Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
dass jemand die von einem ausgesandte Botschaft empfing - aber es bedurfte einer besonderen Gabe, festzustellen, wer der Empfänger war. Außerdem hatte sie offensichtlich das Echo einiger seiner Gedanken aufgeschnappt. Sie war begabt, sein Vogel ... nein, nicht sein Vogel, nicht wenn sie ihn mit einem Blick ansah, der so hasserfüllt wie irgend möglich war.
Es folgte Stille. Damon hätte die Gelegenheit gehabt, die Anklage zu leugnen, aber wozu die Mühe? Stefano würde imstande sein, die Wahrheit zu erkennen.
Vielleicht auch Bonnie.
Rasch nacheinander zeigte sich auf allen Mienen Abscheu, als sei es eine hoch ansteckende Krankheit.
Jetzt kam Meredith herbeigeeilt und schnappte sich ein weiteres Handtuch. In der anderen Hand hielt sie irgendein heißes Getränk - Kakao, dem Geruch nach zu urteilen. Er war heiß genug, um eine effektive Waffe abzugeben - es gab keine Möglichkeit, all dieser Flüssigkeit auszuweichen, nicht für einen müden Vampir.
»Hier«, sagte sie zu Bonnie. »Du bist sicher. Stefano ist hier. Ich bin hier. Matt ist hier. Nimm dieses Handtuch; legen wir es dir einfach um die Schultern.«
Stefano hatte schweigend dagestanden und all das beobachtet - nein, er hatte seinen Bruder beobachtet. Nun sagte er, während sein Gesicht einen harten, endgültigen Ausdruck annahm, ein einziges Wort.
»Raus.«
Weggeschickt wie ein Hund. Damon tastete nach seiner Jacke hinter sich, fand sie und wünschte, dass sein Tasten nach seinem Sinn für Humor ebenso erfolgreich sein würde. Die Gesichter um ihn herum zeigten alle den gleichen Ausdruck. Sie hätten in Stein gemeißelt sein können.
Aber sie waren nicht so hart wie der Stein, der sich wieder um seine Seele legte.
Dieser Fels ließ sich bemerkenswert schnell flicken - und eine zusätzliche Schicht wurde hinzugefügt wie bei einer Perle.
Ihre Gesichter zeigten immer noch alle den gleichen Ausdruck, während Damon versuchte, aus dem kleinen Raum hinauszugelangen, in dem viel zu viele Leute waren. Einige von ihnen sprachen; Meredith mit Bonnie, Matt stieß einen Schwall puren, brennenden Hasses aus ... aber Damon hörte die Worte nicht wirklich. Er konnte hier außerdem zu viel Blut riechen. Alle hatten kleine Wunden. Ihre individuellen Gerüche - wie verschiedene Tiere einer Herde - umschlangen ihn. In seinem Kopf drehte sich alles. Er musste hier raus oder er würde sich das nächstbeste warme Gefäß schnappen und es leer trinken. Jetzt war ihm mehr als schwindelig; ihm war zu heiß, er war zu ... durstig.
Sehr, sehr durstig. Er hatte lange Zeit gearbeitet, ohne zu trinken, und jetzt war er umringt von Beute. Sie umkreiste ihn. Wie konnte er sich selbst daran hindern, sich einfach einen von ihnen zu schnappen? Würde ein Einziger wirklich vermisst werden?
Dann war da diese eine, die er noch nicht gesehen hatte, seit er im Badezimmer gewesen war, und die er auch nicht sehen wollte. Zu beobachten, wie Elenas liebreizende Züge sich zu der gleichen Maske des Abscheus verzerrten, die er auf jedem anderen Gesicht hier sah, wäre ... abscheulich, dachte er, während seine alte Leidenschaftslosigkeit endlich zu ihm zurückkehrte.
Aber es ließ sich nicht vermeiden. Als Damon das Badezimmer verließ, war Elena direkt vor ihm, schwebte in der Luft wie ein übergroßer Schmetterling. Sein Blick wurde genau zu dem hingezogen, das er gerade nicht sehen wollte: ihrer Miene.
Aber Elenas Züge spiegelten nicht die Regung der anderen wider. Sie sah besorgt aus, aufgeregt. Aber da war nicht eine Spur von Abscheu oder Hass, die alle anderen Gesichter zeigten. Sie sprach sogar, in dieser seltsamen Gedanken-rede, die auf eigenartige Weise keine Telepathie war, die es ihr aber erlaubte, sich gleichzeitig auf zwei Kommunikationsebenen zu bewegen.
»Da-mon.«
Erzähl von den Malach. Bitte.
Damon sah sie nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Einem Haufen Menschen von sich selbst erzählen? Redete sie absichtlich Blödsinn?
Außerdem hatten die Malach im Grunde gar nichts getan. Sie hatten ihn einige Minuten lang abgelenkt, das war alles. Es hatte keinen Sinn, den Malach die Schuld zu geben, wenn sie in Wirklichkeit nichts anderes getan hatten, als seine eigenen Vorstellungen kurz etwas zu erweitern. Er fragte sich, ob Elena eine Ahnung von dem Inhalt seines kleinen nächtlichen Tagtraums hatte.
»Da-mon.«
Ich kann es sehen. Alles. Aber trotzdem, bitte ...
Oh, nun ja, vielleicht gewöhnten Geister sich daran, die schmutzige Wäsche aller zu sehen. Elena
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