, wie wir alle starben. Er will alle Menschen tot sehen und unser Blut soll irgendwo über weiße Stufen fließen.
Bitte, holt ihn weg von mir!«
Aha. Die kleine Hexe war tüchtiger, als er gedacht hatte. Es war zwar nicht ungewöhnlich zu bemerken,
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